Was ist neu an dem Seminar „Interkulturelle Kommunikation“?
Das Augenfälligste ist der neue Name. Das Seminar heißt jetzt „Bewusst wie – Kulturbewusste Kommunikation“. Inhaltlich ist die große Differenz zum Vorgängerseminar „Interkulturelle Kommunikation“, dass die Teilnehmenden des Seminars auf globale Machtstrukturen und -positionen und persönliche Gemeinsamkeiten schauen. Letztere werden oft durch Äußerlichkeiten wie Begrüßungsrituale oder kulturellen Prägungen verdeckt. Rituale können wir erlernen und insbesondere mit kulturellen Prägungen wollen wir bewusst umgehen. Machtstrukturen und -positionen sind gewichtige Punkte, die die Kommunikation und damit die Zusammenarbeit von Menschen prägen. Deshalb ist es wichtig, sich strukturelle Verhältnisse zu vergegenwärtigen, die den Dialog erschweren. In dem neuen Seminar liegt der Focus auf aktuellen Diskursen wie „Critical Whiteness“ sowie Macht- und Rassismus-kritisches Arbeiten. Wir wenden das Rollenspiel „Die Derdianer“ zum Umgang mit Macht in spezifischen Situationen an. Letztlich geht es darum die angehenden Fachkräfte zu ermutigen, sich in ihrem zukünftigen Arbeitsfeld selbst zu beobachten, bewusst zu erkennen, welche Machtverhältnisse und Rahmenbedingungen dort vorhanden sind. Und danach zu schauen, wie diese ihre persönliche Haltungen berühren sowie ihr Kommunizieren und Handeln bestimmen. Damit möchten wir die Selbstwirksamkeit der Fachkräfte stärken.
Wie kommt dieser neue Ansatz bei den Fachkräften an?
Fachkräfte finden in der Regel die selbstkritische Auseinandersetzung gut, sehen sich selbst ein einem fortlaufenden Lernprozess mit den Kollegen und Kolleginnen der Partnerorganisationen. Sie wünschen sich mit ihrem Dienst einen Beitrag zu sozial-ökonomischem Wandel im Rahmen personeller Zusammenarbeit zu leisten. Fachkräfte gehen mit Offenheit in den Dienst und bauen Vertrauen zu ihren Teams in den Partnerorganisationen auf. In Themen wie globalen Machtstrukturen, Postkolonialismus und Critical Whiteness geht es sowohl um Wissen als auch persönliche Haltungen. Es ist eine Herausforderung, sich mit der eigenen Rolle auseinanderzusetzen und diese aber auch in globalen Strukturen zu verorten.
Interview: Ursula Radermacher
22.08.2019