Friedensbildendes Potenzial von Religionen nutzen

Silke Pietsch-Cooper, die ZFD-Koordinatorin von AGIAMONDO in Kenia

Seit fast 20 Jahren engagiert sich AGIAMONDO im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes (ZFD) gemeinsam mit kenianischen Partnerorganisationen für Gewaltprävention und Frieden. In dem ostafrikanischen Land kommt es immer wieder zu Spannungen zwischen den Ethnien und Religionsgemeinschaften. Um dem entgegenzuwirken, fördert das ZFD-Landesprogramm Kenia von AGIAMONDO den Dialog zwischen Glaubens- und Bevölkerungsgruppen.

Im Jahr 2008 erlebte Kenia schwere Gewaltexzesse, die sich im Kontext ethnischer Polarisierung bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen entzündet hatten.

Daher konzentrierte sich die ZFD-Arbeit von AGIAMONDO in der Folge vor allem auf die Versöhnungsarbeit mit den ethnischen Gruppierungen. In Kenia leben mehr als 40 verschiedene Ethnien. Rivalitäten um politischen Einfluss, Land und Kapital schüren immer wieder Konflikte, die lokal wie national die Marginalisierung verschiedener Gruppen und Regionen zur Folge haben. Diese Situation führte zusammen mit weiteren Faktoren in den vergangenen Jahren auch zu wachsenden Spannungen zwischen Religionsgemeinschaften, wodurch das bislang weitgehend friedliche Miteinander von Christen (ca. 70 Prozent), Muslimen (ca. 20 Prozent) und anderen Religionen zunehmend unter Druck gerät.

Aufgrund dieser Entwicklung konzentriert sich das ZFD-Landesprogramm von AGIAMONDO seit einiger Zeit neben der Bearbeitung von Ressourcenkonflikten in den ariden und semi-ariden Gebieten Kenias vor allem auf das Konflikt- und Friedenspotenzial von Religionen.

AGIAMONDOS Ansatz und der seiner Partnerorganisationen stützt sich hierbei auf den Interreligiösen Dialog (IRD), dessen Ziel es ist, Begegnungen zwischen den unterschiedlichen Religionszugehörigen zu fördern und so gemeinsame Lösungsfindung, Verständnis füreinander und Versöhnung zu ermöglichen. Umgesetzt wird der IRD sowohl in der Küstenregion Kenias als auch in der Zentralregion rund um Nairobi, wo Christen und Muslime sehr nah beieinander leben. Dort unterstützt der ZFD interreligiöse Organisationen sowie katholische Akteur*innen dabei, inter- und intra-religiöse Maßnahmen zu nutzen, um Gemeinden und ihren Mitgliedern friedliche Wege der Konfliktlösung und Transformation aufzuzeigen und so eine religiöse und oft auch politische Radikalisierung zu verhindern.

Mit seiner Schwerpunktsetzung möchte der ZFD von AGIAMONDO das friedensbildende Potenzial von Religionen sichtbar und nutzbar machen und neue Perspektiven der internationalen Friedensarbeit eröffnen. n

Silke Pietsch-Cooper arbeitet seit 2010 für den Zivilen Friedensdienst bei AGIAMONDO. Seit zwei Jahren ist sie Koordinatorin des Landesprogramms Kenia.

Text: Silke Pietsch-Cooper, Eva Maria Helm; Foto: AGIAMONDO