In Südafrika organisiert masifunde Bildungsprogramme für junge Menschen

Mit vier verschiedenen Bildungsprogrammen möchte masifunde junge Menschen befähigen, aktiv und selbstbewusst am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und positive Veränderungen zu bewirken.

Seit knapp zwei Jahrzehnten steht die NGO masifunde für Bildung, Entwicklung und Gemeinschaft im Walmer Township, Gqeberha. Die Lebensbedingungen und Chancen vieler junger Südafrikaner*innen hat sie damit nachhaltig verändert.

 

Es begann als kleine Initiative des Studenten Jonas Schumacher. 2005 hatte er sich entschieden, sein Engagement für soziale Gerechtigkeit in die Tat umzusetzen. Mit einer Vision und der Unterstützung vieler Freiwilliger gründete er "masifunde", was in der südafrikanischen Sprache isiXhosa so viel heißt wie "Lasst uns lernen". Seine Idee: Bildung sollte der Schlüssel sein, um die Lebensbedingungen in den Gemeinden zu verbessern und Chancen für die Jugend zu schaffen.

Denn insbesondere in den Townships sehen sich die Menschen großen Herausforderungen gegenüber. Im Walmer Township in der Nelson Mandela Bay, wo masifunde sein Büro hat, leben mehr als 30.000 Menschen auf engstem Raum zusammen. Armut und Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Drogen begegnen Jugendlichen jeden Tag. Mit vier unterschiedlichen Bildungsprogrammen – schulischer Bildung, Learn4life, Talentfabrik und Sozialarbeit – möchte masifunde junge Menschen bestärken, Wissen und Erfahrungen zu sammeln und diese dann an ihr soziales Umfeld weiterzugeben. Als sogenannte "Changemaker" sollen sie eine aktive Zivilgesellschaft fördern und positiven Wandel in ihre Gemeinschaft bringen.

 

Gemeinsam Veränderung bewirken: Mehr als 100 Menschen arbeiten mittlerweile haupt- und ehrenamtlich in masifundes Programmen mit.
Neben schulischer Bildung stärkt masifunde Talente, bringt Kindern und Jugendlichen Kunst und Musik näher und unterstützt Familien in sozialen Fragen.
Die Talentfabrik macht Kunst, Musik und Theater für Jugendliche zugänglich und vermittelt ihnen gleichzeitig praxisnahe Inhalte, um ihre Chancen auf eine bessere Zukunft zu erhöhen. Kernelement sind Schauspielkurse, Chöre und Kunstunterricht für Lernende aus Walmer Township.
masifunde-Gründer Jonas Schumacher setzt sich seit 20 Jahren in Deutschland und Südafrika für mehr Bildungschancen und soziale Gerechtigkeit ein.

Sozialunternehmen als Sprungbrett in die Arbeitswelt

Dafür setzen sich mehr als 100 junge Südafrikanerinnen und Südafrikaner haupt- und ehrenamtlich ein. Etwa 50 von ihnen sind Auszubildende, die durch masifundes Programme nicht nur Bildung erhalten, sondern auch praktische Fertigkeiten und berufliche Perspektiven entwickeln. Neben den Auszubildenden sind drei AGIAMONDO-Fachkräfte Teil des Teams, die ihr Wissen und ihre Erfahrung in die Organisation einbringen.

Fatima Klett aus Marburg kam 2023 im Rahmen des AGIAMONDO-Programms "Dialog und lebendige Partnerschaft" zu masifunde und leitet seither die sogenannten Sozialunternehmen der Organisation – eine Cafeteria, zwei mobile Kaffee-Bars, ein Gästehaus sowie ein Tourenbüro für Touristen und Besucher. Die Einrichtungen sollen Begegnung ermöglichen, dienen aber auch als Ausbildungsstätten für junge Südafrikanerinnen und Südafrikaner, und somit als Sprungbrett in die Arbeitswelt. Durch ihren Betrieb werden Arbeitsplätze geschaffen und die lokale Wirtschaft gefördert. Ziel ist es, die Sozialunternehmen dabei zu unterstützen, finanziell selbstständig zu werden und eine spendenunabhängige Einnahmequelle für masifunde zu bieten.

 

Wissenswert

Masifunde umfasst vier große Programmbereiche, die jungen Menschen einen Zugang zu schulischer, außerschulischer und informeller Bildung ermöglichen. Innerhalb der ganzheitlichen Bildungsprogramme sollen junge Teilnehmende befähigt werden, pro-aktiv und selbstbewusst an gesellschaftlichen Debatten teilzunehmen und dadurch positive Veränderungen im eigenen Leben und im Leben anderer zu initiieren.

Lokale Ressourcen stärken

In enger Zusammenarbeit mit lokalen Koordinatorinnen und Koordinatoren entwickelt Fatima Klett Geschäftsstrategien, die ein langfristiges Wachstum ermöglichen. Gleichzeitig werden lokale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Capacity Buildings in den Bereichen Projektentwicklung, Finanzen und Mitarbeiterführung gestärkt, um ihre Fähigkeiten zu verbessern und ihre Eigenständigkeit zu fördern. Diese Zusammenarbeit ist entscheidend für den Erfolg der Projekte, da sie es ermöglicht, die Logistik effizient zu koordinieren und lokale Ressourcen optimal zu nutzen, sodass die Leitung des Programms langfristig an lokale Fachkräfte übergeben werden kann.

Ein Beispiel für den Erfolg dieser DLP-Zusammenarbeit sind die lokalen Kolleginnen Sinovuyo Lamani und Sivuziwe Maliza. Als junge Fachkräfte koordinieren sie die Cafeteria sowie das Gästehaus und bilden viele junge Menschen aus. Mit Hilfe von Coaching und Anleitung geben sie ihr Wissen an junge Auszubildende weiter und tragen so zur Stärkung der Gemeinschaft bei. Ihr Engagement zeigt, wie nachhaltige Entwicklung durch partnerschaftliche Zusammenarbeit erreicht werden kann.

Wirkung über Südafrikas Grenzen hinaus

masifundes Programmelemente werden mittlerweile landesweit und sogar international aufgegriffen und übernommen. In Deutschland finden sich Initiativen, die von masifunde inspiriert wurden und ähnliche Ansätze verfolgen, um Bildungsgerechtigkeit zu fördern. Darüber hinaus engagiert sich masifunde auch in der Schulung und Beratung anderer Organisationen. In Südafrika, Mosambik, der Demokratischen Republik Kongo oder auch den Palästinensischen Gebieten werden Nichtregierungsorganisationen und Bildungseinrichtungen in den Programmansätzen geschult und in nachhaltiger Organisationsentwicklung unterstützt.

Während masifunde demnächst sein 20-jähriges Bestehen feiert, ist dies nicht nur eine Gelegenheit zurückzublicken, sondern auch ein Ansporn, weiterhin für Bildung und Entwicklung einzutreten. Die Geschichte der Organisation zeigt, dass mit Engagement, Vision und Gemeinschaftssinn Veränderungen möglich sind und Bildung der Schlüssel zu einer besseren Zukunft für alle ist.                                                                                   

Text: Laura Klapper, AGIAMONDO-Fachkraft und Programmmanagerin bei masifunde

27.11.2024