Multireligiöses Sri Lanka
Der neue Alltag bedeutet für ihn konkret: Er wird in der Hauptstadt Colombo beim CSR als Trainer für gewaltfreie Kommunikation und interreligiösen Dialog tätig sein. Der Politikwissenschaftler mit einem Master in Advanced International Studies greift dabei auf viele Jahre Arbeitserfahrung in Ländern West- und Ostafrikas zurück, wo er Organisationen dabei unterstützte, Menschen religionsübergreifend zusammenzubringen, zum Beispiel mit Mediationen für Alltagskonflikte zwischen Angehörigen verschiedener Religionsgruppen.
Um Gerechtigkeit und Frieden zu fördern, arbeitet das CSR mit benachteiligten Menschen unabhängig von religiöser oder politischer Zugehörigkeit zusammen. Die Folgen des 40 Jahre andauernden Bürgerkriegs, der 2009 endete, prägen Sri Lanka immer noch stark. Ethnische und religiöse Gruppen sind polarisiert, das Misstrauen innerhalb der Gesellschaft sitzt tief. Eder betreut bereits laufende Projekte der CSR, bildet Trainer*innen für interreligiöse Arbeit aus und stärkt die Netzwerke des CSR generell – eine Mischung aus Projektmanagement und Organisationsentwicklung. Seine Erfahrung aus Kenia kann er hier gut einbringen.
Hilfreicher Blick von außen
Dort baute er als AGIAMONDO Fachkraft des Zivilen Friedensdienstes das Institut für Interreligiösen Dialog und Islamische Studien (IRDIS) an der Katholischen Universität in Nairobi mit auf. Es bietet akademische Programme für Menschen, die in multireligiösen Kontexten arbeiten, organisiert Konferenzen und etabliert Partnerschaften zwischen katholischen und muslimischen Organisationen.
Auch in Sri Lanka wird Matthias Eder seine Partnerorganisation darin stärken, den Austausch mit anderen Organisationen auszubauen, die den gleichen Ansatz haben wie das CSR. Er geht mit einer offenen Haltung auf andere zu, nimmt sich Zeit und probiert Dinge aus. Bei Workshops habe er zum Beispiel oft die sogenannten Goldenen Regeln der Nächstenliebe vorgestellt, die in allen Weltreligionen zu finden sind. Zunächst als unkommentierte Sätze: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, seid freundschaftlich mit allen verbunden, wünschet anderen nichts, was ihr nicht für euch selbst wünschet. Dann mit der Zuordnung zu den jeweiligen Religionen. Die Wirkung dieser kleinen Übung – dass wir Menschen uns ähnlicher sind, als wir uns zutrauen – sei enorm, sagt Eder.
In Zeiten, in denen Religionen oft benutzt würden, um Konflikte zu befeuern, sehe er sich als Brückenbauer. "Tatsache ist: Wenn 85 Prozent der Menschen weltweit einer Religion angehören, kommen wir um Religion nicht herum." Um Vertrauen aufzubauen, erzähle er von eigenen Erfahrungen und denen aus anderen Ländern. Sobald eine gewisse Offenheit füreinander da sei, fülle sich der Raum schnell mit allen möglichen Themen, die Menschen in Deutschland, Kenia oder Sri Lanka bewegen: Familie, Arbeit, Gerechtigkeit. Die Religion rücke dann in den Hintergrund, Gemeinsamkeiten in den Vordergrund.
"Ich komme mit einem Blick als Außenstehender", sagt Eder. Das erlaube ihm, nachzufragen, Dinge anders zu sehen. Wo andere nur Trennlinien zwischen den Religionen sehen, sieht er auch Orte für Begegnungen, zum Beispiel in buddhistischen Tempeln, in denen auch hinduistische Götter angebetet werden dürfen.