Mit animierten Clips und Songs zu wichtigen Themen informieren

Anemi Wick

Die Journalistin Anemi Wick lebt seit Februar 2020 in Dili/ Timor-Leste. Sie arbeitet als ZFD-Fachkraft für friedensjournalistische Reportagen und Dokumentationen bei der Casa de Produção Audiovisual (CPA). Die katholische Non-Profit-Medienorganisation CPA will marginalisierte Bevölkerungsgruppen mit TV-Dokumentationen sichtbar machen. Es sind Menschen aus abgelegenen Landesteilen, die kaum an öffentlichen Diskussionen und demokratischen Prozessen teilnehmen können. Aktuell produziert Anemi Wick mit ihrer Partnerorganisation Aufklärungsvideos über das Coronavirus, die so gut ankommen, dass nun auch die Weltgesundheitsorganisation die Clips nutzt.

Sinnlich-souliger Händewasch-Song zu Corona

„Am Anfang stand ein animiertes Musikvideo zur Handhygiene“, erzählt Anemi Wick. Nachdem am 21. März in Timor-Leste der erste positiv getestete Corona-Fall registriert war, konnte das CPA-Team nicht mehr in entlegene Distrikte reisen, um ihre Dokus zu drehen. Das erwähnte Musikvideo thematisiert die zwölf empfohlenen Schritte beim Händewaschen: Wie lassen sich Details, die man sich kaum merken kann, unterhaltsam unter die Leute bringen? Mit den kreativen Potenzialen von CPA-Mitarbeitern war das nicht schwer: Soko Real komponierte einen sinnlich-souligen Händewasch-Song und nahm ihn mit einer Sängerin seiner Band auf. Die Kommunikationsmanagerin Dorcy Roslya Daos gestaltete die Animation. Im Look eines Computerspiels werden grimmige angreifende Coronaviren mittels Händewaschens in Schach gehalten.  „Es liegt in deinen Händen“, lautet der Titel des Clips mit den poppigen Cartoons:

Anemi Wick
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Anemi Wick

Timor-Lestes Geschichte in Trickfilmen erzählen

„Animationen, die von den Mitarbeitern selbst gezeichnet und produziert werden, sind ein Markenzeichen seit der Gründung von CPA“, sagt Anemi Wick. „Dies“, erklärt CPA-Direktor Rui Muakandala, „muss man auch im kulturellen und geschichtlichen Kontext des Landes sehen. Während der langen Besatzung durch die Portugiesen und die Indonesier, wurde die Geschichte des Landes vor allem mündlich überliefert. 2002 als Timor-Leste unabhängig wurde, gründete der Jesuit Ruedi Hoffmann CPA. „Sein Anliegen war, dass die Timoresen wieder  mit ihrer kulturellen Identität  verbunden werden, indem sie ihre Geschichten und Mythen aus ihrer Perspektive in ihrer Alltagssprache erzählt festhalten.  Ruedi Hoffmann erschienen dafür animierte Trickfilme geeignet, um Menschen in ländlichen Gebieten mit eingeschränktem Zugang zu Information und Bildung zu erreichen“, so Rui Muakandala. Diese Bevölkerungsgruppen stehen bis heute im Fokus der TV-Dokus von CPA.

Clips und Songs zu allen Themen rund um Corona  

„Auch die unsichtbare Gefahr von Covid-19 lässt sich mit   Animationen gut visualisieren“, sagt Anemi Wick. Das  CPA-Team leistet mit ihren Videoclips einen Beitrag im Kampf gegen das Virus in Timor-Leste. Weitere Clips  in der Landessprache Tetum thematisieren die Gefahren von Fake News im Kontext von Corona in Timor-Leste, erklären, wie man unseriöse Quellen identifiziert und bringen Kindern in "Warum gehen wir heute nicht zur Schule?" nahe, weshalb sie zuhause bleiben müssen. Auch zum geforderten Sicherheitsabstand wurde gerade ein Song-Clip veröffentlicht.  Alle Filme laufen über die Plattformen Facebook und WhatsApp, die in Timor-Leste sehr populär sind.

ZFD-Fachkraft unterstützt CPA’s Social-Media-Plattformen

Anemi Wick unterstützt die Optimierung von CPAs Social-Media-Kanälen bei der Nutzeransprache.  Sie bildet das 14-köpfige Team journalistisch weiter, hilft bei den Produktionsschritten sowie der Ausweitung von CPA‘s Social-Media-Präsenz.  „Als etabliertes, unabhängiges Produktionshaus ist CPA in der Bevölkerung bekannt und genießt deren Vertrauen“, meint die ZFD-Fachkraft, „durch die breite Streuung der Corona-Clips auf allen Kanälen wollen wir möglichst viele Menschen erreichen. Inhaltlich halten wir journalistische Standards mit klaren Quellenangaben unter Verwendung ausschließlich seriöser Informationen ein.“

Anemi Wick
Anemi Wick
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CPA’s Filme laufen auch im staatlichen Fernsehsender  

Wie erfolgreich CPA ist, zeigt sich daran, dass die Corona-Clips mehrmals täglich auf Timor-Lestes staatlichem Fernsehsender RTTL ausgestrahlt werden. Die Clips laufen zudem im Wartesaal der Klinik Klinika Uma Ita Nia und Radio Liberdade, eine Partnerorganisation von AGIAMONDO, spielt den Song im Radio.  Hilfsangebote zu häuslicher Gewalt spricht ein Video an, das CPA zusammen mit den Frauen der NGO FOKUPERS gerade dreht.  Mit dem WHO-Büro in Timor-Leste produzierte CPA eine interaktive Frage-Antwort-Serie. Hier können Facebook-Nutzer fragen und timoresische Mitarbeiter der WHO antworten in den von CPA animierten Clips. Die Playlist auf Facebook und YouTube enthält aktuell acht Clips, oft mit englischen Untertitel in der CC-Funktion.

Video zu den Symptomen von Corona

Die Youtube-Playlist mit allen Videos können Sie hier ansehen.

Junge Demokratie mit relativ viel Pressefreiheit

 „Verglichen mit anderen Ländern Südostasiens genießt Timor-Leste viel Pressefreiheit. Sie ist auch ein Indikator für Demokratie, Stabilität, Frieden und Freiheit vor allem für benachteiligte Bevölkerungsgruppen“, betont Anemi Wick. Der Beitrag von CPA zur Bekämpfung von Covid-19 sei ein kleiner Mosaikstein. Doch insgesamt könne CPA mit seinen unabhängigen Dokus und dem Aufspüren von leisen und oft vergessenen Stimmen eine wichtige Rolle in der Demokratie des Landes spielen.  Seit dem 15. Mai ist das Land offiziell frei von Covid-19. Anemi Wick hofft nun, dass sie das CPA-Filmteam bald in entlegene Landesteile von Timor-Leste begleiten kann, um die Menschen dort wieder zu Wort kommen zu lassen.

27.05.2020

Text: Ursula Radermacher