Workshops sind das Herzstück der Arbeit von Kaji B’atz’. Gemeinsam entwickeln Sebastian May und seine Kollegin Verónica Pérez innovative, pädagogische Konzepte dafür. „Mein Beitrag zielt darauf ab, die Workshops mitzugestalten und auch neue Methoden einzubringen“, sagt der 41-Jährige, der zuvor viele Jahre mit jungen Menschen im Freiwilligendienst und in der politischen Bildung gearbeitet hat. Als besonders bereichernd erlebt er das positive Feedback der Teilnehmenden – und zu sehen, dass die Workshops Veränderungen in Gang setzen. „Viele Jugendliche wollen selbst aktiv werden und auch andere motivieren,“ so May. Dadurch entstehe ein Dominoeffekt, der es den jungen Menschen ermögliche, Ängste abzubauen und sich zu engagieren.
Die Workshops sind für die Jugendlichen eine willkommene Abwechslung. Mithilfe verschiedener pädagogischer Methoden werden Themen wie Menschenrechte, Gender und Rassismus angesprochen. Sebastian May und Verónica Pérez agieren dabei gleichberechtigt im Team, um sowohl Mädchen als auch Jungen andere Rollenbilder vorzuleben. Die traditionelle Rollenverteilung sei eine Hürde, etwa dabei, auch junge Mädchen in die Workshops zu bekommen, da ihre Eltern sie oft nicht lassen, erklärt May. Kaji B’atz‘ unterstützt sie, Möglichkeiten für sich selbst zu entwickeln, mit Gewalterfahrungen und Diskriminierung umzugehen und vielleicht sogar gestärkt daraus hervor zu gehen. Mit Erfolg: Viele ehemalige Teilnehmerinnen studieren nun oder engagieren sich für sozialen Wandel.
Die Corona-Pandemie hat auch Kaji B’atz‘ vor neue Herausforderungen gestellt. Die Regierung verhängte über Monate strenge Ausgangssperren, Schulen waren geschlossen, Veranstaltungen verboten. Gemeinsam entwarf das Team einen Online-Video-Workshop. Nach einer kurzen Schulung konnten die Jugendlichen in Videos erzählen, wie die Pandemie ihr Leben beeinträchtigt. Anschließend wurden die Filme gemeinsam bearbeitet und online gestellt. „Ich war beeindruckt von der Resonanz, Vielfältigkeit und Kreativität der Teilnehmenden“, sagt May.
„Es fiel mir zuerst ein wenig schwer, mich hier einzuleben“, erzählt Sebastian May. Doch der gute Draht zu seinen Kolleg*innen bei Kaji B’atz‘ und den Jugendlichen half ihm, schnell Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Ruhe vom turbulenten Arbeitsalltag findet er in seiner Freizeit beim Joggen am See, beim Erwandern von einem der atemberaubenden Aussichtspunkte sowie beim Yoga. Gewöhnungsbedürftig war für den Vegetarier anfangs das eher fleischlastige Essen in Guatemala. Auf den Märkten gibt es aber genügend Obst und Gemüse, so dass er sich nun zuhause Salate und Aufläufe selbst zubereitet.
Text: Angelika Söhne, Recherche Sandra Weiss
September 2021
Dieser Artikel stammt aus dem AGIAMONDO-Magazin "Contacts", Ausgabe 2/2021. Die Gesamtausgabe und die PDF-Version des Artikels finden Sie hier zum Download.