Eine weitere wichtige Komponente ist die politische Lobbyarbeit. OroVerde unterstützt die Partnerorganisationen dabei, ihre Erfahrungen und Daten in Entscheidungsprozesse einzubringen, um ökosystembasierte Anpassungsmaßnahmen anzustoßen. Zudem bringen die Projekte verschiedene Akteure aus Gemeinden, bäuerlichen Gemeinschaften und Forschung zusammen, die sich gemeinsam für eine nachhaltige Entwicklung der Wassereinzugsgebiete engagieren.
Bedarfsgerecht und gemeinsam lernen
Norma Dávila sieht ihre Rolle dabei vor allem als "guide", als professionelle Begleitung, die den Partnern hilft, anhand der Geoinformationen eigene Daten für ihre jeweiligen Projektgebiete und -ziele zu generieren. Bei Schulungen vor Ort und online sowie regelmäßigen Austauschrunden vermittelt sie den Projektverantwortlichen, wie sich mit der GIS-Technologie Berechnungen erstellen lassen. Um zum Beispiel Risiken zu erkennen und vorbeugende Maßnahmen zu planen. Das gemeinsame Lernen soll sie befähigen, die Tools in Zukunft eigenständig anzuwenden und ihr Wissen zu teilen.
Standardinhalte und -antworten gibt es dabei nicht. Vielmehr geht die Fachkraft auf die jeweiligen Anforderungen der Partner und unterschiedlichen Projektkontexte ein und entwickelt bedarfsgerechte Lösungen. "Das ist mitunter recht aufwändig und komplex", berichtet die 44-Jährige. "In Guatemala etwa geht es um Waldmanagement, in Mexiko darum, Waldbrandgefahren auszumachen." Parallel dazu tüftelt sie an Methoden, die es ermöglichen, die wachsende Datenbasis zu speichern und laufend zu aktualisieren.
Ineke Naendrup freut sich, dass OroVerde durch Norma Dávilas Fachwissen einem dringenden Bedarf der Partnerorganisationen nachkommen kann. "Die Fachkraft ermöglicht uns, den Partnern mehr anzubieten als eine einmalige Fortbildung zu Geoinformationssystemen, sondern ihr Wissen zu vertiefen", sagt sie. Spanisch als gemeinsame Sprache ist dabei ein Vorteil, der den Austausch mit den Projektpartnern erleichtert.
Wie groß deren Interesse ist, zeigte sich beim jährlichen Workshop mit den Partnerorganisationen des WasserWald-Projekts im April 2023 in Guatemala. "Alle wollten unbedingt an der GIS-Session mit Norma teilnehmen", erzählt Naendrup. Daneben stand auch die Nutzung von Beobachtungsdrohnen auf dem Programm. "Drohnen bieten eine ideale Ergänzung zu den Satellitenaufnahmen, weil sich damit Veränderungen auf kleinen Flächen beobachten lassen,“ erklärt Norma Dávila.
Wissen mit nachhaltigem Nutzen
Als Wissenschaftlerin bei einer NGO zu arbeiten, erlebt Norma Dávila als wert- und anspruchsvoll zugleich. "Es freut mich, gemeinsam mit anderen konkrete Veränderungen bewirken zu können", sagt sie. Die größte Herausforderung bestehe darin, die "big data" der Geoinformationen auf die kleinen Projektgebiete herunterzubrechen. Wenn das WasserWald-Projekt im Dezember endet, wartet im Projekt KlimaWald die nächste Aufgabe. Den Partnern und OroVerde wiederum ermöglicht der kontinuierliche Input der Fachkraft, ihre Kapazitäten zur GIS-Technologie nachhaltig auszubauen. "Das Wissen, die Tools, Karten und Daten können die Partner weiter nutzen und auch auf andere Projekte übertragen", sagt Ineke Naendrup.
10.01.2024
Text: Angelika Söhne
Dieser Artikel stammt aus dem AGIAMONDO-Magazin "Contacts", Ausgabe 2/2023. Zum Download der Gesamtausgabe.