Die Zeit als Trainee bietet Raum für die persönliche Entwicklung

Zwei der drei Trainees bei AGIAMONDO: Katharina Haupenthal und Felix Pander.

Im Rahmen der Nachwuchsförderung gibt es bei AGIAMONDO ein Traineeprogramm mit aktuell drei Trainees. Sie arbeiten entweder bei AGIAMONDO selbst oder bei einer Partnerorganisation in Deutschland mit, wie z. B. MISEREOR oder missio. Danach gehen sie – passend zu ihrem beruflichen Profil – für einige Zeit ins Ausland. Wie unterschiedlich die Tätigkeiten sein können und was sie an ihrem Traineeship begeistert, erzählen Katharina Haupenthal, Zeegi B. und Felix Pander im Interview.

Warum haben Sie sich für ein Traineeship entschieden und wie gefällt es Ihnen?

Katharina Haupenthal: Nach dem Master in Entwicklungspolitik in Maastricht wusste ich noch nicht ganz genau, wie es weitergehen sollte. Eine Stellenausschreibung bei missio mit entwicklungspolitischem Hintergrund sprach mich an, und in diesem Kontext entstand die Möglichkeit, mich als Trainee vorzustellen.

Felix Pander: Ich habe das Fach Erneuerbare Energien studiert, mit einem Bachelor abgeschlossen und fand danach bei der Praktikumssuche die Traineestelle bei MISEREOR, die gut zu meinem Studium und meinem Freiwilligenjahr in Südindien passte. Mir gefällt, dass man als Trainee als “Neuling“ einsteigen, lernen und später im Ausland arbeiten kann. Der Traineestatus ist ein Sonderstatus, man hat andere Rechte und Funktionen. Ich bekomme nicht so viel Tagesarbeit, sondern einzelne Aufgaben. Und es geht immer auch um Fortbildungen und Reisen.

Zeegi B.: Die Traineestelle bei AGIAMONDO im Team Personalentwicklung passte perfekt zu meinem Studium der Interkulturellen Kommunikation und Bildung. Ich kenne AGIAMONDO schon länger und freue mich sehr, dass ich mich als Trainee mit meinem Fachgebiet einbringen und bei AGIAMONDO Blended Learning mitentwickeln kann. Zu diesem Thema und weiteren Bereichen wie E-Learning und kulturbewusste Kommunikation, konnte ich schon viele interessante Fortbildungen machen.

Felix Pander wird als Fachkraft für kleine Wasserkraftwerke in die DR Kongo ausreisen.
Kerstin Kude leitet das Team Personalentwicklung für Fachkräfte und ist Mentorin für das Traineeprogramm bei AGIAMONDO.
Katharina Haupenthal hat vor ihrer Traineezeit unter anderem als Surflehrerin gearbeitet.

Woran arbeiten Sie aktuell?

F.P.: Da ich erst im April bei MISEREOR für eineinhalb Jahre als Trainee eingestiegen bin, lerne ich gerade die Mitarbeiter*innen und Bereiche kennen. Mein eigenes Arbeitsgebiet betrifft Kleinwasserkraftwerke in der DR Kongo, an denen MISEREOR beteiligt ist. Dafür erstelle ich zurzeit einen Katalog zur Umweltverträglichkeit für zukünftige Wasserkraftwerke. Einige gibt es schon und vier bis sechs weitere sind geplant, bei deren Aufbau ich dabei sein werde.

Z.B.: Ich bin seit Januar 2021 für zwei Jahre als Trainee bei AGIAMONDO. Mein Arbeitsschwerpunkt ist Blended Learning zum Thema kulturbewusster Dialog. Blended Learning ist eine Lernform mit E-Learning und Lernen in Präsenz. Ich bin hauptsächlich für die konzeptionelle Entwicklung, die Lernmaterialien und Trainerkontakte zuständig. Wir bringen für diese Arbeit einerseits Fachleute, die sich mit E-Learning und Blended Learning auskennen und andererseits Trainer*innen, die in kulturbewusster Kommunikation kompetent sind, zusammen.

K.H.: Seit Oktober 2020 bin ich bei missio für zwei Jahre Trainee der Auslandsabteilung mit dem Fokus auf Projektmanagement, Evaluierung und Monitoring. Aktuell unterstütze ich unsere Referentin für KZE-Projekte. Diese Projekte werden durch öffentliche Gelder finanziert, die wiederum die Katholische Zentralstelle für Entwicklungshilfe e. V. (KZE) verteilt. Dabei geht es um die Begleitung, die Beratungen und die Absprachen mit den Partnern sowie die Prüfungen der Berichte und Auszahlungen. Hinzu kommt die Akquise neuer Partner. Damit verbunden ist die Ausarbeitung der Projekte, der Ziele und der Indikatoren. Und wir besprechen meinen ersten Auslandsaufenthalt.
 

Nicht nur Aufgaben erfüllen, sondern den Raum haben, sich zu entwickeln.

Katharina Haupenthal

In Ihrer persönlichen Entwicklung werden Sie bei AGIAMONDO von Kerstin Kude, der Leiterin des Team Personalentwicklung unterstützt. Gibt es weiteres Mentoring und was schätzen Sie an der Begleitung durch Mentor*innen?

K.H.:  Bei missio habe ich einen Mentor, mit dem ich meine Aufgaben sowie deren Inhalte und einzelne Themen bespreche. So habe ich beispielsweise mit ihm meinen Ausbildungsplan ausgearbeitet, wir erörtern mögliche Trainee-Stationen im Haus missio und treffen uns einmal im Monat zum persönlichen Gespräch für Rückmeldungen, etc. Kerstin Kude hat mich auch dabei unterstützt, eine Aufgabe bei missio zu finden und den Auslandsaufenthalt zu planen, weil bei meiner Stelle kein eigenes Projekt, so wie bei Zeegi oder Felix angedacht war.

Z.B.: Kerstin Kude vermittelt mir fachliche Fähigkeiten, gibt mir Feedback zu meinen bisherigen Arbeitsergebnissen und definiert mit mir Ziele. Darüber hinaus spricht sie mit mir über meine Erfahrungen als Trainee und unterstützt mich in meiner Entwicklung und bei Weiterbildungen. Zusammenfassend sehe ich meine Mentorin als mein Vorbild und freue mich, dass wir als Trainees diese tolle Möglichkeit haben.

F.P.: Meine Mentorin bei MISEREOR betreut die inhaltliche Thematik und Aufgaben meiner Traineestelle.Sie hat mir bei meinem Einstieg bei MISEREOR geholfen und steht mir weiterhin jederzeit zur Seite, hilft mir, mich zurechtzufinden, und wir sprechen uns zu meinen Aufgaben und gemeinsamen Projekten ab. Darüber bin ich sehr froh, denn vieles in der Arbeitswelt ist neu für mich, da ich direkt von der Universität komme.  Mit Kerstin Kude bespreche ich, an welchen Fortbildungen eine Teilnahme für mich sinnvoll ist und wie ich die Trainee-Zeit bereichernd für mich nutzen kann. Es gibt mir ein gutes Gefühl, diese professionelle Unterstützung bei meiner Weiterentwicklung zu erhalten.
 

Wissenswert

Das AGIAMONDO-Traineeprogramm ist Nachwuchsförderung für Hochschulabsolvent*innen direkt nach dem Master. In Einzelfällen können auch Kandidat*innen mit fachlich gleichwertiger Berufsausbildung und entsprechenden Erfahrungen in Frage kommen. Trainees arbeiten bis zu zwei Jahre bei AGIAMONDO oder einer nahen Partnerorganisation wie MISEREOR oder missio und können in dieser Zeit Berufserfahrungen machen, die für die Tätigkeit als Fachkraft in der Internationalen Personellen Zusammenarbeit und in der Friedensarbeit benötigt werden. Währenddessen lernen sie auch in mehrwöchigen Aufenthalten Partnerorganisationen vor Ort kennen und übernehmen dort erste Aufgaben. AGIAMONDO-Mentor*innen begleiten die Trainees in allen Fragen ihrer persönlichen und beruflichen Lernprozesse. Gezielte Weiterbildungsmöglichkeiten werden individuell festgelegt und eine umfangreiche soziale Absicherung ist auch während ihrer Reisen gewährleistet. Trainees werden entsprechend dem TVÖD bezahlt. In ihren Fachabteilungen werden sie außerdem von erfahrenen Fach-Mentor*innen herausgefordert und beraten. Auf diesem Weg wachsen die Nachwuchskräfte in bis zu zwei Jahren in die Aufgaben und Verantwortung als Fachkraft hinein und können dann ihren Dienst in einer Partnerorganisation beginnen. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an kerstin.kude@agiamondo.org.

Haben Sie schon Auslandserfahrungen?

F.P.: Während meines Freiwilligenjahrs mit weltwärts habe ich in Südindien zuerst in einer Bambusschreinerei und dann in einem kleinen Betrieb für Solaranlagen mitgearbeitet.

Z.B.: Meine Erfahrungen stammen aus meinem Heimatland Mongolei und aus Deutschland, wo ich schon einige Jahre arbeite und studiere.

K.H.: Nach meinem Studium in den Niederlanden und in Frankreich war ich für ein freiwilliges soziales Praktikum in Argentinien und habe als Surflehrerin in Fuerteventura, Griechenland und Ägypten gearbeitet.

Was für ein Auslandsaufenthalt ist für Ihre Traineestelle geplant?

Z.B.:  Bei mir ist es noch nicht ganz klar. Demnächst werde ich wahrscheinlich in ein asiatisches Land reisen, um Partnerorganisationen kennenzulernen und später mit einer AGIAMONDO-Fachkraft zusammenzuarbeiten. Blended Learning sollte in die Projektmitarbeit passen und weiterentwickelt werden. Während der Traineezeit werde ich für den Auslandsaufenthalt z. B. eine Fortbildung zu Friedenspädagogik machen.

K.H.: Bei mir ist geplant, dass ich im Herbst nach Nairobi/Kenia reise, um die ostafrikanische Bischofskonferenz AMECEA sowie deren Projektpartner und die Diözesen mit ihren Strukturen kennenzulernen. Meinen Arbeitsschwerpunkt Evaluation und Monitoring kann ich dort unterstützend anbieten. Vielleicht geht die Reise weiter in deren Partnerländern Uganda, Tansania oder Malawi. Auch ein dreimonatiger Aufenthalt in einem asiatischen Land ist angedacht.

F.P.: Nach der Traineezeit werde ich für zwei Jahre als Fachkraft für kleine Wasserkraftwerke in den Osten der DR Kongo ausreisen, um bei einer Partnerorganisation mitzuarbeiten – wenn die Umstände es zulassen. Wichtig wird dabei auch die Begleitung der Menschen bzw. Gemeinden vor Ort sein. Es geht ja nicht darum, nur ein Wasserkraftwerk hinzustellen, sondern auch darum, die Menschen bei der Nutzung einzubinden.

Was erwarten Sie von der Traineezeit für Ihre berufliche Karriere? Was planen Sie für Ihre berufliche Zukunft?

F.P.: Schwierig, ich mache erste berufliche Schritte und denke bisher weniger an Karriereplanung. Mein Motiv ist eher, etwas Spannendes zu lernen und viele Fähigkeiten für interessante Tätigkeiten zu entwickeln.

Z.B.: Die Traineezeit ist ein Angebot, ein Prozess für meine persönliche Entwicklung, gut unterstützt durch meine Mentorin und eine Coachin an meiner Seite. Bei der Bewerbung wurde gefragt, wo ich mich in zehn Jahren sähe. Ich denke, ich werde in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit arbeiten.

K.H.: Bei mir ist es ein beruflicher Findungsprozess. Ich habe viele Ideen, aber keinen konkreten Plan. Und durch Corona habe ich gelernt: Planung ist unmöglich. Man muss sich vorbereiten, aber es kann ganz anders kommen. Das hat sich bei mir verändert, denn eigentlich bin ich eine Planerin. Mir geht es nicht um einen Karriereschritt, sondern um “Lernen fürs Leben“. Die Traineezeit ist begrenzt, sie ist eine Zeit für die persönliche Entwicklung. Ich habe Management studiert und wollte letztlich auf dem großen schwarzen Chefsessel sitzen. Das ist jetzt nicht mehr wichtig. Sehr schön ist es, als Trainee Freiräume zu haben und von einer Mentorin und einem Coach bei der persönlichen Entwicklung begleitet zu werden. Nicht nur da zu sein, um Aufgaben zu erfüllen, sondern das Privileg zu haben, sich entwickeln zu dürfen.

Interview: Ursula Radermacher

12.07.2021