Fairplay für ein Familienwochenende

Nicola Maier

Beim Familientreffen von Fachkräften, die aus dem Entwicklungsdienst zurückgekehrt sind, gab es für die Kinder und Jugendlichen Graffiti, faires Fußballspiel und Techniken zum Umgang mit stressigen Alltagssituationen.

 

"Ich habe so tollen Fußball gesehen – denn bei uns wurde fair gespielt", schwärmt Debora Maier (12) vom Kicken mit den Kindern beim AGIAMONDO-Familienwochenende in Heinberg bei Warburg.  Bereits zum dritten Mal begrüßten sich dort alte Bekannte und gerade wieder in Deutschland eingetroffene Familien zurückgekehrter AGIAMONDO-Fachkräfte. Fast doppelt so viele Kinder wie Erwachsene waren dabei. Sie teilten Alltag und Auszeit miteinander, es wurde gemeinsam gekocht, gespielt und gewandert. Hier erlebten die Familien und vor allem die Kinder und Jugendlichen einen geschützten Raum: für sich, für ihre Erfahrungen als Familien der personellen Entwicklungszusammenarbeit und für ihre Themen zurück im deutschen Alltag.

Ich hab das Recht zu spielen!

Die Grundschulkinder spielten und beschäftigten sich mit ihren Kinderrechten. Sie brachten ihre Namen kreativ zu Papier: Jonathan und Rafael, Marietta und Noah. Und sie kennen jetzt auch ihre Rechte: ihr Recht auf Frieden und den Schutz vor Krieg und auch das Recht auf Lernen. Sie sind startklar mit Plakaten für die nächste Demo, um auf ihre Kinderrechte aufmerksam zu machen.

Ich bin mutig!

Die Jugendlichen befassten sich mit dem manchmal sehr herausfordernden Alltag und dem, was sie über Social Media, Schule oder auf der Straße zu sehen, zu hören und zu spüren bekommen. Sie tauschten sich aus und gaben sich Tipps, wie sie mit stressigen Situationen umgehen. "Ich bin mutig!" kann zum Beispiel ein Satz sein, den man für sich wie ein Mantra innerlich wiederholen kann. "Ich ignoriere einfach die blöden Sprüche" sagt Salome, Laura holt sich Rat bei ihrer Mutter und Eliana vertraut sich ihrer großen Schwester an. Constanze Blenig stellte beim Abschlussgottesdienst eine Klopftechnik vor, die bestärkt und Entlastung bei Ängsten bewirken kann. Im Anschluss gab es den Wunsch einiger Jugendlicher, weitere Tipps für stresssige Momente zu bekommen. Die Offenheit und der Bedarf ist da. Die Jugendlichen erkannten die Erwachsenen als eine Ressource für sich, von denen sie etwas für ihren Alltag lernen konnten.

 

 

Nicola Maier
Nicola Maier
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Würde unantastbar

Die Jugendlichen motivierten die Erwachsenen, sich für das Thema  "Würde unantastbar" auch handwerklich zu engagieren und friedvolle Botschaften zu brennen. Die königlichen Skulpturen des Diakons und Künstlers Ralf Knoblauch begleiten AGIAMONDO seit vielen Jahren. Er hat mit anderen Engagierten anlässlich des 75jährigen Bestehens des Grundgesetztes die Initiative "Würde unantastbar" entwickelt. Die Jugendlichen brannten sich selbst das Statement auf Holztäfelchen mit einem 400 Grad heißen Brenneisen. Sie wussten, dass das Arbeiten damit nicht ungefährlich ist und sie sich – im metaphorischen Sinne  – bei den Themen Menschenwürde und Demokratie die Finger verbrennen können. Aber sie wollten selber anpacken und ihre Themen sichtbar machen. Die Gespräche waren dieses Mal bemerkenswert tief – das ist wirklich über die Jahre durch die Kontinuität der Familientreffen gewachsen. Damit die Erinnerung an diese besonderen Gespräche lange anhält, haben die Teilnehmer*innen nun Holztäfelchen und bunte Grafitti-Bilder daheim. Ein Upcycling-Rollup mit einem "Würde unantastbar" Grafitti haben die Jugendlichen für AGIAMONDO auf den Weg gegeben.

Und sie verstanden einander

Diese Bibel-Worte wurden beim Abschlussgottesdienst vorgelesen. Dass sie an diesem Wochenende Realität wurden, haben die Kinder und Erwachsenen in vielen Momenten gespürt. Deshalb war klar: wir wollen wieder Zeit miteinander verbringen – als Lerngemeinschaft aus globalen Kontexten hier bei uns vor Ort. Hier erfahren wir Verbundenheit, Ermutigung und Inspiration – in Zeiten von Ausgrenzung und zunehmend einschränkenden Entwicklungen. Ein weiteres Wochenende mit zurückgekehrten AGIAMONDO-Fachkräften und ihren Familien wird für 2025 geplant. Details dazu werden über AGIAMONDO geteilt. Wie immer ist der Kreis offen auch für neue Rückkehrer*innen und ihre Familien.

15. 07. 2024
Text: Nicola Maier