Gelebter Weltdienst: Sommertagung für Berater*innen auf Zeit und Süd-Nord-Fachkräfte

Alle Teilnehmer*innen der BaZ-Sommertagung in Siegburg auf einen Blick.

"Vertrauen schaffen. Auf dem Weg zu einem gemeinsamen Beratungsverständnis" – das war das Thema der diesjährigen AGIAMONDO-Sommertagung, die vom 26.-28. Juni in Siegburg stattfand. Die Veranstaltung richtete sich an Berater*innen auf Zeit (BaZ) und an Süd-Nord Fachkräfte, die mit beratendem Auftrag für Organisationen in Deutschland tätig sind.

 

Im Mittelpunkt der Tagung stand die Frage, was die Voraussetzungen für einen vertrauensvollen Umgang und die Zusammenarbeit miteinander sind. Darauf aufbauend ging es darum, ein gemeinsames Beratungsverständnis zu entwickeln. Denn innerhalb des Weltdienstes von AGIAMONDO leisten alle Fachkräfte, unabhängig davon in welchem Programm sie arbeiten, einen Dienst an der Welt und gestalten die Zukunft mit. Friedhelm Krätzer, Berater auf Zeit im Bereich Finanzen für den Zivilen Friedensdienst (ZFD) bei AGIAMONDO, sagt dazu: "Als BaZ bin ich Teil eines Weltteams, das sich für eine solidarische und gerechte Welt einsetzt".

Austausch über Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Sowohl Berater*innen auf Zeit als auch Süd-Nord Fachkräfte haben ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland. Während erstere mehrmals jährlich Beratungsreisen in unterschiedliche Länder durchführen, sind Süd-Nord Fachkräfte für mindestens drei Jahre in eine deutsche Organisation integriert. Trotz vorhandener Unterschiede verbindet beide Beratungstätigkeiten einiges: Gemeinsame Strukturen, Arbeitsweisen und Inhalte.

Während der Tagung hatten BaZ und Süd-Nord-Fachkräfte nun die Gelegenheit, um über diese Gemeinsamkeiten und Unterschiede in einen Austausch zu kommen.

Konkret bedeutete das, die Arbeit gegenseitig kennenzulernen sowie Schnittmengen und Potenziale zu nutzen: Vanessa Schaeffer Manrique ist Süd-Nord Fachkraft im Referat Weltkirche der Erzdiözese Freiburg, Mattes Tempelmann ist Berater auf Zeit bei Misereor. Beide arbeiten zum Thema "Bergbau in Lateinamerika". Dennoch haben beide unterschiedliche Möglichkeiten: Während Mattes Tempelmann mehrmals im Jahr in unterschiedlichen Ländern unterwegs ist und Netzwerke aufbaut, bringt Vanessa Schaeffer Manrique im Rahmen ihrer Tätigkeit neue Perspektiven aus Peru in die Diskussionen und die Politikgestaltung zu Bergbau, Wirtschaft und Menschenrechten in Deutschland ein.

Emy Osorio Matorel ist Beraterin für digitale Analyse und Kommunikationsstrategie bei CAMECO (Catholic Media Council) in Aachen und eine der Süd-Nord-Fachkräfte von AGIAMONDO.
Der Themenkomplex "Kollegiale Beratung" wurde anhand eines Modells vorgestellt. Die Teilnehmer*innen übten später die Anwendung auf Fälle aus der Praxis.
Austausch der Teilnehmer*innen zu einem Workshop im Rahmen der Sommertagung.
Bei einem Workshop zum Thema Digital Security ging es vor allem darum, welche Risiko bestehen und welche Möglichkeiten es gibt, persönliche Daten und berufliche Unterlagen zu schützen. Dies ist besonders mit Blick auf die Reisetätigkeit und die sehr sensiblen Arbeitsbereiche der BaZ wichtig, beispielsweise bei den Menschenrechten.

Die Sommertagung bot eine ideale Plattform dafür, die verschiedenen Fragestellungen zu reflektieren, die BaZ und Süd-Nord-Fachkräfte gleichermaßen beschäftigen: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit? Wie sind die unterschiedlichen Herangehensweisen – als Person und als Funktionsträger*in – um mit Situationen im Arbeitsalltag umzugehen? Wie können solche persönlichen und von Vertrauen geprägten Kontakte besser genutzt werden? Und welche Rolle spielt Vertrauen zwischen Personen für das Vertrauen zwischen Organisationen?

Eine wissenschaftliche Perspektive auf das Thema "Vertrauen zwischen Personen und Organisationen" brachte ein Vortrag von Prof. Dr. Ulrike Schwegler, Professorin für Internationales Management und Wirtschaftspsychologie an der FOM Hochschule in Stuttgart und Expertin für Vertrauen und interkulturelles Management.

Die Beraterin auf Zeit Friederike Repnik, die zum Thema "Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit" arbeitet, schätzt besonders das gemeinsame Lernen und die Möglichkeit, Netzwerke zu stärken und Prozesse mit den Partnerorganisationen zu begleiten.

Langfristig soll es für die Teilnehmenden regelmäßig Raum geben, sich im Rahmen von kollegialer Beratung über ihr besonderes Tätigkeitsfeld, die Herausforderungen und Chancen, auszutauschen und zu vernetzen. Dann können auch die bei diesem Treffen noch offen gebliebenen Fragen thematisiert werden, wie z. B. der Umgang mit strukturellen Ungleichheiten oder die Strategieentwicklung und Umsetzung beim Aufbau von eigenen Netzwerken.

18.07.2023

Text: Magdalena Nilles