Internationaler Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen

Mit dem Lied "Un violador en tu camino" ("Ein Vergewaltiger auf deinem Weg") demonstrieren Chileninnen gegen Gewalt gegen Frauen.

Der Internationale Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen wurde 1999 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen, führt jedoch zurück auf ein Ereignis aus dem Jahr 1960. Was damals geschehen ist, welche Bedeutung der Tag vor dem Hintergrund der Agenda 2030 und der Papst-Enzyklika "Fratelli tutti" hat und wie AGIAMONDO-Fachkräfte zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen beitragen – eine Übersicht.

Auf der 83. Plenarsitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 17. Dezember 1999, wurde der Internationale Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen verabschiedet. In der entsprechenden UN-Resolution 54/134 legte die Generalversammlung das Datum des Gedenktags auf den 25. November fest und bat darum, „je nach Sachlage, die Regierungen, die zuständigen Organisationen, Organe, Fonds und Programme des Systems der Vereinten Nationen sowie andere internationale und nichtstaatliche Organisationen, an diesem Tag Aktivitäten zu organisieren, die darauf abzielen, die Öffentlichkeit stärker für das Problem der Gewalt gegen Frauen zu sensibilisieren.“ Seitdem wird dieser Tag jährlich weltweit mit einer Vielzahl an Aktionen begangen.

Ursprung des UN-Tages: die Ermordung der Schwestern Mirabal

Dass der Internationale Tag für die Beseitigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November gefeiert wird, geht auf eine historische Begebenheit zurück: Die Ermordung der Schwestern Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal am 25. November 1960 durch Schergen des dominikanischen Diktators Rafael Trujillo. Die drei Schwestern und deren Ehemänner waren Teil der Gruppe "Agrupación política 14 de junio" (Bewegung des 14. Juni), die gegen das Regime der Dominikanischen Republik agierte und den Sturz des Diktators Rafael Trujillo plante. Nachdem der Aufstand der Bewegung gegen das Regime gescheitert war, wurden Mitglieder der Familie Mirabal inhaftiert, auf Druck der USA und der Organisation Amerikanischer Staaten kurze Zeit später wieder freigelassen. Die Männer von Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal blieben jedoch in Haft. Am 25. November 1960 besuchten die drei Schwestern ihre Männer im Gefängnis von Puerto Plata und wurden auf dem Rückweg von Handlangern des Regimes erdrosselt. Seitdem gelten die "Hermanas Mirabal" in der Dominikanischen Republik als Symbol für den Widerstand gegen die Diktatur.

Weitere Entwicklung zum offiziellen Gedenktag der Vereinten Nationen

Bei einer Zusammenkunft lateinamerikanischer und karibischer Feministinnen im Jahr 1981 wurde der 25. November im Andenken an die drei Schwestern zum Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen ausgerufen. In den folgenden Jahren griffen Menschenrechtsorganisationen das Datum auf, um mit Veranstaltungen zu Themen wie Zwangsprostitution, sexueller Missbrauch, Sextourismus, Vergewaltigung, Genitalverstümmelung, Häusliche Gewalt und Zwangsheirat auf die vorhandenen Defizite bei der Prävention von Gewalt gegenüber Frauen aufmerksam zu machen. Im Jahr 1999 wurde der Tag von den Vereinten Nationen offiziell als Gedenktag aufgegriffen.

AGIAMONDO-Partnerorganisationen und -Fachkräfte arbeiten an der "Beseitigung der Gewalt gegen Frauen"

Die "Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" ist auch Kernthema vieler AGIAMONDO-Partnerorganisationen und damit der Arbeit von AGIAMONDO-Fachkräften. So setzt sich die sierra-leonische Nichtregierungsorganisation WAVES ("Women Against Violence and Exploitation in Society Sierra Leone") gegen weibliche Genitalverstümmelung und sexualisierte Gewalt ein und kämpft für die Rechte von Frauen und Mädchen. AGIAMONDO-Fachkraft Hannah Kentouche ist im Personalprogramm "Ziviler Friedensdienst" von AGIAMONDO bei WAVES in der Advocacy-Arbeit für Frauenrechte tätig und arbeitet dort zusammen mit ihren Kolleg*innen unter anderem daran, für Frauen und Mädchen in Sierra Leone Gleichheit vor dem Gesetz und Zugang zur Justiz zu erreichen. Mehr zur Arbeit von WAVES erfahren Sie hier.

Andrea Barriga war von 2017 bis 2020 ebenfalls AGIAMONDO-Fachkraft in Sierra Leone. Sie arbeitete dort als Trainerin für Gender und Peacebuilding bei der Justice and Peace Commission Caritas Freetown. In unserem Video-Beitrag berichtete sie davon, wie sie in ihrer Arbeit mit Frauen und Mädchen in Sierra Leone das so genannte "Body Mapping" einsetzte, um deren Gewalterfahrungen aufzuarbeiten.

AGIAMONDO-Fachkraft Eva Disegna arbeitete von 2018 bis 2020 als Beraterin für Not- und Übergangshilfe bei Caritas in Nigeria, wo die Diskriminierung von Mädchen und Frauen, geschlechtsspezifische Gewalt und Kinderheirat weit verbreitet sind. Hier berichtet Disegna, wie sie dem zusammen mit ihrer Partnerorganisation entgegenwirkte.

Linda Auth ist seit 2021 AGIAMONDO-Fachkraft in Papua-Neuguinea, wo sie im "House of Hope" der katholischen Diözese Mendi als Sozialarbeiterin mitarbeitet – einem Zufluchtsort für von Gewalt betroffene Frauen, vorrangig Opfer von Hexenverfolgung. Wir hatten Linda Auth vor Ihrer Ausreise dazu befragt, was sie von ihrer Arbeit als AGIAMONDO-Fachkraft erwartet und wie sie dabei ihre bisherigen Erfahrungen einbringen wird.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen beseitigen: Würdigung durch Agenda 2030 und Papst Franziskus

Auch im Hinblick auf die in der Agenda 2030 formulierten 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals; SDGs) hat der UN-Tag eine Bedeutung. Das Nachhaltigkeitsziel Nr. 5 mit dem Wortlaut "Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen" widmet sich mit dem Unterziel 5.2. "Alle Formen von Gewalt gegen alle Frauen und Mädchen beseitigen" explizit dem gleichen Thema wie der UN-Tag. Auch im Hinblick auf die in der Agenda 2030 formulierten 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals; SDGs) hat der UN-Tag eine Bedeutung. Das fünfte Nachhaltigkeitsziel mit dem Wortlaut "Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen" widmet sich mit dem Unterziel 5.2. "Alle Formen von Gewalt gegen alle Frauen und Mädchen beseitigen" explizit dem gleichen Thema wie der UN-Tag. Dabei geht es konkret um die Abschaffung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen "im öffentlichen und privaten Bereich, einschließlich Menschenhandel sowie sexueller und anderer Formen der Ausbeutung". Eine Anfang 2022 im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichte Studie zeigt jedoch, dass weltweit Regierungen "nicht auf dem richtigen Weg [sind], um die SDG-Ziele zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu erreichen." Die Forscher hatten in ihrer Studie Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen in Partnerschaften beleuchtet und kamen zu dem Ergebnis, dass weltweit mehr als jede vierte Frau zwischen 15 und 49 Jahren mindestens einmal Gewalt in der Partnerschaft erfahren hat. Die Handlungsempfehlung der Wissenschaftler: Regierungen, Gesellschaften und Gemeinschaften müssten dem Thema mehr Aufmerksamkeit widmen, mehr investieren und dringend handeln, um die Gewalt gegen Frauen zu reduzieren, unter anderem durch Wiederaufbaubemühungen nach der Coronapandemie, die die ohnehin schon hohe Belastung durch Gewalt in Paarbeziehungen weiter verschärft habe.

Auch Papst Franziskus weist in seiner Anfang Oktober 2020 veröffentlichten Enzyklika "Fratelli tutti" darauf hin, dass "Gesellschaften auf der ganzen Erde noch lange nicht so organisiert [seien], dass sie klar widerspiegeln, dass die Frauen genau die gleiche Würde und die gleichen Rechte haben wie die Männer" und unterstreicht, dass es inakzeptabel sei, "dass eine Person weniger Rechte hat, weil sie eine Frau ist".

Text: Theresa Huth

Zuletzt aktualisiert: 25.02.2022