Wie funktioniert die Arbeit aus der Ferne?
Als Junior-Fachkraft im Zivilen Friedensdienst arbeite ich in der Organisationsentwicklung und im Capacity Building von AdvocAid, was sehr gut von Deutschland aus geht. Inhaltlich läuft gerade vieles anders, als sonst. Aufgrund der Beschränkungen müssen wir viele Projekte und Aktivitäten umstrukturieren, dabei unterstütze ich die Projektplanung. Anfang März hatten wir noch unsere Strategie in einem großen Workshop erarbeitet, die wir nun weiter ausarbeiten. Meinen Aufgaben im Bereich Planung, Monitoring und Evaluierung der Projekte und in Bezug auf die Datenbank von AdvocAid kann ich weitestgehend ganz normal nachgehen. Zusätzlich fallen aktuell viele Ad-hoc-Aufgaben im Bereich der Organisationsentwicklung und Arbeitsorganisation an: Die Arbeit im Homeoffice für die Mitarbeiter*innen organisieren, Recherche zu und Training in verschiedenen Hilfssoftwares und digitalen Werkzeugen. Da Reisen zwischen den Distrikten Sierra Leones aktuell nicht erlaubt sind, können wir in der nächsten Zeit die Teams auch innerhalb des Landes nicht mehr zusammenbringen und brauchen nun kreative Lösungen, die für alle gut umsetzbar sind. Für meinen Arbeitsbereich ist es also gerade eine sehr spannende Zeit.
Welche Arbeitsinhalte Ihrer Organisation sind während der Krise besonders relevant?
AdvocAid setzt sich für Frauen und Mädchen ein, die in dem oft ungerechten Rechtssystem Sierra Leones benachteiligt werden. Deshalb ist es aktuell umso wichtiger, die Polizeistationen während und nach Lockdowns zu monitoren, Frauen und Mädchen die Möglichkeit aufzuzeigen, dass sie sich an uns wenden können, wenn sie von Polizei- oder häuslicher Gewalt bedroht sind oder diese erfahren haben. Auch kümmern wir uns verstärkt darum, dass die Gefängnisse vorbereitet sind und hygienische Bedingungen geschaffen werden, damit das Virus nicht den Weg ins Innere finden kann. Und natürlich darum, dass Frauen und Mädchen weiterhin einen Zugang zur Justiz finden. Die Ziele meiner Partnerorganisation haben also gerade in Zeiten von Corona eine hohe Bedeutung.
Gibt es Initiativen, die die Menschen vor Ort im Zielland zusätzlich unterstützen?
Wir haben zu Anfang der Krise kurze, prägnante Corona-Infos für die Mitarbeiter*innen von AdvocAid entwickelt, insbesondere, um mit den Mythen aufzuräumen, die in den sozialen Medien verbreitet werden. Nur wenn unsere Mitarbeiter*innen gut geschult sind, können sie unsere Zielgruppen entsprechend informieren. Ich habe in diesem Zusammenhang mitbekommen, dass Mitarbeiter*innen – aufgeklärt über Händewaschen und Abstandhalten – nun in ihren eigenen Nachbarschaften Aufklärung betreiben und selbst Eimer und Seife zum Händewaschen spenden.
06.05.2020
Interview: Theresa Huth