Wie haben Sie und die Kolleg*innen von Advance Afrika auf die Pandemie reagiert?
Als alle Büros schließen mussten, sichere Fortbewegungsmittel nicht mehr zur Verfügung standen und der Zugang zu den Gefängnissen gesperrt wurde, musste sich das Team von Advance Afrika zunächst einmal besinnen. Gemeinsam überlegten wir, was jetzt wichtig wäre. Viele Organisationen in Gulu sendeten direkt über das lokale Radio zu Themen wie Corona und häuslicher Gewalt. Meine Kolleg*innen Sharon Alobo und Stephen Ocaya trafen sich zunächst mit verschiedenen Regierungs- und Gemeindevertretern. Zusätzlich erfuhren wir über Telefonate mit Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen, was in der aktuellen Situation hilfreich sein könnte.
Mit welchen Projekten unterstützt Advance Afrika die Bevölkerung?
Wir organisierten Radiotalkshows zum Umgang mit Gewalt und Angst.Beispielsweise diskutierten Vertreter der Polizei, der Gefängnisse und der Zivilgesellschaft über Gewalt in den Dörfern, die Situation von Gefängnisinsassen und den Zugang zu Rechtsprechung trotz des Lockdowns. Meine Kolleg*innen und ich entwarfen Poster mit Illustrationen, die die Menschen dazu ermutigen sollen, ihre eigenen Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress und Angst zu nutzen und zu verstärken. Das können zum Beispiel der persönliche Austausch, gemeinsames Beten oder anderes sein. Die Poster sollen in Anlaufstellen wie Gesundheitszentren, Gemeindeverwaltungen oder im Gefängnis verteilt werden. Im Team entwickelten wir neue Projekte und Aktivitäten für die aktuellen Bedürfnisse, wie zum Beispiel Fortbildungsangebote für Ehrenamtliche, die sich in ihren Dörfern für einen konstruktiven Umgang mit Konflikten einsetzen. Diese sollen in Zusammenarbeit mit dem Justice and Peace Desk der Diözese in Gulu weiter ausgebaut werden. Die Kommunikation zwischen dem Team und mir findet über Telefon und Internet statt.
Interview: Ursula Radermacher
12.08.2020