Partnerschaften wirksam weiterentwickeln

Ein regelmäßiger Austausch ist wichtig, um erfolgreich zu Wirkungsorientierung arbeiten zu können. Mmuyanda Sande, Nationalsekretär für die Jugendarbeit der CWM, Nakuraija Janet, Nationaladministratorin, und Franziska Weisshar (von links) besprechen aktuelle Entwicklungen.

Bringen die Projekte die gewünschten Erfolge? Wie können mit Wirkungsorientierung und Planungsprozessen Vorhaben vom Ende her gedacht werden? Diesen Fragen geht Franziska Weisshar in Uganda als Beraterin der Catholic Workers Movement (CWM) nach, dem Pendant zur Katholischen Arbeiterbewegung (KAB).

 

Der Aha-Moment entstand bei einer Befragung der Mitglieder der Catholic Workers Movement (CWM) auf Gemeindeebene: Wie zufrieden seid ihr? Generiert ihr eigenes Einkommen? Welche nächsten Schritte plant ihr? Eine Jugendgruppe der CWM, die zur Diözese Masaka gehört, hatte die Fragen als Teil eines Monitoring-Tools eingeführt und berichtete bei der Diözesan-Vorstandssitzung von den Erfahrungen. "Das war ein Erfolgserlebnis für alle Beteiligten", sagt AGIAMONDO-Fachkraft Franziska Weisshar. Die Gemeindemitglieder fühlten sich gesehen. Die Diözese braucht diese Rückmeldungen, um die Gemeinde fördern zu können. Die Jugendlichen können dadurch selbständig Prozesse anregen. Und für Franziska Weisshar selbst war es wichtig, weil sie daran mitwirkt, Wirkungsorientierung greifbar zu machen.

Was sind die Stärken unserer Gemeinschaft, was sind unsere Schwächen? Wo gibt es Entwicklungsmöglichkeiten und welchen Herausforderungen könnten wir begegnen? Namuyingo Betty stellte beim Strategietreffen im Mai 2021 in Kampala die Methode der SWOT-Analyse vor, die der CWM seitdem als nützliches Tool für Wirkungsorientierung dient.
Im Mai 2021 kamen Mitglieder der CWM für ein erstes Strategietreffen in Kampala zusammen. Die Aktivitäten der Organisation sollten strategischer ausgerichtet und vom Ende her gedacht werden. Im gemeinsamen Prozess ging es darum, was erreicht werden soll und was dafür gebraucht wird.
Die CWM der Diözese Masaka stärkt die Teilhabe der Jugendlichen in der Gemeinde mit Trainings, die jungen Menschen Methoden und Kompetenzen zur Umsetzung eigener Ideen vermitteln. Mbaziira Gonzaga, Vorsitzender der CWM, überreicht Jugendvorstand Kibuye Charles (von rechts) das Seminar-Zertifikat im Oktober 2022 in Butende.
Im Team sind wir stärker. Die interaktive Übungen mit einem selbstgesponnenen Netz aus Wollfäden vermittelt den Teilnehmenden eines Jugendtrainings im August 2022 in Butende, wie wichtig Netzwerke für das Erreichen von Zielen sind.
Franziska Weisshar unterstützt die CWM als Pädagogin und interkulturelle Trainerin in der Jugendarbeit. Für die Jugendlichen entwickelt sie Leadership-Trainings, um sie als wichtige Akteure in der Gesellschaft zu fördern. Die Evaluation der Seminare, wie hier auf Nationalebene im Mai 2022 in Kampala, ist ein wichtiger Teil des Prozesses.
Bei einem ersten Strategietreffen im Mai 2021 in Kampala tauschten sich Mitglieder der CWM Uganda darüber aus, wie sie ihre Arbeit künftig wirkungsorientierter im Hinblick die Ziele gestalten können.

Die 35-Jährige arbeitet seit Mai 2020 bei der CWM in Uganda und fördert dort die Jugendarbeit in der Diözese Masaka. "Ziel ist es, die Teilhabe der Jugendlichen in der Gemeinde zu stärken", sagt Weisshar. Zusätzlich begleitet sie die Einführung von Wirkungsorientierung in der CWM Uganda. Weisshar ist Pädagogin, interkulturelle Trainerin und Mutter eines neun Monate alten Babys. Vor ihrem Einsatz mit AGIAMONDO hat sie fünf Jahre für die Weltkirchlichen Friedensdienste der Diözese Rottenburg-Stuttgart gearbeitet und während eines Freiwilligendienstes einige Monate in Uganda gelebt. Ihre Stelle bei der CWM ist bei der Diözese Masaka angesiedelt und wird über das AGIAMONDO-Programm "Dialog- und Lebendige Partnerschaft (DLP)" von der Diözese Rottenburg-Stuttgart teilfinanziert.

Jugendliche als "Change Agents"

Mit der Jugendverbandsleitung der Diözese Masaka entwickelt Weisshar Leadership-Trainings für junge Menschen. Dafür vermittelt sie Methoden von Teambuilding und Konfliktmanagement, aber auch Grundlagen des Projektmanagements für kleine einkommensgenerierende Aktivitäten. "Wir wollen Jugendliche als Change Agents fördern", sagt Weisshar, "sie befähigen, ihre Lebensbedingungen selbst zu verändern und sich für andere einzusetzen, statt nur Unterstützung zu empfangen."

Beim Aufbau der Kapazitäten unserer Jugendlichen hat Franziska Weisshar uns sehr unterstützt. Das Leadership-Training macht unsere Jugendlichen zu fähigen Leiter*innen für die Zukunft – in CWM und Kirche.

Mbaziira Gonzaga, Vorsitzender der Catholic Workers Movement

Die Trainings sind Teil einer Strategie, die die CWM Uganda entwickelt hat. Sie will ihre Aktionen künftig wirkungsorientierter ausrichten, um die Menschen im Land in ihrer jeweiligen Lebenssituation zu erreichen. Das bedeutet: Die Akteur*innen denken die Projekte vom Ende her.

Flexibilität und strategisches Denken

Hier setzt Franziska Weisshar mit ihrer Arbeit an. Denn der Prozess stärkt das Engagement der Basisgruppen. Weisshar begleitet und berät die Verantwortlichen – lokale Gremien und die Nationalleitung der CWM Uganda – vor Ort auf diesem Weg.

Nicht immer ist der Mehrwert dieses strategischen Handelns für die Beteiligten direkt ersichtlich. "Die Stärke der Organisation in Uganda ist ihre Flexibilität", erzählt Weisshar. Die Menschen nutzen Gelegenheiten und erzielten Wirkungen, die sie vorher nicht geplant haben. "Wenn die Nachbarin Hühner züchtet, mache ich das einfach auch, ohne mich zu fragen: Rentiert sich das?", nennt Weisshar als Beispiel.

Mittlerweile gebe es immer mehr Rückmeldungen, wie wertvoll es sei, die eigenen Aktivitäten genauer zu beobachten. Auch Franziska Weisshar sieht, dass nach anderthalb Jahren erste Rädchen ineinandergreifen. Die von ihr begleiteten Leadership-Trainings stärkten die jungen Menschen, die nun beginnen, Prozesse eigenständig anzustoßen – wie die Befragung der Gemeinde, die die Selbstreflektion künftig eigenständig weiterführen will, kleine landwirtschaftliche Projekte oder Ideen zu Müllverwertung in der Gemeinde. Das wiederum stärkt den Austausch untereinander und rückt die unterschiedlichen Bedürfnisse und Anliegen in den Vordergrund – von Älteren und Jüngeren, Mitgliedern der CWM auf Gemeinde- oder Nationalebene.

"Der Fokus auf Wirkungsorientierung ist ein sehr demokratischer Prozess", sagt Franziska Weisshar. Er funktioniere nur durch die Rückmeldungen der Basis und die Einbeziehung aller Beteiligten.

Zielgerichtete Planung, bessere Ergebnisse

Sechs Veränderungsprozesse hat die CWM Uganda für die kommenden drei Jahre initiiert. "Jugendliche als Change Agents" ist einer davon. Auch Frauen werden als wichtige Akteurinnen gesehen, bei denen es auch um die Verbesserung der Lebensbedingungen durch einkommensgenerierende Projekte geht.

Die Strategieentwicklung erhöht nicht nur die Wirksamkeit der Projekte, sondern macht sie auch greifbarer. Kooperationspartner und Partnerschaftsgruppen bekommen ein klareres Bild von den Projekten der CWM in Uganda, ebenso wie potenzielle Geldgeber, die ihre Förderung an bestimmte Auflagen knüpfen.

Voneinander lernen

Auch die Partner in Deutschland – Gruppen von KAB-Vertreter*innen aus verschiedenen Diözesen – wollen ihr Engagement künftig strategischer ausrichten. Franziska Weisshar wirkt dafür seit einigen Monaten im "Team Wirkungsorientierung" des Weltnotwerks der Katholischen Arbeiterbewegung mit. Das Weltnotwerk unterhält Partnerschaften zu Gruppen der CWM in verschiedenen Ländern und entwickelt mit diesen gemeinsame Projekte zu sozialer Gerechtigkeit.

Im Oktober organisierte die KAB in Deutschland eine Auftaktveranstaltung. Dabei stand die "Theory of Change" im Mittelpunkt. Ihr Kern ist die Idee, über den Fokus auf Wirkung zu sozialem Wandel beizutragen. Die Teilnehmenden des Workshops wollen als Beratungsteam künftig andere Partnerschaften des Weltnotwerks auf diesem Weg begleiten. Grundlegend dafür sind die Erfahrungen der CWM in Uganda, bei der die Einführung von Wirkungsorientierung erste gute Ergebnisse gezeigt haben. "Wir können viel voneinander lernen", sagt Weisshar.

16.01.2023

Text: Eva Tempelmann