Bewerben für ein Stellenangebot im Ausland

Sie sind auf der Suche nach einem Auslandsjob und wollen sich bei AGIAMONDO bewerben? Was ist das Besondere an dieser Arbeit und wie läuft das Auswahlverfahren ab? Jonas Brenner (34), Berater für humanitäre Hilfe bei Caritas international in Kolumbien, berichtet von seinen persönlichen Erfahrungen mit AGIAMONDO.

 

Wann haben Sie sich zum ersten Mal mit dem Gedanken beschäftigt, in die Entwicklungszusammenarbeit zu gehen?

Das Thema interessierte mich schon als Jugendlicher. Nach der Schule habe ich einen internationalen Freiwilligendienst in Bolivien gemacht und dort an einer Schule Englisch unterrichtet. Diese Erfahrung hat mich sehr geprägt, weil das Zusammenleben mit den Kindern und Jugendlichen – ich war vor Ort an der Schule untergebracht – mir gezeigt hat, wie wichtig es ist, Verbindungen herzustellen, egal woher wir kommen. Danach folgte mein Bachelor in Lateinamerika-Studien, für den ich unter anderem in Kolumbien studiert habe. Im Master kam die Spezialisierung auf Friedens- und Konfliktforschung. Später habe ich als freier Berater für die GIZ gearbeitet. Es war also ein ziemlich geradliniger Weg in die EZ, also die Entwicklungszusammenarbeit.  

Was macht eine Aufgabe in der Entwicklungszusammenarbeit für Sie interessant?

Mit Menschen aus anderen Ländern zusammenzuarbeiten und über ihre Lebensweisen etwas zu erfahren, mag ich sehr. In der humanitären Hilfe sind diese Kontexte manchmal auch herausfordernd, wir unterstützen ja Menschen in Notsituationen. Aber genau das macht die Arbeit so wichtig und sinnstiftend. Es geht in dieser Arbeit immer um Begegnungen – und darum, Brücken zu bauen. Weder humanitäre Hilfe noch EZ sind Einbahnstraßen. Wir können als Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und Hintergründen viel voneinander lernen.

 

Caritas international organisiert regelmäßig Workshops zu verschiedenen Themen. Im Juni 2023 fand im Rahmen des Projekts EuroPana in Chosica bei Lima dieser Workshop zu gesunder Ernährung statt. Jonas Brenner und seine Teamkolleg*innen waren dabei.
Im Juni 2023 traf sich das Team von Caritas international in Kolumbien mit Vertreter*innen der Internationalen Organisation für Migration an der Grenze zu Chile.
Blick ins Büro: als humanitärer Berater für Caritas International in Kolumbien arbeitet Jonas Brenner eng mit den Partnerorganisationen zusammen. Betreut werden Projekte der Nothilfe, der Friedensförderung und der Katastrophenprävention. Für zwei große Regionalprojekte, die in mehreren Ländern durchgeführt werden, ist er der Ansprechpartner.
Die Stiftung Fundación Nydia Erika Bautista setzt sich dafür ein, Fälle von verschwundenen und ermordeten Menschen in Kolumbien aufzuklären und eine Wiedergutmachung zu leisten. Jonas Brenner ist hier im Gespräch mit einer Frau, deren Familienangehörige entführt und ermordet wurden.
Besuch in der Unterkunft für Geflüchtete Camir (Casa de Atención al Migrante y al Refugiado) in Tumbes/Peru. Camir ist Teil des Regionalprojekts EuroPana, das durch das Europäische Amt für Humanitäre Hilfe (ECHO) finanziert wird und humanitäre Hilfe und Schutz für Migrant*innen und Geflüchtete aus Venezuela und anderen Ländern leistet.
Das Caritas-Büro liegt im Zentrum von Bogotá. In regelmäßigen Teamsitzungen tauschen sich die Kolleg*innen über laufende und geplante Projekte aus.
Jonas Brenner lebt mit seiner Familie in Bogotá. Die Hauptstadt Kolumbiens hat acht Millionen Einwohner*innen und liegt auf 2.600 Metern Höhe.

Seit April 2023 arbeiten Sie als Fachkraft bei Caritas Colombia, wie sieht Ihre Arbeit konkret aus?

Ich betreue mehrere Projekte der Nothilfe, Friedensförderung und Katastrophenprävention in Kolumbien und in den Nachbarländern. Dafür arbeite ich eng mit den Partnerorganisationen von Caritas Colombia zusammen. In den vergangenen Wochen habe ich die Projektteams kennengelernt und war viel auf Reisen. Anders als bei meinem früheren Job in Freiburg bin ich jetzt viel näher dran an den Menschen – in den Teams und in den Gemeinden – und kann meine Arbeit mehr mitgestalten. Ich bringe keinen vorgefertigen Plan mit, den wir hier abarbeiten, sondern kann mit den Teams und Partnern neue Ideen entwickeln und umsetzen.

Warum haben Sie sich für AGIAMONDO entschieden?

AGIAMONDO ist für mich kein neuer Akteur. Ich hatte mich 2016 schon einmal bei AGIAMONDO für eine Stelle im Ausland beworben, für die ich jedoch nicht ausgewählt wurde. Dann begann ich mit Caritas international in Freiburg als Referent für die Länder Kolumbien, Venezuela und Ecuador zu arbeiten. In dieser Position war ich in engem Kontakt mit AGIAMONDO. An der Organisation habe ich schon damals die familiäre Atmosphäre geschätzt und die gute Zusammenarbeit mit ihren Fachkräften. Auch die Unterstützung für Familien war für mich ein wichtiger Faktor. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass AGIAMONDO auch jungen Leuten einen guten Einstieg in dieses Berufsfeld ermöglicht.

Wie sind Sie auf die Stelle als Fachkraft aufmerksam geworden?

Über meine vorherige Stelle als Lateinamerika-Referent bei Caritas international kenne ich die Partner und Projekte vor Ort. Als die Stelle als humanitärer Berater bei Caritas Kolumbien frei wurde, habe ich mich darauf beworben. Ich finde, es erleichtert den Perspektivwechsel – gerade in der Entwicklungszusammenarbeit – wenn man selbst einmal für längere Zeit vor Ort lebt und die Projekte nicht nur vom Schreibtisch aus betreut.

Wie liefen das Auswahlverfahren und die Vorbereitung ab?

Weil AGIAMONDO mich von meiner früheren Bewerbung und Caritas mich aus der Zusammenarbeit gut kannten, hatte ich eine sehr kompakte Vorbereitungszeit. Ich bin aus Freiburg nur für ein psychologisches Gespräch, den Kurs zur Beratungsrolle und für das Sicherheitstraining nach Köln gekommen. Bei letzterem war auch meine Frau dabei, die Kinder wurden in der Zeit bei AGIAMONDO betreut. Das war ein gutes Angebot, aber trotzdem war es eine anstrengende Zeit für uns als Familie.  

Wie schauen Sie auf die ersten Wochen zurück?

Kolumbien ist für mich ein vertrautes Land. Meine Frau kommt von hier, wir haben zwei gemeinsame Kinder – vier und zwei Jahre alt – und wussten, was uns vor Ort erwartet. Insofern haben wir uns in der kurzen Zeit schon gut eingefunden. Bei der Arbeit ist die Anfangszeit natürlich sehr bewegt und manchmal auch stressig, aber ich lerne jeden Tag Neues.

Wie läuft die Begleitung durch AGIAMONDO vor Ort?

Seitdem ich in Kolumbien bin, ist AGIAMONDO für mich in den Hintergrund gerückt – im positiven Sinne. Ich bin vor allem wegen administrativer Dinge, wie Abrechnungen in Kontakt. Das läuft super. Auch der Kontakt mit meiner Referentin in Köln ist gut. Hier in Kolumbien habe ich Ansprechpersonen, die näher an meinen Aufgaben dran sind.

02.10.2023

Interview: Eva Tempelmann