Digitalisierung in der internationalen Personellen Zusammenarbeit

Die 6. Internationale Fachtagung zur Personellen Zusammenarbeit fand 2021 online statt.

Potenziale und Veränderungen des digitalen Wandels standen im Mittelpunkt der 6. Internationalen Fachtagung zur Personellen Zusammenarbeit vom 25. bis 26. Januar mit rund 120 Teilnehmenden aus aller Welt. Veranstalter waren die Personaldienste AGIAMONDO (Deutschland), Comundo (Schweiz) und HORIZONT3000 (Österreich).

Eric Keller, Geschäftsführer von Comundo, eröffnete die Tagung mit Blick auf die neuen Möglichkeiten der Informationsverbreitung und der sozialen Vernetzung in der Personellen Zusammenarbeit: „Die Digitalisierung wird unsere Arbeit grundlegend verändern. Ziel dieses Austauschs ist es, digitale Trends in der PEZ ausfindig zu machen und sich von aktuellen Beispielen und konkreten Projekten inspirieren zu lassen.“

In den Gesprächsrunden und Referaten wurden u.a. folgende Fragestellungen erörtert: Wie kann das Internet die Lebensbedingungen vieler Menschen durch Zugang zu Wissen und neuen Formen der politischen und ökonomischen Teilhabe verbessern. Wie können Bildungs-, Ernährungs-, Friedens- und Menschenrechtsarbeit und viele andere Vorhaben vom Einsatz digitaler Technologien profitieren. Aber auch: Wie kann verhindert werden, dass benachteiligte Menschen ohne Zugang zu Internet und technologischen Ressourcen ausgeschlossen werden. 

Fachliche Impulse geben Dr. Fritz Brugger, Senior Wissenschaftler am NADEL, Zentrum für Entwicklung und Zusammenarbeit an der Universität Zürich, und Geraldine de Bastion, Geschäftsführerin der Beratungsfirma Konnektiv, die Beratung zum Thema digitale Transformation anbietet. Zentral ist für Brugger, dass Informationstechnologie kein Selbstzweck sein darf, sondern immer Mittel für eine konkrete Problemlösung. Geraldine de Bastion fasst Digitalisierung als Systemwandel auf und fordert eine resiliente und inklusive Mitgestaltung ein. Sie weist auf die Gefahren dieses Prozesses hin und ermutigt dazu, die vorhandenen Handlungsspielräume zu nutzen und keine weiteren Abhängigkeiten zu schaffen. Es gelte neue Austauschmöglichkeiten zu finden, neue Partnerschaften und Allianzen zu schaffen.

 

Treffen der Geschäftsführer*innen von Horizont 3000, AGIAMONDO und COMUNDO, sowie Geraldine de Bastion, die Geschäftsführerin der Beratungsfirma Konnektiv.
Teilnehmer*innen der Fachtagung
Weitere Teilnehmer*innen der Fachtagung

In verschiedenen Arbeitsgruppen wurden digitale Projekte vorgestellt und diskutiert – von maßgeschneiderten Smartphone-Apps über digitale Unterrichtsplattformen bis zum Do-it-yourself Youtube-Kanal. Mit dabei war auch ein Vorhaben im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes von AGIAMONDO in Guatemala, in dem Jugendliche, die auf Grund der Pandemie ihre Dörfer nicht verlassen konnten, über ihre Mobiltelefone an Workshops zu Menschenrechten teilnahmen und sich anschließend mit den Möglichkeiten des Filmemachens befassten. Daraus entstanden Videoclips, die ihre eigene Situation und ihre Sicht auf die Menschenrechte thematisieren.

Übereinstimmend stellen die Geschäftsführer*innen der drei Personaldienste Horizont3000, Comundo und AGIAMONDO fest: „Digitalisierung ermöglicht uns, zivilgesellschaftliche Zusammenarbeit weltweit zu vertiefen und zu vereinfachen. Gleichzeitig muss Digitalisierung gerecht und sicher gestaltet werden, gerade in Kontexten, die von Konflikten oder Shrinking Space (Einschränkung zivilgesellschaftlicher Handlungsspielräume) geprägt sind.“ Dazu könnten Entwicklungs-Fachkräfte wichtige Beiträge leisten. Letztlich ersetzte digitale Zusammenarbeit aber nicht „echte“ personelle Zusammenarbeit, die von der Begegnung zwischen Menschen lebt, die im selben Umfeld sind, die gleichen Erfahrungen und Sorgen teilen, die sich berühren und verändern lassen. AGIAMONDO-Geschäftsführerin Dr. Claudia Lücking-Michel ergänzt: „Wir sollten grundsätzlich schauen, wie Digitalisierung die Stärke unseres personellen Angebotes stärken kann und welche Chancen darin stecken.“


12.2.2021

Text: Katharina Engels