Spannender Job mit Karriereaussicht

Nicola Dongiovanni, der an der Uni Zürich Politikwissenschaften studierte und sich in Kolumbien engagierte, arbeitet heute beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), dem Pendant zum Auswärtigen Amt.

 

Von Bogotá nach Bern: Nach dreieinhalb Jahren als ZFD-Fachkraft in Kolumbien ist Nicola Dongiovanni zurück in der Schweiz und arbeitet seit August 2021 als Programmbeauftragter für die Sahelregion in der Abteilung Frieden und Menschenrechte beim EDA.

Die Themen sind ähnlich: Konflikttransformation, Friedensförderung und Menschenrechte. Verändert haben sich die Wirkungsebene und der regionale Fokus: Bei der kolumbianischen Partnerorganisation Corporación PODION arbeitete Nicola Dongiovanni zu Policy-, Advocacy- und Lobbythemen bei einem nationalen Netzwerk für Demokratie und Frieden. Nun begleitet er Friedensprojekte und -initiativen der Schweiz in Ländern der Sahelregion, vor allem in Mali und Nigeria. Als Programmverantwortlicher prüft er, welche Projekte vor Ort gefördert werden können und begleitet deren Umsetzung.

Kein einfacher Wiedereinstieg

Vor seinem Engagement mit AGIAMONDO war Nicola Dongiovanni, der nach seinem Studium an der Universität Zürich eine Weiterbildung in Entwicklungszusammenarbeit an der Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH) abschloss, für gemeinnützige Organisationen in der Schweiz tätig. Kürzere Einsätze führten ihn nach Honduras, Burundi und Mosambik, bis er dem Impuls folgte, für einen längeren Zeitraum im Ausland zu arbeiten.

Den Wiedereinstieg in den Schweizer Arbeitsmarkt empfand Nicola Dongiovanni nach der Rückkehr aus Kolumbien im Herbst 2020 als herausfordernd. Sein berufliches Profil hatte sich durch die konkrete Arbeit zu Friedensprozessen geschärft, jedoch gab es wegen der anhaltenden Pandemie wenige passende Stellenausschreibungen im Bereich der Internationalen Zusammenarbeit. Auch persönliche Prioritäten hatten sich verschoben: "Die Familie ist für mich heute das Wichtigste", erzählt der 41-Jährige im Gespräch mit AGIAMONDO. Er ist Vater eines zweijährigen Sohnes, der in Bogotá zur Welt kam.

Nicola Dongiovanni und Luis Montero Escobar tauschten sich beim Koordinationstreffen des Nationalen Netzwerks für Demokratie und Frieden (Red Nacional en Democracia y Paz) in Bogotá 2018 aus.
Während des dreitägigen jährlichen Jugendtreffens des Nationalen Netzwerks für Demokratie und Frieden in 2019 gab es viele Workshops, von denen die Jugendlichen einige selbst organisiert hatten. Nicola Dongiovanni (vorne) begleitete dabei.
Abendstimmung über den Dächern von Bogotá, Blick aus der Wohnung von Nicola Dongiovanni und seiner Familie
Koordinationstreffen des RNDP-Netzwerks in Bogotá 2018: Luis Montero Escobar, Nicola Dongiovanni, Dr. Jaime Díaz und Jose Rafael Rodriguez (v.l.n.r.)
Workshop des nationalen Netzwerks RNDP im Vorfeld der Wahlen 2018 mit Nicola Dongiovanni als Moderator. Die Teilnehmer*innen sollten sensibilisiert und gestärkt werden, um für demokratische Werte sowie gegen Wahlbetrug und Stimmenkauf eintreten zu können.
Gruppenarbeit in einem der Workshops beim Jugendtreffen des Nationalen Netzwerks für Demokratie

Erfahrungen aus Kolumbien kommen ihm zu Gute

Dass er nun die Stelle beim EDA gefunden hat, freut Nicola Dongiovanni sehr. "Dieser Job ist enorm spannend und kam für mich ein paar Jahre früher als erwartet", erzählt er im Gespräch. Die Abteilung für Frieden und Menschenrechte kennt er bereits von einem früheren Praktikum. Er schätzt die erneute Zusammenarbeit, die hohe Verantwortung und den Fokus auf den afrikanischen Kontinent, von dem es viel zu lernen gebe.

In seiner neuen Stelle kommt ihm die Erfahrung in der Gestaltung und Durchführung von Aktivitäten und Workshops mit Menschen unterschiedlichster Altersgruppen, sozialen Schichten und Kulturen zu Gute. Inputs und Methoden könne er heute viel besser an die jeweiligen Bedingungen vor Ort anpassen, sagt Nicola Dongiovanni.

Überhaupt sei es sehr wertvoll, auf konkrete Erfahrungen vor Ort zurückgreifen zu können. In seiner jetzigen Stelle beim EDA arbeite er mit Menschen, die inhaltlich sehr stark aufgestellt seien. Ergänzend bringe er einen Weitblick und eine Sensibilität mit, die erst durch die längere Mitarbeit in Kolumbien entstehen konnten. Dazu gehöre auch ein kritisches Bewusstsein für die eigene Wirkung und eurozentrische Sichtweisen.

 

Wissenswert

Die Rückkehr nach Deutschland bedeutet für die Fachkräfte meist auch das Ende des Auslandsvertrags. Das Engagement von AGIAMONDO für die zurückgekehrten Fachkräfte im Entwicklungsdienst oder Zivilen Friedensdienst geht trotzdem weiter: mit Auswertungstagen, Debriefing und Alumnitreffen. Zudem bietet das Förderungswerk der Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungdienste e.V. (AGdD) umfassende und meist kostenlose Beratungs- und Seminarangebote für zurückgekehrte Fachkräfte.

"Die AGdD als Dachverband der Entwicklungsdienste – darunter auch AGIAMONDO – ist sehr wertvoll für die Wiedereingliederung der Fachkräfte", sagt Julia Lemke vom Team für Personalentwicklung. Den zurückgekehrten Fachkräften sei mitunter gar nicht bewusst, welchen Mehrwert ihre Erfahrungen und neu gewonnenen Kompetenzen für den weiteren beruflichen Weg hätten. Seminarangebote wie der ProfilPass können dabei helfen, diese Erfahrungen für den weiteren Werdegang nutzbar zu machen.

Wie die Chancen für den Wiedereinstieg in einen Job für zurückgekehrte Fachkräfte sind, wird in der AGdD Verbleibstudie von 2021 genauer ersichtlich.

Flexibel bleiben

Als Fachkraft, die in Kolumbien ein nationales Netzwerk von lokalen Organisationen unterstützte, war Dongiovanni häufig im Land unterwegs und bekam direkte Einblicke in die Herausforderungen von lokalen Basisorganisationen und Lebenswirklichkeiten.

"Ich habe gelernt, wie die lokale Realität alles durchdringt und die auf dem Papier womöglich bestens geplanten Aktivitäten immer flexibel bleiben müssen", sagt Nicola Dongiovanni. Auch wenn es in der Schweiz oder Deutschland mitunter schwer vorzustellen sei: "Das Unvorhergesehene ist die eigentliche Konstante." Diese Erfahrung ermögliche ihm heute, ruhiger und besonnener auf Ungeplantes zu reagieren und Leerstellen auszuhalten.

Mit Menschen

Letzten Endes sei die Arbeit im Bereich Friedensförderung und Konflikttransformation vor allem eine Arbeit mit Menschen. Das Bewusstsein für deren unterschiedlichen Sichtweisen und das Schaffen eines Raumes für diese Vielfalt sei dafür wesentlich.

Wie in Kolumbien verantwortet Nicola Dongiovanni auch in seiner derzeitigen Position die Verwendung öffentlicher Mittel. Eine große Verantwortung sowohl gegenüber dem Entsende-als auch dem Empfängerstaat, diese sinnvoll und korrekt einzusetzen, findet er. Durch seine Arbeitserfahrung in Kolumbien, die seinen Blick für die einzelnen Menschen und ihre Belange geschärft habe, achte er verstärkt darauf, Projekte bereits bei der Planung und im Monitoring möglichst kontextbezogen und wirkungsorientiert zu gestalten.

17.07.2022

Text: Eva Tempelmann