Sie sind im Februar 2015 nach Kenia ausgereist und arbeiten seitdem als Fachkraft im Zivilen Friedensdienst in der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (KGF) in der Diözese Ngong, Kenia. Welche Schwerpunkte bearbeiten Sie als integrierte Fachkraft bei der Partnerorganisation?
Die Länderschwerpunkte des ZFD von AGIAMONDO in Kenia sind Ressourcenkonflikte und interreligiöser Dialog. Der interreligiöse Dialog spielt in meinem Arbeitsalltag nur eine untergeordnete Rolle. In meiner Tätigkeit für die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden widme ich mich der Bearbeitung von Ressourcenkonflikten, der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung neuer Methoden der Konfliktbearbeitung. Die Diözese Ngong umfasst einen ca. 500 km langen Streifen entlang der kenianisch-tansanischen Grenze vom Kilimanjaro bis hinter die Maasai Mara. Meine Fokusregion ist die Trans Mara – auch Kilgoris Deanery genannt – , eine landschaftlich wunderschöne Gegend mit drei katholischen Gemeinden. Die Bevölkerung besteht größtenteils aus den Volksgruppen der Maasai, Kipsigis und Kisii. Konflikte in der Trans Mara sind zu 90 Prozent Landkonflikte, die oft historisch und politisch begründet sind und so zu Spannungen zwischen verschiedenen Stämmen und Clans führen. Des Weiteren gehören zu meinen Aufgaben, zum Aufbau und zur Stärkung der KGF in der Diözese beizutragen.
Sind Ihnen im Arbeitsalltag schon Situationen begegnet, die für Sie irritierend waren?
Es gibt hier oft ganz andere Denkweisen, die einfach kulturell und sozial begründet sind. Manche Unterschiede kann man einfach nicht überwinden. Im Arbeitsalltag habe ich die Erfahrung gemacht, dass Ziele oft zu hoch gesteckt werden und dadurch unrealistisch sind. Dabei ist es die gängige Überzeugung, dass Friedensarbeit prozessorientiert betrachtet werden muss und häufig die kleinen Schritte mehr zählen, als die großen Pläne.