Was hat sich in Ihrer und in der Arbeit des Büros der Diözese verändert?
Auf diese Art des Vorgehens reagierten meine Kollegin Rose Mary Igira und ich sofort. Als erstes legte Rose Mary eine Beschwerde über das gewaltvolle Vorgehen beim Polizeipräsidenten des Distriktes ein. Wir passten die Arbeit des Büros für Frieden und Gerechtigkeit an die Corona-Situation an und überlegten, wie wir mit Aufklärung Konflikten vorbeugen können. Meine Kollegin übersetzte umgehend die angekündigten Maßnahmen in ihre Muttersprache Ngakarimajong. Dann komponierten wir zusammen mit einem lokalen Sänger, ein Lied über die Corona-Maßnahmen und das Virus, damit die Menschen diese besser verstehen. Das Lied wurde für die Corona-Informationskampagne des Büros genutzt. Im Rahmen der Kampagne produzierten wir viele Radiosendungen zu Nachbarschaftshilfe, der Rolle des Glaubens in Krisenzeiten, der Stigmatisierung/ Diskriminierung von Corona Patienten und weiteren Themen durch. Derzeit beteilige ich mich vom Home-Office in Deutschland aus aktiv an der Arbeit des Büros. Ich habe Ansätze entwickelt, die eine konfliktsensible und partizipative Kommunikation ermöglichen und Themen für die Radioprogramme erarbeitet. Durch finanzielle ZFD-Mittel konnte die Diözese die erforderlichen Desinfektionsmittel und Schutzmasken für ihre Mitarbeiter*innen anschaffen, welches die wichtige Weiterarbeit ermöglichte.
Welche Aktivitäten haben Sie und Ihre Kolleginnen vor Corona durchgeführt?
Im „Normalbetrieb“ und ohne Corona Lockdown organisiert das Büro Friedensgespräche, zu denen oft mehrere Hundert Teilnehmer*innen aus verschiedenen Gemeinden kommen. Dabei unterstütze ich bei der Konfliktanalyse und Vernetzung mit anderen Friedensakteuren und lokalen Regierungsvertretern. Die Gespräche werden oft über die lokale Radiostation live übertragen. Zudem werden auch Teilnehmer*innen aus anderen Distrikten oder sogar aus den Nachbargemeinden in Kenia per Telefongespräch zugeschaltet oder sie können Kommentare und Fragen über SMS einsenden. Solche Treffen waren nun aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht mehr möglich. Gleichzeitig nahmen die gewalttätigen Vorfälle zu. Zu dieser Zeit versuchten wir ebenfalls über das Radio für ein friedliches Miteinander zu sensibilisieren. Als nach zwei Monaten strengem Lockdown kleinere Treffen wieder erlaubt wurden, mobilisierte das Büro sofort einige Gemeindemitglieder, Partner und das Radio. Dank der Liveübertragung und der Telekonferenz haben auch diese kleinen Meetings - unter Corona-Schutzmaßnahmen - eine große Reichweite, um weiterhin Lösungsansätze für den andauernden Konflikt zu diskutieren.
Interview: Ursula Radermacher
11.08.2020