Gut qualifiziert in die Entwicklungszusammenarbeit

Auf ihre Arbeit im Entwicklungsdienst hat sich Juliana Schulte-Wieschen bei AGIAMONDO bis März diesen Jahres vorbereitet. Neben obligatorischen Seminaren im Rahmen ihrer Personalentwicklung besuchte sie auch Angebote, die individuell auf ihre Qualifikation und die zukünftige Mitarbeit bei der Partnerorganisation abgestimmt waren. Sie wird bei der NGO Centro de Investigación y Formación de Protección al Menor (CEPROME) in Argentinien im Bereich Prävention von sexualisierter Gewalt mitarbeiten. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, was sie für ihre Arbeit dort mitnimmt.

 

Welche Vorbereitungsseminare waren speziell auf Ihre Arbeit zugeschnitten?

Juliana Schulte-Wieschen: Im AGIAMONDO-Seminar "Service to the World" haben wir uns intensiv mit unseren zukünftigen Aufgaben, den Lebensumständen in den Ländern und dem Beziehungsgeflecht zwischen den Akteur*innen im Dienstvertrag (AGIMONDO, Fachkraft, Dienstgeber vor Ort und Finanzgeber in Deutschland) auseinandergesetzt. Die kollegiale Beratung und Rückmeldung zu den eigenen Tätigkeiten waren sehr hilfreich, um "Fallstricke" zu entdecken und über Lösungen nachzudenken. Im Kurs "Bewusst wie? Kultur-Bewusst im Dialog" bei AGIAMONDO wurden mir durch Übungen, Austausch und theoretischen Input die unterschiedlichen Arten zu kommunizieren bewusst. Durch Rollenspiele und Kommunikationsübungen, konnten wir vieles ausprobieren.


Durch den Kurs "Umgang mit Stress, Belastung und Trauma" an der Akademie für Internationale Zusammenarbeit schärfte sich mein Blick für Anzeichen von Stress, Belastung und Trauma bei mir selbst und bei Menschen im Arbeitsumfeld. Das ist wichtig für meine Alltagspraxis, genauso wie die Übungen zur Stressbewältigung, die ich weiter praktizieren möchte.
Im "Veränderungsmanagement" bereicherte mich der Austausch mit den anderen Teilnehmer*innen. Die Weiterbildung thematisierte die u.a. die ganz normalen Widerstände, die in Veränderungsprozessen aufkommen.  Das passt zu den Veränderungsprozessen, die ich in kirchlichen Einrichtungen begleiten werde. Die "Qualifizierung für Ansprechpersonen für Prävention gegen sexualisierte Gewalt" beim Erzbistum Freiburg sensibilisierte allgemein für "Prävention und Missbrauch in der Kirche". Beim lateinamerikaweiten zweiten Safeguarding-Kongress in Paraguay mit interessanten Vorträgen und Workshops traf ich Teilnehmer*innen, die sich in Lateinamerika für Gewaltprävention innerhalb der katholischen Kirche einsetzen.
 

Wissenswert

Carsten Klink, der Juliana Schulte-Wieschen als Fachreferent vom AGIAMONDO-Team Personalvermittlung im Auftrag begleitet, erläutert die Kurs-Auswahl: Grundsätzlich planen angehende Fachkräfte und "ihre" Referent*innen bei AGIAMONDO gemeinsam die Seminare für die Vorbereitung. So ging die Teilnahme am Kongress in Paraguay zum Beispiel auf den Wunsch von Juliana Schulte-Wieschen zurück.  Ergänzend zum Seminar "Umgang mit Stress, Belastung und Trauma" bietet AGIAMONDO Coachings an, damit Belastungen besser verarbeitet, Resilienz entwickelt und anderen Personen wirksamer geholfen werden kann. Dieses Angebot besteht während der gesamten Dienstzeit. Der Kurs "Veränderungsmanagement" unterstützt die Arbeit mit Organisationen bei der Entwicklung von Schutzkonzepten. Als digitale Maßnahmen nach der Ausreise kann sich Juliana Schulte-Wieschen mit der Informationsveranstaltung "Landesanalyse" und dem Seminar "Kooperationen und Netzwerke" der Akademie für Internationale Zusammenarbeit (AIZ) bei der GIZ weiter qualifizieren.
Darüber hinaus gibt es im eigenen AGIAMONDO-Programm viele gute Angebote, wie die Seminare "Gewaltfreie Kommunikation in der internationalen Zusammenarbeit" oder "Bewusst wie? Kultur-Bewusst im Dialog", die Methoden für eine positive Kommunikation vermitteln.

Wie wird Ihre Mitarbeit in der Prävention vor sexualisierter Gewalt bei CEPROME aussehen?

Juliana Schulte-Wieschen: Centro de Investigación y Formación de Protección al Menor (CEPROME) ist ein Bündnis von Psycholog*innen, Anwält*innen, Kirchenrechtler*innen u. a., die lateinamerikaweit im Bereich Gewaltprävention innerhalb der katholischen Kirche aktiv sind. Im Bereich Safeguarding gibt es psychologische Beratung und Begleitung bei der Erstellung von Schutzkonzepten. Dort arbeite ich als Beraterin mit Ordensgemeinschaften, Bistümern und Pfarreien zusammen, um institutionelle Werkzeuge zur Prävention vor sexualisierter Gewalt zu entwickeln. Es geht darum, gefährdete Personen in ihren Einrichtungen zu identifizieren und Schutzmaßnahmen zu entwickeln, um sexualisierte Gewalt oder geistlichen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche zu verhindern. Im Fokus stehen vor allem der Schutz von Minderjährigen und von abhängigen Personengruppen, wie Ordensfrauen. Für diese Form der Begleitung interessieren sich bisher ein Bistum in Bolivien und die Schulen einer Ordensgemeinschaft in Peru.

Welche beruflichen Erfahrungen haben Sie im Hinblick auf Gewaltprävention?

Juliana Schulte-Wieschen: Beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat war ich u. a. Referentin für Gewaltprävention im Bereich Prävention, Intervention und Aufarbeitung. Dazu gehörte die Überprüfung der vorhandenen Präventionskonzepte der Adveniat-Projektpartnern, die Überarbeitung des Adveniat-Schutzkonzepts und die Kontaktaufnahme zu anderen Organisationen, die aktiv Gewaltprävention in der katholischen Kirche verfolgen. Die Arbeitsgruppe zur Fallarbeit, zu der ich gehörte, beriet bei Bekanntwerden eines (Verdachts-)Falls über Vorgehen und Konsequenzen. Zudem habe ich einem Aufarbeitungsprojekt zugearbeitet.

11.04.2023

Interview: Ursula Radermacher