Das Panorama, vor dem Claudia und Celso stehen, könnte harmonischer nicht anmuten: Unterhalb des schattigen Felsplateaus, auf dem sich die beiden Jugendlichen treffen, liegt der Atitlánsee türkisblau in der warmen Sonne Guatemalas. Schleierwolken ziehen vorüber, im Hintergrund recken die Vulkane Tolimán, Atitlán und San Pedro ihre dunklen Kegel in den tiefblauen Himmel. Es ist ein ruhevoller Ort in der Hochlandregion Sololá, doch die Stille wird jäh durchbrochen.
Erkennen, was Gewalt mit einem macht
Celso und Claudia beginnen, sich zu streiten. Celso erhebt drohend die Faust, Claudia duckt sich weg. Celso will gerade auf sie zustürzen, bleibt dann aber stehen und schaut zu Sebastian May hinüber, der mit einem Notizblock neben ihn getreten ist. Die Szene der beiden Jugendlichen ist Teil eines Workshops zu Gewalt und Konfliktlösung, den ZFD-Fachkraft May gemeinsam mit seiner Kollegin Verónica Pérez von der Partnerorganisation Kaji B’atz’ organisiert hat und begleitet. Der Workshop soll junge Menschen dazu bewegen, sich mit Machismo auseinanderzusetzen und verdeutlichen, was Gewalt mit einem macht und wie man sich davor schützen kann.
„Vielen Jugendlichen fällt es schwer, sich alternative Verhaltensweisen überhaupt vorzustellen“, sagt May. Frustration und Aggressivität gehören für die meisten von ihnen zum Alltag. Jahrhundertelange Unterdrückung, Kolonialismus, Rassismus und nicht zuletzt der interne bewaffnete Konflikt in Guatemala haben ihre Spuren im Gedächtnis der Menschen hinterlassen. Kaji B’atz’ will hier ansetzen und fördert mit Austausch- und Bildungsangeboten die soziale Teilhabe von Jugendlichen sowie deren Einsatz für eine Friedenskultur im Land.