"Zurzeit werden diese Spannungen noch verschärft, da bald Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattfinden", so Krygier. Die politischen Rivalen nutzten die prekäre Situation aus, um Bevölkerungsgruppen gegeneinander aufzustacheln. Aufgrund der wirtschaftlichen Notlage vieler Menschen steige außerdem die Anfälligkeit für Bestechung und politische Manipulation und damit das Risiko, dass im Kontext der anstehenden Wahlen die Gewalt eskaliert.
Frieden ist eine wichtige Voraussetzung
Um die Menschen in Kenia direkt, aber auch nachhaltig zu unterstützen, ist Konfliktprävention daher immer ein wichtiger Teil des Engagements der MISEREOR-Partner vor Ort. Viele Organisationen fördern derzeit den Aufbau neuer Versorgungssysteme wie solarbetriebene Brunnen oder Wasserspeicher – die meisten mit einer Friedenskomponente, indem sie die Nutzer*innen des Wassers in das Management der Systeme einbinden. So können sie auf Transparenz und Verteilungsgerechtigkeit Einfluss nehmen. Andere Initiativen begleiten Gemeinschaften dabei, ihr Land als Gruppe zu registrieren, um Rivalitäten und Vertreibung vorzubeugen. "In einigen ländlichen Projekten bemühen sich unsere Partner auch, traditionelle ökologische Landwirtschaftsmethoden zu reaktivieren, damit die Erträge besser werden", so Krygier.
Bewältigung und Anpassung unterstützen
Auf diese Weise gehen Maßnahmen zur Bewältigung der akuten Notlage Hand in Hand mit dem Aufbau von Strukturen zur Anpassung an die veränderten Bedingungen. MISEREOR begleitet diese Arbeit in Form von Dialog, Beratung, Vernetzung und Weiterbildung. "Wir bemühen uns außerdem, die Perspektive unserer Partner international sichtbar zu machen", sagt Krygier. Aktuell begleitet ein Vertreter der Partnerorganisation "Power Shift Africa", die sich für erneuerbare Energien in Kenia einsetzt, die Lobbyarbeit von VENRO für die G7-Präsidentschaft Deutschlands.
Den Regen wird das nicht zurückbringen, aber hoffentlich die Erkenntnis fördern, dass es mehr gemeinsamer Anstrengung bedarf, um den Klimawandel zu stoppen, dessen Auswirkungen schon heute die Existenzen von Millionen Menschen am Horn von Afrika bedrohen.
01.05.2022
Text: Kamila Krygier
Dieser Artikel stammt aus dem AGIAMONDO-Magazin "Contacts", Ausgabe 1/2022. Zum Download der Gesamtausgabe und der PDF-Version des Artikels.