Umgang mit ressourcenbasierten Konflikten

Anlässlich des Earth Hour Days am 27. März stellen wir Esther Maina vor. Sie berät in Kenia ZFD-Partnerorganisationen, deren Partner sich teilweise klimatischen Herausforderungen stellen müssen. Die Folgen des Klimawandels scheinen sich schon heute negativ auf die Lebensbedingungen der meisten Menschen in Kenia auszuwirken, was sich an häufigeren, extremen Dürren, Wasserknappheit und Überschwemmungen in den vergangenen Jahren zeigt. Bei der landeseigenen Nahrungsproduktion gibt es Phasen mit einem dürrebedingten knappen Angebot an Lebensmitteln, was in manchen Landesteilen zu Versorgungsengpässen und Hungersnöten führt. Zudem nehmen die direkten Partner der Partnerorganisationen des ZFD-Landesprogramms von AGIAMONDO an, dass sich der Klimawandel auch als Konfliktbeschleuniger auswirkt. Diese Partner arbeiten an ressourcenbasierten Konflikten, die sich beispielsweise um den Zugang zu Wasser oder Weideland drehen.

Einer dieser Partner ist die North Rift Peace Initiative, die aus sechs Diözesen in den ariden bzw. semi-ariden Regionen (halbtrockene und trockene Gebiete) von Baringo, Narok und Transmara aktiv ist. Sie ist ein direkter Arbeitspartner der National Catholic Justice and Peace Commission, einer Partnerorganisation von AGIAMONDO. Im Rahmen des ZFD-Themenschwerpunktes „Ressourcenbasierte Konflikte“ wird die Initiative von Esther Maina als Fachkraft für Analyse, Planung, Monitoring und Evaluation (APME) begleitet. „Die North Rift Peace Initiative trifft sich regelmäßig, um ihre Sicht der Konflikte auf den neuesten Stand zu bringen und sich gemeinsam über das bisher Gelernte sowie die besten Praktiken in der Friedensförderung in der North Rift Region auszutauschen“, sagt Esther Maina.

Experten sehen Klimawandel als mitverantwortlich für Wasser- und Weideknappheit an

In den ariden und semi-ariden Regionen von Baringo, Narok und Transmara ist die Viehzucht eine der Haupteinnahme- und Nahrungsquellen für Bewohner. In Dürrezeiten kann es zu extremer Wasser- und Weideknappheit kommen. Diese hat sich nach Ansicht vieler Experten in den vergangenen Jahren durch den Klimawandel und durch Umweltzerstörung verschärft. In extremen Dürrezeiten dringen Pastoralisten auf der Suche nach Futter für ihr Vieh manchmal in Gebiete ein, die von anderen ethnischen Gruppen genutzt werden oder im Besitz von Ackerbauern sind. Das führt oft zu Konflikten, deren tieferen Ursachen die Partnerorganisationen mit Unterstützung von ZFD-Fachkräften auf den Grund gehen. Sie versuchen, diese Konflikte zu entschärfen, indem sie Gemeindedialoge organisieren. Dabei bringen sie verschiedene Gemeindemitglieder zusammen, um die Probleme an der Basis zu diskutieren. Aus diesen Treffen entwickeln die Beteiligten Lösungen, die später in den Gemeinden umgesetzt werden, wiederum mit Hilfe der ZFD-Partnerorganisationen. Diese Treffen fördern bereits den Zusammenhalt und die Vertrauensbildung, aber auch die Widerstandsfähigkeit der Gemeinden gegenüber gemeinsamen Herausforderungen.

APME-Fachkraft Esther Maina moderiert einen Planungsworkshop
Großes, trockenes Flussbett auf dem Weg nach Mashuru in Kajiado County
Grasen in der Baringo-Savanne

Lokale Studie zu Klimawandel und Ressourcenkonflikten

Das Thema Klimawandel, in Bezug auf die Konflikte in den oben angesprochenen Gebieten, befindet sich bei den Partnerorganisationen und dem ZFD-Koordinationsbüro derzeit noch in der Explorationsphase. Noch ist nicht klar, wie sich die Folgen des Klimawandels oder von Umweltzerstörung auf die Lebenssituation besonders verwundbarer Gruppen wie Frauen, Jugendliche und Kinder auswirken und wie dies in die Friedensarbeit einbezogen werden kann. Deshalb wurde unter der gemeinsamen Leitung der ZFD-Landeskoordination und der Kenianischen Kommission Justitia et Pax eine Studie zu den Zusammenhängen zwischen Klimawandel/Umweltzerstörung und verschärften Ressourcenkonflikten um Land und Wasser beauftragt. Die Forschungsergebnisse sollen im Rahmen der Planung des neuen ZFD-Länderprogramms den Partnerorganisationen vorgestellt und mit diesen diskutiert werden. Langfristig könnten daraus gemeinsame Strategien und Ansätze entwickelt werden, die es erlauben, die Thematik „Klimawandel und Konflikt“ künftig systematischer als bisher zu bearbeiten. Die Studie wurde beauftragt, um katholische Akteure der Friedensförderung zu informieren und zu stärken. Insbesondere ging es dabei um Folgendes: das Verständnis der spezifischen regionalen Verwundbarkeiten gegenüber dem Klimawandel zu verbessern, das Wissen und die Anpassungsfähigkeit der lokalen Gemeinschaften gegenüber dem Klimawandel zu stärken und die Zusammenhänge zwischen den Auswirkungen der Klimakrise und den laufenden Konflikten in der Region zu verstehen.

APME-Fachkraft Esther Maina unterstützt Austausch- und Lernprozesse

Esther Maina begleitet als APME-Fachkraft alle kenianischen Partnerorganisationen von AGIAMONDO, in denen ZFD-Fachkräfte tätig sind – wie die oben erwähnte National Catholic Justice and Peace Commission. Sie moderiert Prozesse zur Analyse, Planung, Überwachung und Bewertung von Projekten mit der Methode Managing Outcomes, die auf den ZFD zugeschnitten ist. Esther Maina arbeitet seit fast drei Jahren als APME-Fachkraft mit AGIAMONDO-Partnerorganisationen zusammen. Sie hat ihr Studium mit einem Bachelor-Abschluss in internationalen Beziehungen (Nebenfach Friedens- und Konfliktforschung) und einem Master-Abschluss in Konflikt, Sicherheit und Entwicklung abgeschlossen. Die Methode Managing Outcomes fördert vor allem Austausch- und Lernprozesse innerhalb und zwischen den Partnern und Partnerorganisationen. Sie könnte in Zukunft verstärkt genutzt werden, um effektive Strategien und Ansätze zur zivilen Bearbeitung von Konflikten im Kontext des Klimawandels in Kenia und anderen Partnerländern zu verbreiten. „Die Dokumentation und systematische Verbreitung von Good Local Practices zur Stärkung der Resilienz ländlicher Gemeinden und bestimmter Bevölkerungsgruppen wird dabei eine zentrale Rolle spielen“, sagt Esther Maina. 

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Text: Ursula Radermacher

16.03.2021