Themenschwerpunkte

Interreligiöser Dialog

Religionen gelten für Viele als Verursacher von Konflikten. Gleichzeitig gibt es viele Beispiele dafür, dass Religionen den Frieden voranbringen. In vielen Regionen der Welt sind Religionen und Kirchen Friedensstifter, ohne die die Spannungen größer wären. Religionen haben häufig einen großen Einfluss auf Menschen und Politik. Wir leben in einer Zeit, in der gesellschaftliche Veränderungsprozesse sehr dynamisch verlaufen. Menschen suchen darin nach Orientierung und Sicherheit. Religionen können dies bieten, aber sie können ebenso Teil des Problems sein wie Teil der Lösung. Allzu oft werden sie für machtpolitische Zwecke missbraucht. Gleichzeitig bemühen sich viele Vertreter/innen von Kirche und Religionsvertreter in Konflikten um Ausgleich und Frieden. Doch wie können Religionen das friedliche Miteinander fördern? Die Antwort: Ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben. Und miteinander im Sinne des Gemeinwohls und des Friedens durch konkretes Handeln an einem Strang ziehen.

Religion ist nicht per se das Problem und nicht per se das Sicherheitsrisiko. Alle Religionen haben im Kern eine Friedensbotschaft.

Matthias Eder, ZFD-Fachkraft in Kenia

Respekt vor anderen Religionen

Der interreligiöse Dialog wird dabei von der Überzeugung geleitet, dass sowohl der Respekt vor anderen Religionen als auch das gemeinsame Lernen Grundlage für eine friedliche Koexistenz der Religionsgemeinschaften sind. Dabei unterstützen ZFD-Fachkräfte von AGIAMONDO die christlichen Partnerorganisationen, die den Friedensprozess begleiten und fördern.

Dialog der Religionen

Im Wissen um die hohe Bedeutung von Religion in den Gesellschaften baut AGIAMONDO den Themenbereich „Interreligiöser Dialog“ aus. ZFD-Fachkräfte und Mitarbeiter/innen von Partnerorganisationen arbeiten die Bedingungen die interreligiöser Dialog braucht heraus und entwickeln Konzepte und Strategien dafür. Mehr und mehr kann AGIAMONDO dabei interreligiöse Netzwerke unterstützen die sich in den Partnerländern bilden. Eine weitere Aufgabe ist es, interreligiöses Verständnis nicht nur allgemein in Bildungssysteme zu integrieren, sondern vor allem auch in der Priesterausbildung zu verankern, um so Toleranz und das Potential des Zusammenwirkens zu lehren.

Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit und Versöhnung

Die Erfahrung von Unrecht und Gewalt hinterlässt tiefe Einschnitte im Leben der betroffenen Menschen und Gesellschaften. Sie wirken über die Vergangenheit und Gegenwart in die Zukunft einer Gesellschaft hinein und beeinflussen das Zusammenleben. Damit Frieden wieder wachsen kann und die oft traumatisierenden Erfahrungen verarbeitet werden können, brauchen Opfer dauerhafte Begleitung. Zudem benötigen Gesellschaften ein umfassendes Verständnis darüber, wie sie mit der durch Gewalt und Unrecht belasteten Vergangenheit umgehen und sie bearbeiten können. Erinnerungsarbeit hilft den von Gewalt betroffenen Menschen und Gesellschaften, ihre ethnische, religiöse und kulturelle Identität wiederzugewinnen und zu stärken. Orte der Erinnerung wie Gedenkstätten sind hierbei sehr wichtig.

Zivilgesellschaftliches und kirchliches Engagement

Kirchliche und zivilgesellschaftliche Organisationen verfügen über beträchtliche Ressourcen und Potentiale für den Einsatz für Wahrheit, Erinnerung und Gerechtigkeit, sowie für den Umgang mit Verletzung und Verlust. Sie sind meist die ersten und wichtigsten Anlaufstationen für die Opfer, gerade in den schwierigsten Momenten, und genießen gerade aufgrund dieser Verlässlichkeit ihr Vertrauen. Mit vielfältigen Programmen geben sie den Opfern Halt und ermöglichen einen angemessenen Umgang mit den Tätern. Sie bieten den betroffenen Menschen ein Identifikationsangebot – über politische und ethnische Grenzen hinweg. Sie können Vertrauen und Dialogfähigkeit stärken und so Brücken zwischen Betroffenen und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen bauen helfen.

Kirchliche Organisationen nehmen als religiöse Akteure in Gesellschaften die spirituellen Bedürfnisse ernst, die für gewaltbelastete Menschen im Hinblick auf Trauer, Heilung und Versöhnung von zentraler Bedeutung sind.

Vom Theater über Reintegration bis Museum

Der Umgang mit einer gewaltbelasteten Vergangenheit hat viele Facetten. ZFD-Fachkräfte unterstützen z.B. Theaterprojekte, bei denen Opfer wieder Mut und eine Stimme bekommen. Sie bauen zusammen mit einheimischen Organisationen Erinnerungsorte auf und tragen zur Wiederherstellung kollektiver Gedächtnisse bei. Sie helfen bei der Suche nach vermissten Familienmitgliedern oder unterstützen die Gesellschaft bei der Reintegration von Gewaltakteuren. Zudem beraten sie die Partner bei der Dokumentation und Wahrheitsfindung sowie in der Vertretung der Opferinteressen in der historischen und juristischen Aufarbeitung der Gewalt

Anwaltschaft für Dritte (Advocacy)

In vielen Krisenregionen haben Menschen keinen oder kaum Einfluss auf politische und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse. Dieses erzwungene Schweigen behindert die konstruktive und gewaltfreie Bearbeitung von Konflikten. Damit Konfliktvorsorge und -nachsorge erfolgreich sind, wirken kirchliche und zivile Friedensakteure auf politische und gesellschaftliche Kräfte ein. Sie werden herbeigerufen (griechisch: advocare, herbeirufen) und übernehmen die Anwaltschaft für eben jene marginalisierten Menschen.

Die Friedenskräfte beziehen Stellung für die Opfer und machen auf Verletzungen der Menschenrechte aufmerksam. Es ist wichtig, diese Zusammenarbeit fortzusetzen.

Erzbischof Luis Augusto Castro, Kolumbien

Wie sieht die Advocacy-Arbeit aus?

Kirchliche und nichtkonfessionelle Organisationen, die Advocacy-Arbeit leisten, sind Teil der engagierten Zivilgesellschaft. Sie fordern die Rechte von benachteiligten Gruppen oder Einzelnen ein, informieren die Öffentlichkeit zu Konfliktthemen, begleiten Opfer von bewaffneten Konflikten vor Gericht und Institutionen, dokumentieren Gewalttaten oder arbeiten an der Wahrheitsfindung. Zudem initiieren sie Kommunikationskampagnen, bieten Demokratisierungsprogramme an und bilden die Bevölkerung vor Ort politisch weiter.

Unterstützer und Begleiter

Die internationalen AGIAMONDO-Fachkräfte im ZFD unterstützen die Arbeit von Advocacy-Partnern, indem sie bei der Organisationsentwicklung beraten, Aus- und Fortbildungen anbieten, die Netzwerkbildung stärken und Dialoge mit politischen und gesellschaftlichen Akteuren initiieren. Dabei arbeiten Sie stets im Auftrag der einheimischen Partnerorganisationen als integrierte Mitarbeiter/innen im Team mit nationalen Fachkräften.

Diese Arbeit der Advocacy-Partner im Globalen Süden verstärkt die Geschäftsstelle von AGIAMONDO in Deutschland, insbesondere durch die Mitarbeit in politischen Netzwerken und weitere anwaltschaftliche Aktivitäten..

Leseempfehlungen

Interreligiöser Dialog: Vom Dialog ins Handeln kommen

Religionen können verbinden, aber auch Konflikte verstärken. Interreligiöse Zusammenarbeit ist deshalb ein wichtiger Teil der Friedensarbeit. Über die Anliegen und Ansätze des Interreligiösen Dialogs (IRD) berichtet Ulrike Hanlon, ehemalige ZFD-Teamleiterin bei AGIAMONDO.

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Internationaler Workshop in Liberia – gemeinsam Lernen und Versöhnung stärken

"Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit und Versöhnung" ist ein Schwerpunktthema im ZFD. Im April 2023 befasste sich ein internationaler Workshop in Liberia mit den Erfahrungen in dem westafrikanischen Land.

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