Obwohl es im Mikrofon des Aufnahmestudios immer wieder knackt und rauscht, ist die Botschaft von Ordensschwester Dr. Barbara Brillant deutlich zu verstehen. Wie viele andere Expert*innen und Fachleute zuvor, ist die Direktorin des Mother Patern Colleges für Gesundheitswissenschaften heute im Gespräch bei Radio ELBC Monrovia, um die Aufklärung der liberianischen Bevölkerung rund um COVID-19 zu unterstützen. In der Sendung geht es um Gesundheitsfürsorge. „Wenn wir lernen möchten, wie wir mit etwas leben können, müssen wir es kennenlernen“, sagt Brillant mit fester Stimme. „Wir müssen Verantwortung übernehmen und dürfen das Problem nicht ignorieren, denn es betrifft uns alle.“
Informationen kommen in der Lebensrealität nicht an
Es ist ein Appell, den in Liberia bislang zu wenige Menschen wahrgenommen haben. Denn seit im März 2020 der erste Fall der neuartigen Lungenkrankheit COVID-19 auftrat, steigen die Infektionszahlen trotz strikter Ausgangsbeschränkungen stetig an. Den Grund dafür sehen Marion Koerbel, Koordinatorin des ZFD-Landesprogramms von AGIAMONDO, und andere Kolleg*innen unter anderem in der Kommunikation zwischen Regierung und Bevölkerung. „Viele Informationen zum Infektionsschutz erreichen die Menschen in ihren Lebenswirklichkeiten nicht“, sagt Koerbel. Das habe verschiedene Ursachen. Nachrichtenaustausch funktioniere hauptsächlich über Radio, soziale Netzwerke oder Mundpropaganda, weniger über Fernsehen oder die Tageszeitung, wo neue Präventionsmaßnahmen veröffentlicht werden. Auch seien die Informationen häufig viel zu komplex und für normale Bürger schwer verständlich.
Erfahrung und Expertise zusammenbringen
„Diese Diskrepanz hat schon während der Ebola-Krise 2014–2015 dazu geführt, dass die Menschen in den Gemeinden oft nicht wussten, was vor sich geht und wie sie sich schützen können“, so Koerbel. In Monrovia endete dies zum Teil in gewaltsamen Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften, weil Bewohner*innen in Unkenntnis und aus Angst vor einem Versorgungsnotstand trotz Quarantäneanordnung auf den Marktplätzen unterwegs waren.
Um solche Szenarien zu verhindern, war den Trägerorganisationen des ZFD in Liberia, Brot für die Welt und AGIAMONDO, sowie ihren 16 lokalen Partnerorganisationen nach Auftreten des Corona-Virus sofort klar, dass hier etwas geschehen muss.
„Die meisten von uns hatten bereits Erfahrung im Umgang mit Infektionsschutz aus der Zeit der Ebola-Epidemie“, sagt Koerbel. „Durch die Bandbreite an Partnern und ihre Expertise, konnten wir zudem umfangreiches Fachwissen aus den Bereichen Konflikttransformation, Gesundheitsvorsorge, Bildung oder psychosoziale Beratung zusammenbringen und in einer Arbeitsgruppe zur Aufklärung der Bevölkerung bündeln.“