2. Platz beim AGIAMONDO-Engagementpreis 2023: Schwester Pascaline engagiert sich gegen sexualisierte Gewalt in Togo

Sr. Pascaline

Mädchen von der Straße zu holen, ihnen ein Zuhause und eine fundierte Berufsausbildung ermöglichen – seit 2000 hat sich Ordensschwester Pascaline Dogba das zu ihrer Aufgabe gemacht. Sie lebt in Lomé, der Hauptstadt von Togo, einem der ärmsten Länder der Welt.

 

Ohne die Unterstützung von Schwester Pascaline würden sich viele der Mädchen zwischen sieben und 18 Jahren prostituieren, da sie den Lebensunterhalt für ihre Familien mit bestreiten müssen. Hinzu kommt, dass viele HIV-infizierte Männer in Togo glauben, sie könnten von dieser Krankheit geheilt werden, wenn sie mit jungfräulichen Mädchen schlafen.

Von der Straße zurück in ein stabiles Leben

Schwester Pascaline, die dem Orden der Vorsehung des Heiligen André von Peltre angehört,  holt die Mädchen aus einem Teufelskreis heraus. In Eigenregie und ohne die Unterstützung ihres Ordens im französischen Metz hat sie in der Nähe von Lomé das Zentrum CASA (Centre D’Aide Sociale Saint André) gegründet. Auf einer Fläche von einem Hektar beherbergt sie durchschnittlich 50 Mädchen. Seit der Gründung des Zentrums hat Schwester Pascaline mehr als 500 Mädchen aufgenommen und unterstützt. Etwa ein Viertel von ihnen konnte dank ihrer Hilfe in ein stabiles Leben zurückkehren und eine eigene Familie gründen.

Ausbildung als Köchin, Friseurin oder Schneiderin

Auf dem Gelände von CASA gibt es Gemeinschaftsschlafräume, Klassenzimmer, einen Speisesaal, die Küche und sogar ein hauseigenes Restaurant. Die Mädchen, die dort leben, lernen lesen, rechnen und schreiben und absolvieren eine Berufsausbildung als Köchin, Friseurin oder Schneiderin. Zudem werden sie in Haushaltsführung, Gartenarbeit und Hühnerzucht geschult. Nach ihrem Abschluss erhalten sie ein Zertifikat und werden mit Arbeitsmitteln wie Nähmaschinen, Kochgeschirr oder Friseurbedarf in den Alltag entlassen. So können sie auch ihre Familien unterstützen, ohne sich prostituieren zu müssen.

 

Sr. Pascaline
Sr. Pascaline
Sr. Pascaline
Sr. Pascaline
Sr. Pascaline

Psychologische Betreuung nach traumatischen Erlebnissen

Bei Bedarf kümmert sich Schwester Pascaline um die medizinische Versorgung der Mädchen und deren psychologische Betreuung nach traumatischen Erlebnissen durch sexuelle Übergriffe oder Gewalt. Die Mädchen werden auch in Baby- und Kinderpflege geschult, um ihre Kinder kompetent versorgen zu können, denn nicht wenige von ihnen kommen bereits schwanger in das Zentrum.

Alltäglicher Kampf gegen frauenverachtende Einstellung

Die Arbeit von Schwester Pascaline erfordert viel Durchhaltevermögen. Denn der Gedanke, dass Mädchen und Frauen mit Respekt behandelt werden müssen und kein Objekt der Begierde oder Heilmittel gegen Aids sind, ist in den Köpfen vieler togolesischer Männer noch nicht angekommen. Eine Einstellung, mit der sich Sr. Pascaline sehr häufig konfrontiert sah, als es darum ging, ihr Projekt aufzubauen und weiterzuentwickeln.

06.11.2023

Text: Stefanie Hallberg