Partnerschaftlich und vertrauensvoll – Seit 30 Jahren unterstützt die FID Träger internationaler Freiwilligendienste bei ihrer Arbeit

Begleitet vom pädagogischen Team um Gebhard Ruess (links) haben sich die Freiwilligen im Bildungszentrum der ICE bei Dresden auf ihr freiwilliges Jahr im Ausland vorbereitet.

Stephanie Kloidt, Referentin für Weltfreiwilligendienst beim Bistum Würzburg und Gebhard Ruess, Vorstand der Initiative Christen für Europa e. V. (ICE) berichten im Interview, was die Zusammenarbeit mit der Fachstelle Internationale Freiwilligendienste (FID) von AGIAMONDO für sie bedeutet und ausmacht.

Was sind die Stärken der Zusammenarbeit mit der FID?

Stephanie Kloidt:

Eine große Stärke ist sicher das vielfältige Fortbildungsangebot. Häufig bringen die Träger selbst inhaltliche Anregungen aus ihrem Arbeitsalltag ein. Die FID bereitet die Themen dann für uns auf und organisiert Workshops dazu. Zum Beispiel hatte ich vor Kurzem eine Fortbildung zu Rassismus und Critical Whiteness. Die FID bietet aber auch Einführungsseminare für neue Mitarbeitende bei Trägerorganisationen an. Zu Anfang meiner Tätigkeit im Freiwilligenreferat des Bistums Würzburg habe ich daran teilgenommen.

Gebhard Ruess:

Wir nutzen ebenfalls die Fortbildungen für unsere Mitarbeiter*innen. Wir haben beispielsweise schon bei einem Workshop zu Krisenprävention mitgemacht. Eine Kollegin hat kürzlich ein Seminar zur Prävention sexualisierter Gewalt besucht, das sie sehr hilfreich fand.

Stephanie Kloidt:

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Vernetzung der Träger und der Verbünde, in denen sie zusammengeschlossen sind. Die FID macht zudem viel politische Lobbyarbeit für uns und vertritt uns in politischen Gremien bei allem was da so ansteht, und bringt dort unsere Meinung ein. Das ist sogar fast die wichtigste Funktion.

 

Stephanie Kloidt ist Referentin für den Freiwilligendienst beim Bistum Würzburg. Das Freiwilligenprogramm ist Teil der Jugendarbeit.
Bereit für neue Erfahrungen: Aus dem Bistums Würzburg geht es für die Teilnehmenden des Jahrgangs 2019 nach dem Vorbereitungsseminar weltwärts in den Freiwilligendienst.
Gebhard Ruess ist Vorstand und pädagogischer Leiter der Initiative Christen für Europa e. V. (ICE) in Dresden.
Bei dem Vorbereitungsseminar der ICE ging es um das Thema „Brücken der Menschlichkeit bauen“, bevor die jungen Freiwilligen an ihren Einsatzorten selbst zu Brückenbauer*innen werden.

Wie sieht die politische Interessenvertretung konkret aus?

Gebhard Ruess:

Die FID hat, genau wie die Träger, das Interesse, die Freiwilligendienste subsidiär zu verwurzeln. Die Freiwilligen kommen aus der Gesellschaft und sollten deshalb auch organisatorisch über Vereine in ihr verankert sein. Wir sehen die FID da als starken Partner, der dieses Interesse mit uns vertritt. Seitens der Politik gibt es zudem manchmal Tendenzen, auf die Programmgestaltung Einfluss zu nehmen. Da spielt die FID in der Interessenvertretung eine wichtige vermittelnde Rolle.

Stephanie Kloidt:

Letztes Jahr im März zu Beginn der CoronaPandemie etwa hatten wir tägliche Telefonkonferenzen, bei denen die FID Informationen vom Auswärtigen Amt an uns weitergegeben hat. Und bei denen wir gleichzeitig alle Anliegen, die wir hatten, zurückmelden konnten.

Was leistet die FID an praktischer Unterstützung für die Trägerorganisationen?

Gebhard Ruess:

Da ist einmal das Versicherungsangebot, also Unfall- und Haftpflicht- sowie das Krankenversicherungspaket, inklusive Notfallservice, für die Freiwilligen, die wir entsenden. Das ist ein echtes Plus. Für die „Incoming Volunteers“, also Freiwillige, die nach Deutschland kommen, nutzen wir auch die Haftpflicht- und Unfallversicherung über die FID.

Stephanie Kloidt:

Sehr hilfreich ist zudem das Notfallhandy. Das ist eine Notfallnummer, unter der 24 Stunden am Tag eine Mitarbeiter*in der FID für die Freiwilligen erreichbar ist. Wir sind froh, dass es diese Möglichkeit gibt, weil wir selbst eine solche Erreichbarkeit rund um die Uhr nicht abdecken könnten. Notfälle und Krisen passieren ja meist eher am Abend oder Wochenende und nicht zu unseren Bürozeiten.

Gibt es noch weitere Angebote der FID für die Freiwilligen selbst?

Stephanie Kloidt:

Wir könnten als Träger Seminare für die Freiwilligen bei der FID buchen, zum Beispiel zur Vorbereitung auf ihre Ausreise. Dadurch, dass wir im Bistum aber so viele Freiwillige haben und die Seminare gemeinsam mit der Erzdiözese Bamberg veranstalten, ist unsere Gruppe groß genug, diese in Eigenregie durchzuführen. Es gibt jedoch andere Träger, die das über die FID machen. Direkten Kontakt zur FID haben unsere Freiwilligen eigentlich nur, wenn sie das Notfallhandy nutzen.

Wie hat sich der internationale Freiwilligendienst in den vergangenen Jahren verändert?

Stephanie Kloidt:

Was sich verändert hat, sind die Themen. Zum Beispiel ist der Aspekt der Nachhaltigkeit stärker in den Fokus gerückt – oder auch Rassismus. Die Freiwilligen, die sich jetzt bewerben, sind sehr fokussiert und wesentlich besser informiert, als ich es seinerzeit war. Bei den Freiwilligen, die wir aktuell haben, sind viele dabei, die sich nach der Schule oder Ausbildung ganz bewusst auf den Dienst einlassen und sich trotz der coronabedingten Unsicherheit dafür entschieden haben.

Gebhard Ruess:

Dadurch, dass die Trägerlandschaft stetig gewachsen ist, haben die jungen Menschen wesentlich mehr Auswahl, mit welchem Träger sie ihren Dienst machen möchten. Auch das Sicherheitsbedürfnis vieler Freiwilliger und deren Eltern hat sich verändert. Das heißt, die Freiwilligen wollen zwar schon das Neue kennenlernen, das Abenteuer haben, aber gleichzeitig das Ganze stärker in einem abgesicherten Modus tun. Das ist etwas, was wir als Träger allein nicht erfüllen können. Deshalb sind wir froh, mit der FID und AGIAMONDO einen Partner an der Seite zu haben, der diesem Bedürfnis nachkommt.

Was geben Sie der FID für ihre weitere Arbeit mit?

Gebhard Ruess:

Was ich sehr schätze, ist die partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der FID. Auch die Serviceorientierung ist einfach hervorragend. Der FID gelingt es, mit viel Verständnis die Brücke zu schlagen zwischen dem manchmal eher technokratischen Versicherungsbereich und dem Freiwilligenbereich, wo vieles einer freieren Gestaltung unterliegt. Besonders gut finde ich zudem, dass sie immer sehr nah an den aktuellen Themen dran sind, wie etwa sexualisierte Gewalt oder Krisen- und Konfliktbearbeitung. Für die Zukunft würde ich empfehlen, auch den Bereich der Süd-Nord-Freiwilligen noch stärker in den Blick zu nehmen. Ansonsten wünsche ich der FID herzlich, dass sie so erfolgreich weiterarbeitet wie bisher.
 

Stephanie Kloidt arbeitet seit 2017 als Referentin für den Freiwilligendienst beim Bistum Würzburg. Das Freiwilligenprogramm ist Teil der Jugendarbeit des Bistums Würzburg. Entsendet wird nach Brasilien und Bolivien, Südafrika und Tansania. In Deutschland sind Freiwillige aus dem Globalen Süden (Brasilien und Tansania) im Bistum eingesetzt.

Gebhard Ruess ist Vorstand und pädagogischer Leiter der Initiative Christen für Europa e. V. (ICE) in Dresden. Die ICE hat 1988 mit Freiwilligendiensten in Westeuropa begonnen und ihr Programm sukzessive auf Mittel- und Osteuropa, nach Bolivien, Indien und Afrika ausgedehnt. Seit 30 Jahren bietet die ICE auch Freiwilligendienste für junge Menschen aus dem Globalen Süden in Deutschland an.


Text: Angelika Söhne

September 2021

Dieser Artikel stammt aus dem AGIAMONDO-Magazin "Contacts", Ausgabe 2/2021. Die Gesamtausgabe und die PDF-Version des Artikels finden Sie hier zum Download.