Gewalt überwinden, Frieden gestalten: Warum Dialog und Empowerment so wichtig sind

In sechs Landes- und Regionalprogrammen und vielen weiteren Projekten unterstützt der Zivile Friedensdienst (ZFD) von AGIAMONDO seine Partner. Im Mittelpunkt steht der Umgang mit gewaltvollen Erfahrungen und die Gestaltung von Transformationsprozessen für eine friedliche Zukunft. Wesentlich ist es, Menschen wieder in Beziehung zu bringen.

 

In zahlreichen Konflikt- und Postkonfliktländern hat die jahrelange Abwesenheit von Frieden und Sicherheit tiefe Brüche in der Gesellschaft bewirkt. Dies beeinträchtigt nicht nur das Wohlergehen der Menschen als Individuen. Es erschwert auch ihre Rückkehr als Gemeinschaft zu einem gewaltfreien, friedlichen Zusammenleben. Die Ursachen und Erscheinungsformen der Gewalt sind vielfältig und ebenso wie ihre Folgen je nach Kontext verschieden.

Der ZFD von AGIAMONDO arbeitet in sechs Landes- und Regionalprogrammen – Sri Lanka, Liberia, Südsudan, Große Seen, Zentralamerika, Kolumbien – eng mit seinen lokalen Partnern zusammen und unterstützt sie bei ihrem individuellen Umgang mit den spezifischen Herausforderungen vor Ort. Um mit der gewaltvollen Vergangenheit umzugehen und Versöhnungsprozesse anzustoßen, leisten Fachkräfte unter anderem pädagogische Begleitung in der Erinnerungsarbeit, stärken Strukturen zur psychosozialen Stabilisierung oder engagieren sich gemeinsam mit ihren lokalen Kolleg*innen für die juristische Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen. Im Fokus der Zusammenarbeit stehen dabei immer die Menschen in ihren Beziehungen und der gemeinsame Wille, zu Heilung und Verständigung beizutragen.

 

Wissenswert

Seit 2018 engagiert sich AGIAMONDO mit seinem ZFD-Programm in Sri Lanka. Gegenwärtig gibt es vier ZFD-Fachkräfte. Bis Ende 2022 werden drei weitere erwartet. Sie arbeiten mit sieben Partnerorganisationen zusammen – dem Nationalen Friedensrat (NPC), der Eastern Social Development Foundation (ESDF), dem Zentrum für Gesellschaft und Religion (CSR), Caritas SEDEC (Nationales Zentrum in Colombo) und den diözesanen Caritas-Zentren in Batticaloa, Jaffna und Mannar. Insgesamt fokussiert die Begleitung darauf, von Gewalt betroffene Familien über die religiöse und ethnische Kluft hinweg emotional und wirtschaftlich zu stärken, damit sie Vertrauen in sich und andere sowie eine neue Lebensgrundlage aufbauen können.

Anerkennung ist ein erster wichtiger Schritt

In Sri Lanka setzt AGIAMONDO dieses Engagement seit 2018 um. Das reiche multiethnische und multireligiöse Gefüge des Inselstaates ist geografisch begründet, aber auch auf politische und wirtschaftliche Dynamiken zurückzuführen, die über Jahrhunderte gewirkt haben. Viele der gewaltsamen Konflikte resultieren aus den Machtstrukturen der britischen Kolonialherrschaft. Seit 2009 gilt der Bürgerkrieg zwischen Gruppen der tamilischen Minderheit und der singhalesischen Zentralregierung, in dessen Verlauf tausende Menschen getötet oder vertrieben wurden, offiziell als beendet. Angesichts des enormen Konfliktausmaßes sind die Anstrengungen zivilgesellschaftlicher Gruppen zur Aufarbeitung der Gewalt jedoch bisher unzureichend.

"Ein erster, wichtiger Schritt, um die Betroffenen zu unterstützen, ist die Anerkennung ihres Leids, ihrer Ohnmacht und auch Wut, die das Erlebte in ihnen auslöst", sagt Thomas Vanke, Koordinator des ZFD-Programms vor Ort. Hierfür setzen sich die Partnerorganisationen in unterschiedlichen Teilen des Landes ein: Sie bieten psychosoziale Beratung und Gruppentherapien, organisieren Gedenkprojekte, leisten Rechtshilfe, aber auch materielle Unterstützung. AGIAMONDO begleitet dieses Engagement und fördert den Dialog zwischen den einzelnen Akteuren. "Die Erfahrung, dass es andere gibt, die Mitgefühl zeigen, dass Trauer gemeinsam erlebt und gestaltet werden kann, hilft vielen Menschen", so Vanke.

 

Am 11. Oktober ist Girls Day. Die Nichtregierungsorganisation (NRO) Youth Crime Watch Liberia (YCWL) setzt sich für die Rechte und die Stärkung von Frauen und jungen Mädchen ein.
Planungsworkshop in Liberia: Zusammen mit den Mitarbeiter*Innen der Partner- organisation YCWL bespricht ZFD-Koordinatorin Marion Koerbel, welche Rolle und Aufgaben die ZFD-Fachkraft übernehmen soll.
Frauen in Sri Lanka, die infolge der gewaltsamen Konflikte und nicht zuletzt der Corona-Pandemie ihr Einkommen verloren haben, werden vom ZFD-Partner Eastern Social Development Foundation (ESDF) mit Startkapital für eine neue Perspektive unterstützt.
In Monrovia wachsen viele Schüler*innen in zerrütteten Familienverhältnissen auf. Um ihnen Unterstützung anzubieten, bietet das Catholic Education Center – gemeinsam mit dem ZFD – psychosoziale Beratung an.

Verständigung durch Austausch

Um Solidarität und Verständigung auch inter-ethnisch und interreligiös zu verstärken, ist der Austausch innerhalb der verschiedenen Bevölkerungsgruppen für viele Partner ein zentrales Anliegen. Das "Centre for Society and Religion" (CSR) etwa begann bereits während des Bürgerkriegs das Projekt "Ministry of Presence", in dessen Rahmen im Jahr 2008 Ordensschwestern aus dem südlichen Teil Sri Lankas Menschen in den umkämpften Gebieten im Norden besuchten. Ihr Ziel war und ist es, ein tieferes Verständnis für die Situation der anderen zu erlangen, sie solidarisch zu begleiten und negativer Propaganda entgegenzuwirken. Dieses Engagement hat sich bis heute verstetigt und erreicht mittlerweile auch Kinder in Schulen oder junge Erwachsene, die dann Erfahrungen und Perspektiven miteinander teilen.

 

Wissenswert

Aktuell arbeiten fünf Fachkräfte und fünf Partnerorganisationen im Rahmen des ZFD-Landesprogramms in Liberia zusammen. Während sich das Catholic Education Secretariat (CES) in der Erzdiözese Monrovia, das Kofi-Annan-Institute für Conflict Transformation (KAICT) und das Mother Patern College of Health Sciences (MPCHS) vor allem mit Wissenstransfer und dem Aufbau entsprechender Ausbildungsmöglichkeiten befassen, setzt sich die NRO Youth Crime Watch Liberia (YCWL) für die Stärkung und die Rechte insbesondere junger Frauen und Mädchen ein. Die Foundation for International Dignity (FIND) hat ihren Fokus auf der Menschenrechtsbeobachtung. Gemeinsames Ziel ist es, die Menschen wieder zu sich selbst und zueinander zu bringen, damit sie Wege des gewaltfreien Zusammenlebens entwickeln können.

Die Jugend im Blick

Dass insbesondere junge Menschen eine gestaltende Rolle im Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit und Versöhnung einnehmen, steht auch in Liberia zunehmend im Fokus. Als Nachgeborene eines Bürgerkriegs (1989-2003), in dessen Verlauf die Strukturen des Landes fast vollständig zerstört und hunderttausende Menschen getötet wurden, sind die meisten Kinder und Jugendlichen im Kontext der Kriegstraumata ihrer Familien aufgewachsen. Angst, Verlust, Frustration sowie existenzielle Not und Gewalt erleben viele von ihnen täglich – eine Situation, die sich während der Ebola-Epidemie 2014-2015 noch verstärkt hat.

Vielfach geht die Erschütterung so tief, dass Strategien zur Überwindung der Gewalt oder das Suchen nach konstruktiven Lösungswegen erst der zweite Schritt sein können. Deshalb ist die Zusammenarbeit von AGIAMONDO mit seinen liberianischen Partnern auf den Auf- und Ausbau von Strukturen gerichtet, die zur Stabilisierung und Stärkung der Bevölkerung, vor allem der Jugend, beitragen. Dabei arbeiten Fachkräfte intensiv mit den Einrichtungen für Bildung der Erzdiözese in Monrovia, mit zivilgesellschaftlichen Initiativen oder der Universität zusammen.

 

Auf dem zentral gelegenen Plaza Bolivar in Bogotá, Kolumbien, stellen Menschenrechtsaktivist*innen jedes Jahr Fotos von Opfern des gewaltsamen Verschwindenlassens auf, um Gespräche über das Thema anzuregen.
Ruta Pacífica de las Mujeres in Kolumbien demonstriert dafür, dass Frauen als Friedensakteurinnen anerkannt werden. Die feministische Bewegung übergab zahlreiche Zeuginnenaussagen des Konflikts an die Wahrheitskommission.
An der Katholischen Universität Juba werden Studierende unterschiedlicher religiöser und ethnischer Zugehörigkeit dabei begleitet, sich vertrauensvoll zu begegnen.
Im Casa de la Memoria in Guatemala-Stadt erarbeiten ZFD-Fachkräfte mit Kolleg*innen des Erinnerungsmuseums Konzepte und Veranstaltungen, die das Gewaltkontinuum reflektieren und Phasen des Widerstands beleuchten.
Achtsam im Team: Auch bei internen Treffen der Fachkräfte wird an die gewaltbelastete Vergangenheit erinnert und ihrer Opfer gedacht.

Beziehungsarbeit ist das oberste Ziel

Ausgehend vom Catholic Education Secretariat (CES) in Monrovia, das 27 katholische Grund- und Sekundarschulen verwaltet, unterstützt der ZFD beispielsweise die Aus- und Weiterbildung von Vertrauenslehrer*innen und Direktor*innen in psychosozialer Beratung, damit sie Studierende in kritischen Situationen gut begleiten können. Auch in der Advocacy- und Aufklärungsarbeit mit Jugendlichen sowie auf der Ebene der Hochschulen arbeiten Fachkräfte an der Konzeption von Programmen, Studiengängen und in der Öffentlichkeitsarbeit mit.

"Die friedensfachliche Kooperation ist aber nur ein Teil unseres Engagements", sagt Marion Koerbel, die das ZFD-Programm vor Ort seit 2017 koordiniert. "Ganz oft geht es auch darum, die Partner selbst zu stärken und Strukturen zu verbessern, damit sie ihre wichtige Arbeit überhaupt weiterführen können." Seit dem Ende des Krieges und der Ebola-Epidemie ist nur wenig Zeit vergangen, erschwerend hinzu kam die Covid-19-Pandemie. Vieles liegt noch im Argen, muss überwunden oder neu aufgebaut werden. "Eine gute Beziehung zueinander ist enorm wichtig, damit alles andere funktioniert", so Koerbel. Das ist unser oberstes Ziel.

 

Wissenswert

In Zentralamerika ist der ZFD von AGIAMONDO seit 2016 aktiv. Aktuell arbeiten elf Fachkräfte mit neun Partnerorganisationen in El Salvador und Guatemala zusammen. Bei den guatemaltekischen Menschenrechtsorganisationen Centro de Acción Legal para Derechos Humanos (CALDH) und Oficina de Derechos Humanos del Arzobispado de Guatemala (ODHAG) konzentriert sich die Begleitung auf die Museums-, Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit zur Erinnerung an den Genozid, der an verschiedenen Mayavölkern begangen wurde. In den Jugendorganisationen Caritas Solola und der Pastoral Social, aber auch im Gemeindezentrum CECEP stehen politische Bildung, Kunst- und Theaterprojekte für indigene Jugendliche im Zentrum des Engagements. Auch in El Salvador liegen die Arbeitsfelder im Bereich der museumsgestützten Bildungsarbeit im Kulturmuseum Museo de la Palabra y la Imagen (MUPI) sowie in der Begleitung von Familien und Individuen, die während des Bürgerkriegs schwere Menschenrechtsverletzungen erlebt haben durch Caritas Chalatenago und Asociación Pro-Búsqueda. Zusammen mit der Universität Centroamericana arbeitet AGIAMONDO zudem daran, Zeugnisse des ermordeten Erzbischofs und Befreiungstheologen Óscar Romero für die Lehre zu erschließen. Perspektivisch ist eine Erweiterung des ZFD-Programms auf Südmexiko geplant.

Strukturen verstetigen

In Zentralamerika hat das langjährige Engagement zivilgesellschaftlicher Gruppen dazu geführt, dass mittlerweile zahlreiche Akteur*innen mit verschiedenen Projekten und Programmen im Feld der Vergangenheitsarbeit aktiv sind. Die Forderungen der Menschen, die bis heute unter den Folgen der Bürgerkriege, Konflikte und systematischen Tötungen der vergangenen Jahrzehnte leiden, sind Ausdruck des Wunsches nach Gerechtigkeit. Sie sind aber auch Antwort auf die bis heute anhaltenden Missstände in der Region, auf Marginalisierung, Rassismus und ungleiche Ressourcenverteilung, denen hauptsächlich Indigene, Frauen und Bäuer*innen ausgesetzt sind.

Um das in Friedensverträgen formulierte, jedoch von staatlicher Seite nie wirklich umgesetzte Bestreben nach Wahrheitsfindung und Wiedergutmachung zu verfolgen, setzen sich AGIAMONDO und seine Partner in Guatemala und El Salvador auf vielerlei Weisen für die Menschen und Initiativen vor Ort ein.

Erinnerung schafft Frieden

"Wir unterstützen die Dokumentation der Verbrechen, etwa durch Zeitzeugeninterviews oder den Aufbau von Archiven", sagt ZFD-Programmkoordinatorin Martina Richard. "Und wir tragen bei zur Aufarbeitung, zum Beispiel indem wir neue Erinnerungsorte wie Gedenkstätten oder Ausstellungen mitentwickeln." Das ermöglicht Betroffenen Zugang zu Wissen und Wissenschaft und zu Methoden der Vergangenheitsarbeit.

In beiden Partnerländern macht auch die Arbeit mit Jugendlichen einen wichtigen Teil des Engagements aus. Mit verschiedenen Projekten engagieren sich Organisationen wie Caritas Solola und Pastoral Social in Guatemala oder das Museo de la Palabra y la Imagen (MUPI) in El Salvador dafür, junge Menschen durch politische Bildungsarbeit, ehrenamtliche Tätigkeiten im Museum oder Theaterworkshops für die Vergangenheit zu sensibilisieren und Wege mit ihnen zu erarbeiten, wie sich Konflikte friedlich lösen lassen.

 

Wissenswert

AGIAMONDO arbeitet seit 2009 im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes als einziger lokaler ZFD mit überwiegend kirchlichen Partnern im heutigen Südsudan und ehemaligen Sudan zusammen. Der Hauptbeitrag besteht in der Unterstützung von Projekten der Catholic University of South Sudan, des Catholic Radio Network (CRN), des Jesuit Refugee Service (JRS) und der Justice and Peace Commission der Diözese Rumbek in den Bereichen Dialogförderung und gewaltfreie Konfliktbearbeitung sowie psychosoziale Unterstützung. Insgesamt begleiten fünf ZFD-Fachkräfte die vier Partnerorganisationen dabei, ihre Kapazitäten auszubauen und Themen wie Vergebung, Vertrauen und Erinnerung im Dialog und der Beziehung der Menschen zueinander wieder stärker zu verankern.

Vielseitige Unterstützung für individuelle Friedensbedarfe

Auch in den Landesprogrammen Kolumbien, Südsudan sowie in der Region der zentralafrikanischen Großen Seen zeigen AGIAMONDO und seine Partnerorganisationen ein sehr vielseitiges Engagement im Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit und Versöhnung, das auf die individuellen Bedarfe der Bevölkerung und die aktuelle Situation im Land reagiert.

 

Wissenswert

Das ZFD-Programm Große Seen wurde 2008 von AGIAMONDO mit einem Koordinationsbüro in Bujumbura und 14 Partnerorganisationen ins Leben gerufen und konzentriert sich seitdem auf die grenzüberschreitende Region zwischen der östlichen Demokratischen Republik Kongo (DRK), Ruanda und Burundi. Derzeit arbeiten sechs Fachkräfte (drei in Ruanda, zwei in Burundi und eine in der DRK) mit zehn Partnerorganisationen (drei in der DRK, vier in Ruanda und drei in Burundi) zusammen. Während sich das Engagement im Ostkongo vor allem auf die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen konzentriert, liegt der Fokus in Ruanda und Burundi auf Versöhnungs- und Erinnerungsarbeit sowie auf Projekten zur Wahrheitsfindung.

 

In der Große-Seen-Region ist die Gesellschaft bis heute von interethnischen Konflikten und – speziell in Ruanda – von den tiefen Wunden des Völkermords 1994 geprägt. Und auch im Südsudan versuchen die Menschen, mit einem Erbe von Kriegen und Gewalt umzugehen, das die Bevölkerung tief gespalten hat. "Die partnerschaftliche Begleitung des ZFD konzentriert sich daher auf Versöhnung und Erinnerung", resümiert Große-Seen-Koordinatorin Silvia d’Alessandro. Dabei geht es nicht nur um Dialog zwischen Täter*innen und Opfern, sondern auch um die soziale Integration ehemaliger Inhaftierter, die nach ihrer Haftstrafe zurück in ihre Gemeinden kommen. "Der Wunsch nach gesellschaftlicher Solidarität zur Überwindung der Gewalt ist groß", so Patrick Zadi Zadi, Koordinator des ZFD-Landesprogramms im Südsudan. "Um diese Solidarität erfahrbar zu machen, schaffen unsere Partnerorganisationen Räume der Begegnung, in denen Gemeinschaft als verbindendes Moment erlebt wird." Das können Solidargruppen sein, aber auch Sportveranstaltungen für Jugendliche. Die ZFD-Fachkräfte unterstützen hier vor allem inhaltlich und organisatorisch. Und sie fördern gemeinsam mit den Partnern Strategien und Netzwerke, damit ihr Einsatz langfristig wirksam ist.

Auf dem Weg zur Wahrheit

Letzteres ist auch für den Friedensprozess in Kolumbien zentral, wo zahlreiche AGIAMONDO-Partnerorganisationen an der Aufarbeitung von Bürgerkriegsverbrechen und der Wiedergutmachung für Betroffene arbeiten. Seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der kolumbianischen Guerillaorganisation FARC-EP 2016 ist die Umsetzung der Vertragsinhalte ins Stocken geraten. Konfliktursachen wie ungleiche Landverteilung oder die Marginalisierung von Minderheiten bestehen weiter.

 

Wissenswert

In Kolumbien ist der ZFD von AGIAMONDO seit 2001 aktiv. Aktuell arbeiten sieben Fachkräfte in sieben Partnerorganisationen zum Schwerpunktthema "Umgang mit gewaltbelasteter Vergangenheit und Versöhnung". In den Sozialpastoralen in Tumaco, Buenaventura und Apartadó liegt der Fokus des Engagements auf psychosozialer Begleitung von Betroffenen. Bei den Partnerorganisationen Coordinación Regional del Pacífico Columbiano (CRPC), Colectivo de Abogados José Alvear Restrepo (CAJAR) und Ruta Pacífica de las Mujeres konzentrieren sich die Fachkräfte gemeinsam mit den lokalen Kolleg*innen auf politische Advocacy-Arbeit sowie die Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen und deren Kommunikation an die öffentlichen Instanzen, zu denen auch die Comisión para el Esclarecimiento de la Verdad, la Convivencia y la No Repetición (CEV) gehört. Mit dem Consejo de Redacción begleitet AGIAMONDO außerdem eine Partnerorganisation, die sich für die Fortbildung von Journalist*innen zum Thema "Memoria Histórica" (historisches Gedächtnis) einsetzt.

 

Um den Friedensprozess endlich voranzubringen, kommt der Unterstützung der Comisión para el Esclarecimiento de la Verdad, la Convivencia y la No Repetición (CEV) große Bedeutung zu, der die ZFD-Fachkräfte gemeinsam mit den Partnerorganisationen vor Ort vielfach zuarbeiten. Ihr Abschlussbericht, der im Sommer 2022 veröffentlicht wurde, ist Ausdruck dafür, dass Aufarbeitung und Wiedergutmachung in vielen Bereichen der Gesellschaft weitergehen müssen, um die Gewalt langfristig zu überwinden. Und er zeigt, dass engagierte Kooperation für Wahrheit, Empowerment und Dialog dazu beitragen können, eine Zukunft in Frieden möglich zu machen.

 

31.08.2022

Text: Eva Maria Helm

Dieser Artikel stammt aus dem AGIAMONDO-Magazin "Contacts", Ausgabe 2/2022. Zum Download der Gesamtausgabe.