Jahrestreffen der AGIAMONDO-Fachkräfte in Ipiales, Kolumbien

Fachkräfte unterwegs bei Besuchen von lokalen Initiativen in Ipiales

Im September 2024 trafen sich Fachkräfte von AGIAMONDO und ihre Kolleg*innen aus den Partnerorganisationen zum Austausch über Friedensarbeit in herausfordernden Situationen und besuchten lokale Initiativen.

Jugendräte und Bildungscamps fördern

Der erste Besuch führte die Teilnehmer*innen zur Sozialpastoral in Ipiales im Departement Nariño. Dort arbeitet ZFD-Fachkraft Andreas Riemann seit einem Jahr mit Jugendlichen. Er begleitet kommunale Jugendräte und organisiert Bildungscamps zu Themen wie Friedenskonsolidierung und sozialem Wandel, um die politische Teilhabe von jungen Menschen zu stärken.

"Die Kolleg*innen der Sozialpastoral und ich möchten Jugendliche befähigen, aktiv ihre Zukunft mitzugestalten und den Frieden in ihren Gemeinden zu fördern", berichtet Riemann, "wir sehen die Einbindung junger Menschen als wichtigen Baustein für einen dauerhaften Frieden."

 

ZFD-Fachkraft Andreas Riemann (Mitte) erläutert die Arbeit der Jugendgruppen in der Sozialpastoral von Ipiales.
Ausstellung mit Fotos und Namen von vermissten Angehörigen
Lehrerin Martha Andrade (links) präsentiert das "Museum der Erinnerung" in der Schule von Samaniego.
Kaffeebohnen und gemahlener Kaffee
Familie von Kaffeeproduzenten
Gruppenfoto in Samaniego

Museum der Erinnerung spricht Jugendliche an

Höhepunkt des Treffens war der Aufenthalt in Samaniego, einem kleinen Ort in der Diözese Ipiales, in dem es viele Menschenrechtsverletzungen gab und immer noch gibt. Die Gruppe lernte dort verschiedene Friedensinitiativen kennen. Besonders das "Museum der Erinnerung", ein Projekt der Lehrerin Martha Andrade und ihrer Schüler*innen beeindruckte die Besucher*innen. Hier setzen sich die Jugendlichen mit dem Konflikt in ihrer Region auseinander, indem sie Texte darüber schreiben, Fotos machen oder Bilder dazu malen.
Das Museum erzählt die Geschichten von 22.000 Opfern des Konflikts in der Gemeinde. "Wir beschäftigen uns aber nicht nur mit dem Leid, sondern auch mit den Geschichten des Widerstands und der Resilienz unserer Bevölkerung", betont Martha Andrade. Dieses Projekt veranschaulicht, wie künstlerische Arbeit und Bildungsangebote helfen, Gewalterfahrungen zu verarbeiten und zur Friedenskonsolidierung beitragen.

Sozioökonomische Spannungen und Drogenhandel

Im Gespräch mit Pater Diego Meza, dem Direktor der Sozialpastoral, erfuhren die Teilnehmer*innen mit welchen Herausforderungen die Region konfrontiert ist und warum deshalb ein friedliches Zusammenleben erschwert wird. Der Pater erklärte, dass die geografische Lage nahe der Grenze zu Ecuador zu einer starken Abgeschiedenheit vom Rest des Landes führt und die große sozioökonomische Ungleichheit Spannungen verschärft. Er betonte, dass sich nach dem Friedensabkommen mit der FARC 2016 die Sicherheitslage in einigen Gebieten verschlechtert habe. Außerdem behinderten  Drogenhandel sowie illegaler Bergbau den Weg zu einer friedlichen lokalen Gesellschaft.

Trotz dieser Schwierigkeiten sah Pater Meza auch positive Entwicklungen: "Es gibt eine starke Bewegung für Veränderungen, besonders unter den Jugendlichen. Dazu gehören viele Initiativen für Umweltschutz, nachhaltiges Wirtschaften und Friedensbildung."

 

Bianca Bauer
Bianca Bauer
Bianca Bauer
Bianca Bauer
Bianca Bauer
Bianca Bauer

Rückblick auf Höhepunkte des Treffens

Der Koordinator des ZFD-Landesprogramms von AGIAMONDO in Kolumbien, Stefan Pleisnitzer, schätzt die breit aufgestellte Arbeit der Sozialpastoral in Ipiales und Samaniegos sehr. Zu den  gemeinsamen Diskussionen über die Themen Gender, Behinderung und Intersektionalität sagte er: "Das ist wichtig, weil wir darüber auch mit unseren Kolleg*innen in den Partnerorganisationen sprechen und es dabei darum geht ihre Perspektiven zu respektieren."

09.10.2024

Text: Bianca Bauer/Ursula Radermacher