Frau Gruber, Sie haben sich entschieden, in der aktuellen Krisensituation nicht in Ihr Heimatland zurückzukehren. Wie kam das?
Ehrlich gesagt hatte ich, als es noch möglich war, das Land zu verlassen, gar keine Zeit, darüber nachzudenken. Denn ich war aufgrund des Ausnahmezustands voll und ganz mit organisatorischen Dingen beschäftigt: Ich musste innerhalb kurzer Zeit die Ausreise unserer „weltwärts“-Freiwilligen organisieren, die Aus- und Einreisen von Schülergruppen und Partnerschaftsreisen absagen und parallel als Teamleitung das Büroteam von rund 20 Personen auf die neue Situation einstellen. Ich habe ein kleines Notfall-Kernteam bestimmt und die anderen Kolleginnen und Kollegen Knall auf Fall ins Homeoffice geschickt. Als ich dann endlich Zeit zum Nachdenken fand, stellte ich fest, dass alle Flieger nach Deutschland weg waren – aber auch, dass ich weiterhin hier vor Ort genau richtig bin. Bis heute bin ich mit der „Entscheidung“, in Kigali geblieben zu sein grundsätzlich zufrieden. Denn meine Verantwortung für die Partnerschaft Rheinland-Pfalz/Ruanda löst sich ja nicht einfach in Luft auf. Ich möchte weiterhin – solange es möglich und verantwortbar ist – als Ansprechpartnerin für unsere ruandischen und rheinland-pfälzischen Partner hier in Ruanda bleiben.