Wie beurteilen Sie die Herausforderungen, vor denen die personelle Zusammenarbeit steht?
Entwicklungswege sind vielfältig. Bis heute dominieren jedoch Konzepte, die im Nord-Süd-Transfer von Wissen und Können den einzigen Mehrwert internationaler personeller Zusammenarbeit sehen. Dieser Gedanke ist im Kern patriarchal und ebenso überholt wie die Idee, Ziel von Entwicklung seien Industrialisierung, Marktwirtschaft und liberale Gesellschaftsordnungen. Mehr als ein halbes Jahrhundert wurde nach diesem Schema vorgegangen. Im Ergebnis müssen wir feststellen: Es festigen sich Reichtum und Macht auf der einen und Elend und Marginalisierung auf der anderen Seite – und zwar nicht nur im globalen Maßstab.
Durch Konsumfixierung und nicht nachhaltige Industriealisierung verursachte ökologische Krisen, Artensterben, Klimaerhitzung – diese Probleme betreffen jeden von uns. In diesem Sinne sind wir alle Entwicklungsländer. Das stellt auch die Agenda 2030 fest. Die Frage ist allerdings: Wer trägt die Verantwortung für die Misere und wer ist am stärksten von ihr betroffen.