Gewinner des AGIAMONDO-Engagementpreis 2023: Der Verein "Handwerk hilft" aus Trier

Auszubildende aus Trier und aus Kigali treffen sich in der Ausbildungstätte in Gatenga/Ruanda. Der Verein "Handwerk hilft" ermöglicht diese Begegnungen.

Der Verein "Handwerk hilft" schafft lebendige Begegnungen zwischen Auszubildenden in Trier und Kigali.

 

Vor zehn Jahren haben sich etwa 20 Handwerker*innen im Verein "Handwerk hilft" zusammengefunden. Das gemeinsame Ziel: Ihren Auszubildenden nicht nur fachliche, sondern auch soziale Inhalte näher zu bringen. "Im Gegensatz zu einer akademischen Ausbildung findet dies in der dreijährigen Ausbildung sowohl in Schule wie auch Betrieb leider zu selten statt", sagen die Vereinsgründer*innen.

Sie haben inzwischen erfolgreich ihre Vision umgesetzt: Der Verein bringt junge Handwerker*innen aus dem Raum Trier mit jungen Handwerker*innen in Ruanda zusammen. Über das gemeinsame Arbeiten in verschieden Werkstätten und an unterschiedlichen Aufgaben entsteht so eine Basis für eine lebendige Begegnung auf Augenhöhe. So sollen eventuelle Vorurteile abgebaut und hinterfragt werden. Die Jugendlichen können sich unabhängig von Kultur und Hautfarbe gegenseitig mit gleichen Problemen, Hoffnungen und Träumen wahrnehmen. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des Vereins ist die direkte Unterstützung der Ausbildung junger Menschen in Ruanda, um sie auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu unterstützen.

Interkulturelle Erlebnisse ermöglichen Perspektivwechsel

Wie das im Detail aussieht? "Handwerk hilft" bietet den jungen Handwerker*innen im Raum Trier regelmäßige Begegnungen durch Reisen in das Centre des Jeunes in Gatenga, einem ärmeren Stadtviertel Hauptstadt Kigali, in dem die Salesianer ein Ausbildungszentrum mit angeschlossenem Internat betreiben. Derzeit werden dort etwa 350 Jugendliche, die überwiegend aus sozial benachteiligten Familien kommen, in verschiedenen Handwerksberufen ausgebildet.

Im Laufe der Zeit sei, so der Verein "Handwerk hilft", zwischen seinen Mitgliedern und den Salesianern eine Freundschaft entstanden. Vertrauen und der Respekt vor der Kompetenz der Salesianer in der beruflichen Bildung bilde eine solide Grundlage für die Zusammenarbeit. Das vertrauensvolle und offene Klima dieser lebendigen Partnerschaft biete unseren jungen Handwerker*innen interkulturelle Erlebnisse und Begegnungen mit Freunden im globalen Süden. Es ermöglicht, aus einem anderen Blickwinkel auf die eigene Lebensweise zu schauen und Stereotypen zu überdenken.

 

Auszubildende der Schreinerinnung Trier-Saarburg arbeiten im Centre des Jeunes in Gatenga, einem Stadtteil der ruandischen Hauptstadt Kigali, gemeinsam mit anderen Auszubildenden in den dortigen Werkstätten.
Auch Sport im Team verbindet: die Auszubildenden aus beiden Ländern vor einem Fußballspiel
Neben den Ausbildungserfahrungen in der Schreinerei stärken gemeinsame Freizeitaktivitäten das Miteinander und den Teamgeist.
Blick in die Schreinerei des Centre des Jeunes in Gatenga.
Durch die Unterstützung der rheinland-pfälzischen Vereins konnte die Anzahl der Auszubildenden in der Schreinerei im Centre des Jeunes gesteigert werden.

Freundschaftlicher Kontakt ermöglicht viele Projekte

Mit viel Eigeninitiative, Unterstützung durch regionale Unternehmen und das Netzwerk der Schreinerinnung, konnte die Schreinerei der Salesianer neu aufgebaut und mit gebrauchten, aber langlebigen Maschinen ausgestattet werden. Auch die gesamte Infrastruktur konnte erneuert werden – bis hin zur Ventilation, die in den Wellblechdächern eingebaut wurde. Wichtig ist dem Verein "Handwerk hilft", dass die deutschen Jugendlichen nicht als Entwicklungshelfer*innen auftreten, sondern die Projekte gemeinsam mit den ruandischen Jugendlichen umsetzen.

In Zusammenarbeit mit SoFiA (Soziale Friedensdienste im Ausland) konnte der Verein eine Stelle für ein freiwilliges soziales Jahr im Ausbildungszentrum der Salesianer einrichten. Dort besteht eine Vielfalt an Entfaltungsmöglichkeiten für junge Handwerker*innen. Und im Frühjahr 2024 wird "Handwerk hilft" erstmals einen Freiwilligen aus Ruanda für ein Jahr in Trier empfangen.

Junge Handwerker*innen als Botschafter für den globalen Süden

Seit 2017 bietet "Handwerk hilft" eine Reise nach Ruanda in ähnlicher Form auch für selbstzahlende andere Interessierte an. Dies habe wesentlich zum Wachsen des Vereins und der Festigung des Netzwerks beigetragen, so der Vorstand. Der Verein hofft, die Partnerschaft mit den Salesianern in Gatenga noch lange pflegen zu können und dadurch jungen Menschen aus dem Handwerk unvergessliche Begegnungen zu ermöglichen. "Die jungen Menschen, die diese Reise erleben durften sind danach Fürsprecher und Botschafter für Ruanda und den globalen Süden."

06.11.2023

Text: Stefanie Hallberg