Gemeinsam lernen – Handwerk hilft e.V. erhält AGIAMONDO-Engagementpreis 2023

AGIAMONDO-Geschäftsführerin Dr. Claudia Lücking-Michel stellt den Preis vor, mit dem AGIAMONDO jährlich Personen ehrt, die sich für strukturelle Gerechtigkeit, Frieden und Teilhabe stark machen.

Der AGIAMONDO-Engagementpreis geht dieses Jahr an den Verein "Handwerk hilft" in Trier. Das gab die Jury am 17. November bei der feierlichen Preisverleihung in Köln bekannt.

 

Die Überraschung war perfekt! "Damit hatten wir nicht gerechnet", sagte der Vereinsvorsitzende Peter Böhm, der gemeinsam mit seinem Stellvertreter Andreas Kosok den Scheck über 2.000 Euro und die Königin-Statue entgegennahm.

Förderung von internationalen Begegnungen, Dialog und Verständigung

Ein wichtiger Aspekt für die Entscheidung war für die Jury die Förderung von internationalen Begegnungen, Dialog und Verständigung – allesamt Grundprinzipien der Personellen Zusammenarbeit. Sie hob zudem hervor, dass das Austauschprogramm junge Menschen in einem Handwerksberuf in den Mittelpunkt stelle. Gerade für Auszubildende fehlten im Rahmen internationaler Freiwilligendienste wie beispielsweise "weltwärts" oft passende Angebote. Die Initiative verknüpfe mit großem Engagement internationalen fachlichen Austausch mit sozialem Lernen und der Unterstützung von Auszubildenden in Ruanda. 

 

Dr. Claudia Lücking-Michel begrüßt Nominierte, Gäste und Mitarbeiter*innen von AGIAMONDO.
Sr. Pascaline (rechts auf der Leinwand) war per Zoom zugeschaltet. Für die Wertschätzung ihres Projektes für Mädchen bedankte sie sich und betonte, dass sie die Ehrung ermutigt, weiterzumachen.
Clara Braungart und Francia Cordero Brinkmann moderierten die Veranstaltung zur Preisverleihung (von rechts).
Die Veranstaltung wurde durch die Musik des Gitarren-Querflöten-Duos Jörg Krause und Katharina Engels bereichert. Die beiden spielten Tangos und Bossa Novas von Astor Piazzolla, Roberto di Marino und anderen.
Der Vorstandsvorsitzende Dr. Markus Demele gibt die Preisträger bekannt.

Gemeinsam arbeiten, essen, lernen und beten

Seit zehn Jahren bietet Handwerk hilft e. V.  Auszubildenden im Raum Trier regelmäßige Begegnungsfahrten nach Ruanda in das Centre des Jeunes in Gatenga (ein Stadtteil der Hauptstadt Kigali), wo die Salesianer ein Ausbildungszentrum mit angeschlossenem Internat betreiben. Im Mittelpunkt steht dabei, die Beziehungen zwischen den Jugendlichen aus beiden Ländern zu stärken, gemeinsames Arbeiten und Lernen auf Augenhöhe zu fördern und die jungen Handwerker*innen in Ruanda auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu unterstützen.

"Ich habe mich als Teil einer Gemeinschaft gefühlt"

"Ich bin als junger Handwerker 2017 selbst bei einer Begegnungsfahrt dabei gewesen", erzählt Andreas Kosok. Ihn hat die Zeit in Ruanda sehr beindruckt. Das fange bei der Willkommenskultur an. "Obwohl wir spätabends ankamen, wurden wir mit Musik und Tanz empfangen", erinnert er sich. Das Besondere für ihn: "Ich habe mich als Teil einer Gemeinschaft gefühlt und nicht als Tourist." Auch beruflich hat er spannende Erfahrungen gemacht: "Ich habe in einem Betrieb gelernt, der technisch gut ausgestattet ist. In Gatenga sah das ganz anders aus. Hier ist Kreativität gefordert, um mit einfachen Mitteln gute Arbeit zu leisten und das gleiche Ergebnis wie in Deutschland zu erzielen. Und das funktioniert."

 

Der König ist in diesem Jahr eine Königin. Als Zeichen für die unveräußerliche Würde eines jeden Menschen wird alljährlich eine neue Holzskulptur von Ralf Knoblauch, Diakon und Bildhauer aus Bonn, für die/den Preisträger*in erschaffen.
"Mit Menschen gemeinsam können wir dazu beitragen, Menschenrechte Realität werden zu lassen. Ein Beispiel dafür ist Truk-F", sagte Magdalena Nilles in ihrer Laudatio auf Truk-F. Yanelvis Hechavarria übernahm die gesamte Organisation rund um den Engagementpreis und Francia Cordero Brinkmann war eine der beiden Moderatorinnen (von links).
Alexandra Winand, Fundraiserin bei den Steyler Missionaren in St. Augustin, stellt das für den Preis nominierte Projekt TRUK-F vor. Die NGO unterstützt Mädchen und Frauen, die Gewalt und Diskriminierung erfahren haben.
Nach der Ehrung gab es im Foyer der Karl-Rahner-Akademie die Gelegenheit zu Gesprächen: Alexandra Winand/Steyler Missionare, Michaela Adelkamp und Heinz-Jürgen Adelkamp, die Sr. Pascaline unterstützen, Jörg Schwieger/Vorsitzender des AKLHÜ und ein Gast (von rechts)
Michaela Adelkamp und ihr Vater Heinz-Jürgen Adelkamp nahmen den Preis für Sr. Pascaline entgegen.

TRUK-F und Schwester Pascaline teilen sich Platz 2

Per Zoom zugeschaltet waren beim Festakt in der Karl-Rahner-Akademie in Köln auch die weiteren Nominierten, Schwester Pascaline aus Togo und der Steyler Missionar Pater Joseph Xavier Alangaram als Repräsentant der indonesischen NGO TRUK-F.  Beide Projekte teilen sich den zweiten Platz und konnten jeweils einen Scheck in Höhe von 750 Euro entgegennehmen. Sie unterstützen Frauen und Mädchen, die Gewalt und Diskriminierung erfahren haben und versuchen, ihnen eine neue Lebensperspektive geben. Die Jury sah es als wichtig an, die Arbeit für Frauen und Mädchen vor allem im Sinne der feministischen Außenpolitik zu stärken und durch die Nominierungen Öffentlichkeit herzustellen.

Menschenrechte von Frauen stärken

"Die UN-Frauenrechtskonvention sieht vor, die Diskriminierung von Frauen zu beseitigen", sagte Magdalena Nilles, Referentin von AGIAMONDO, in ihrer Laudatio zu TRUK-F. Dennoch gebe es sie, auch in Indonesien. Das sei ein Beispiel dafür, wie weit Theorie und Alltag auseinanderklafften. "Mit Menschen gemeinsam können wir dazu beitragen, Menschenrechte Realität werden zu lassen." Ein Beispiel dafür sei TRUK-F.

Ähnlich äußerte sich Dr. Markus Demele in seiner Laudatio zu Schwester Pascaline und ihrem Projekt CASA: "Akteurinnen wie sie können Bewusstseinsänderungen bewirken." Schwester Pascaline, die per Zoom zugeschaltet war, dankte für die Wertschätzung ihres Zentrums und betonte, dass dies dazu beitrage, ihr den Mut zu geben weiterzumachen.

"Die Gewinner zeigen uns, dass Veränderungen möglich sind, wenn Menschen mit Herz, Verstand und Engagement zusammenkommen", sagte Dr. Markus Demele bei der Verkündung des Preisträgers. "Herzlichen Glückwunsch an alle Nominierten!"

Mit dem Engagementpreis ehrt AGIAMONDO Personen, die sich in den Entwicklungs- oder Friedensdienst stellen, sich stark machen für strukturelle Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Frieden und Teilhabe und die für die unveräußerliche Würde eines jeden Menschen eintreten. Menschen, die Begegnung zulassen, Haltung und Solidarität zeigen, Risiken eingehen und Unbequemlichkeiten in Kauf nehmen. Menschen, die oft im Hintergrund arbeiten und nicht auf der großen Bühne, aber mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Schöpfung.

Der Jury gehörten in diesem Jahr an Wolfgang Altenrath, Geschäftsführer der Pax-Bank in Köln, Dr. Markus Demele, Geschäftsführer Kolping International Cooperation e. V. und Vorsitzender des Vorstands von AGIAMONDO, Christel Wasiek, Gründerin der Stiftung Seniorenhilfe weltweit und Dr. Claudia Lücking Michel. Die Preisgelder wurden wie schon in den Jahren zuvor von der Pax-Bank in Köln bereitgestellt.

Text: Stefanie Hallberg/Katharina Engels

19.11.2023