Treffen zurückgekehrter AGIAMONDO-Fachkräfte und ihrer Familien

Gruppenfoto der zurückgekehrten AGIAMONDO-Fachkräfte und ihrer Familien auf der Wiese des Landhauses

Vom 6. bis 8. Mai trafen sich ehemalige AGIAMONDO-Fachkräfte mit ihren Familien zu einem Begegnungs- und Austauschwochenende im Landhaus am Heinberg bei Warburg.

 

"Kommt, wir spielen!" Ein paar Fünfjährige rennen über die Obstwiese, im Garten sind Erwachsene in ein Gespräch vertieft und im Hof sitzen einige Kinder über einem Buch, das in bunten Bildern die Vielfalt der Menschen beschreibt.

Vielfalt und Gemeinschaft, die ermutigt, standen im Mittelpunkt des Begegnungs- und Austauschwochenendes Anfang Mai. Ehemalige AGIAMONDO-Fachkräfte trafen sich als sogenannte Rückkehrer*innen mit ihren Partner*innen und Kindern bei schönstem Frühlingswetter im Landhaus am Heinberg bei Warburg. Fast fünfzig Personen, davon mehr als die Hälfte Kinder, kamen zusammen, um gemeinsam an Erfahrungen im Ausland anzuknüpfen, sich zum Thema Rückkehr als Familie auszutauschen und in die Zukunft zu blicken: Wie können wir unsere vielfältigen Perspektiven in die Gesellschaft einbringen?

Rückblicke, Augenblicke, Ausblicke

Die Idee zu dem Wochenende war beim AGIAMONDO-Sommertreffen im September 2021 in Köln entstanden, bei dem neben Austausch als weiterer wichtiger Aspekt Vernetzung stand. Friederike Dillenseger-Wekesa, Nicola Maier und Eva Tempelmann hatten dort festgestellt: Viele ehemalige Fachkräfte, die mit Familie unterwegs waren, wünschen sich mehr Austausch und Begegnung. Kerstin Kude, Leiterin des AGIAMONDO-Teams Personalentwicklung für internationale Fachkräfte, sagte daraufhin die finanzielle Unterstützung des Treffens über AGIAMONDO zu, Nicola Maier bot das Landhaus als Begegnungsstätte an und entwarf mit ihren Kolleginnen ein Rahmenprogramm für die großen und kleinen Teilnehmer*innen.

Verbindungen stärken

"Ich bin beeindruckt von der Vielfalt der Familien, die hier sind", sagt Robinson Wekesa, der mit Baby Jomo auf der Wiese in der Sonne sitzt. Er lebt seit 2017 in Deutschland, seine Frau Friederike Dillenseger-Wekesa hat als AGIAMONDO-Fachkraft mit Jugendlichen in den Slums der kenianischen Hauptstadt Nairobi gearbeitet. Die fünfköpfige Familie fühlt sich in beiden Ländern zuhause. Hier spüre er, sagt Wekesa, dass es anderen Familien ähnlich gehe. "Diese Verbindung ist sehr bestärkend."

Christian Maier mit seiner jüngsten Tochter Noemi, Verena Ebertz und Jonas Rüger sind ins Gespräch vertieft (von links).
AGIAMONDO-Fachkraft Friederike Dillenseger-Wekesa und Robinson Wekesa mit ihrem Kind
Abends trafen sich alle am Lagerfeuer.
Die drei Initiatorinnen des Treffens: Friederike Dillenseger-Wekesa, Nicola Maier und Eva Tempelmann (von links)
In einem der Aufenthaltsräume des Landhauses musizieren Kinder und Erwachsene gemeinsam als Improvisatons-Orchester.
Kurz vor der Abreise: die Kinder spielen vor dem Landhaus, die Erwachsene verabschieden sich.

Für ZFD-Fachkraft Niklas Cramer ist das Wochenende ein erstes Ankommen. Er ist mit Partnerin Hanna und Kleinkind Leo Anfang des Jahres aus Sri Lanka zurückgekehrt und dankbar für die Gespräche, die während des Wochenendes an den verschiedensten Orten stattfinden: in der Küche während der Essensvorbereitungen, bei einer Wanderung oder abends am Lagerfeuer.

Vielfalt wertschätzen

Die Themen kreisten um das eigene (Er-)Leben und das Mitgestalten der Gesellschaft: Wie umgehen mit den eigenen Privilegien? Wie leben und arbeiten mit Kindern in Zeiten der Pandemie? Wie eingehen auf Rassismus und globale Machtstrukturen, wie Vielfalt stärken – auch mit den Jüngsten?

"Unsere Kinder merken nach den Jahren im Ausland, dass sie manche Dinge anders sehen, weil sie andere Erfahrungen gemacht haben", bemerkt Verena Ebertz, die als mitausgereiste Partnerin mit drei Kindern fünf Jahre in Kolumbien gelebt hat. Nicola Maier nickt zustimmend. Sie war mit ihrer Familie von 2013 bis 2017 im ländlichen Bontoc in den Philippinen und unterstützte dort ein Familienpastoralteam. Nach der Rückkehr stellten sie fest: Das einfache Leben vor Ort lässt sich nicht so einfach in die Lebensrealität in Deutschland übertragen. Oder doch?

Ort der Begegnung

Bewusst hat sich Familie Maier, die heute mit fünf Kindern im Landhaus am Heinberg lebt, auch in Deutschland für ein Leben in Gemeinschaft entschieden. "Dieser Ort lädt Menschen ein, in Verbindung zu kommen", beschreibt Nicola Maier das Ambiente des Selbstversorgerhauses, das sich "einfach (und) besonders" nennt. Sie schätzt die Vielfalt der Gruppen, die hier zusammenkommen und die ganze Bandbreite der Gesellschaft widerspiegeln: internationale Gruppen, Familien vom Rande der Gesellschaft, Naturverbundene oder Geflüchtete.

Gemeinsam gestalten

Vielfalt erkennen, wertschätzen und pflegen: das erfuhren die Kinder während des Treffens mit allen Sinnen. Sei es bei einem improvisierten Orchester, in dem jedes einzelne Instrument zu einem gemeinsamen Rhythmus beitrug, oder beim Austausch über Zugehörigkeit und Einzigartigkeit, in der Schule und in der Familie. "Dass wir hier alles gemeinsam machen – das war super", sagt Jakob (11) am Ende des Treffens. Ein Wiedersehen mit der Gruppe hat er fest eingeplant.

11.05.2022

Text: Eva Tempelmann