Gemeinsam Quellen in den Bergen und im Dschungel suchen

Wasser- und Sanitärversorgung für alle: Wie sichert man die Wasserversorgung auf dem Land nachhaltig? Wie wichtig ist Hygiene für die ‎Gesundheit? Als Berater auf Zeit reist Philipp Günther ins südliche Afrika und Asien und berät ‎lokale NGOs, Diözesen und die Bevölkerung. Dafür steigt er auch auf hohe Berge oder geht in ‎den Busch. ‎

Das Motto „Niemand zurücklassen - Wasser und Sanitärversorgung für alle" des diesjährigen Weltwassertages trifft auch den Kern der Tätigkeit von Philipp Günther. Für die ländliche Bevölkerung im südlichen Afrika und Südasien ist sauberes Trinkwasser und eine gute Sanitärversorgung nicht jeder Zeit selbstverständlich, obwohl dies ein existentielles Grundbedürfnis aller Menschen ist. Als Berater auf Zeit spricht er bei Workshops in Dörfern oder bei NGOs das Thema Wasser- und Sanitärversorgung an. Er sensibilisiert für Hygiene und fragt nach, wie die Wasserversorgung, auch für die Landwirtschaft, nachhaltig gesichert werden kann. Bevor Sensibilisierungsmaßnahmen mit der lokalen Bevölkerung überhaupt losgehen, spricht Philipp Günther mit NGO-Leitern, Bischöfen und mit NGOs in Teamsitzungen.

Situation vor Ort verstehen

Danach geht er auf lokale Partner zu, um ihre Perspektive und Situation zu verstehen und die vorhandenen Ansätze wahrzunehmen. Er unterstützt die Partner in den vorhandenen Ansätzen und bietet neue Perspektiven an. Letztlich geht es darum, technische Professionalität mit einer sozialen und wirtschaftlichen Handhabbarkeit zu verbinden. Gemeinsam wandert er mit Dorfbewohnern zu Quellen hoch in den Bergen oder bei extremer Hitze zu Bohrbrunnen im Busch, um die geographische Situation zu erkunden. Sein Interesse wirkt vertrauensfördernd und daran kann er bei seinem nächsten Beratungsbesuch anknüpfen.

Philipp Günther reist mehrmals im Jahr nach Afrika und Asien, um die Menschen vor Ort aus- bzw. weiterzubilden und das Wasserthema weiterzuentwickeln. Die Grundfrage ist, wie ein fairer, bezahlbarer und nachhaltiger Wasserzugang für alle geschaffen werden kann. Daran hängen verbesserte Lebensbedingungen für die Familien, sowie dauerhafter Frieden und Schutz der Umwelt. Und NGOs fragen auch: „Was können wir vor Ort besser machen als bisher?“

Enormes Engagement der Bevölkerung

Die Menschen vor Ort sind einfallsreich, wenn es darum geht, Projekte nachhaltig umzusetzen. Gleichzeitig sind sie bereit, die technischen Anforderungen und organisatorischen Prozesse, die der Bau von Infrastruktur erfordert, zu meistern. Teilweise finden diese Prozesse in konfliktreichen und strukturarmen Räumen statt, doch das schreckt sie nicht ab. Sie beweisen durch ihr enormes Engagement, dass Veränderungen möglich sind und lokale Gemeinschaften langfristig autonom ihre Ressourcen bewirtschaften können. Die Gemeinschaften können sich gut organisieren und verwalten ihre Ressourcen mutig selbst. Sie wollen für sich eine Perspektive schaffen und sind interessiert durch sauberes Trinkwasser die Gesundheitssituation und Überlebenschancen von Kleinkindern zu verbessern.

Philipp Günther ist Berater auf Zeit für Wassermanagement für Misereor-Partner in afrikanischen und asiatischen Ländern.
Training des Teams der Partnerorganisation Caritas Diocésaine et Développement (CDD) in Natitingou/ Nordbenin zur Erhebung von sozio-ökonomischen Daten.
Wanderung zur Quelle Kashalalo in der Gemeinde Walungu, Süd-Kivu/ Ostkongo. mit Vertetern der Partnerorganisation "Comité pour l'Autopromotion à la Base" (CAB), DR Kongo.
Test eines Ablassrohres durch ein Stauwehr zu Bewässerungszwecken, beteiligt ist die Partnerorganisation Caritas Masvingo in Zimbabwe.
Örtliches Treffen dreier Gemeinden im Rushinga Distrikt/ Nordzimbabwe, die Wasser des Nyamuwe Dammes nutzen.* Partnerorganisation ist Caritas Chinhoyi.
Im Dorf Gahama-Nyundo/ Ruanda werden Hindernisse und Erfolge in der dörflichen Wasserverwaltung mit dem Wasserkomitee diskutiert.

Outsourcing führt zu höheren Kosten

Neben der konkreten Arbeit beobachtet Philipp Günther politische Entwicklungen, wie die weitreichenden Privatisierungsstrategien von Weltbank und internationalen Playern. Mit diesen Strategien sollen Staaten angeblich die Zugangsrechte ihrer Bevölkerung zu Wasser sichern. Doch sie werden schon lange kontrovers diskutiert. Studien belegen, dass die Privatisierung der öffentlichen Wasserversorgung, das sogenannte „Outsourcing“, deren Kosten oft enorm steigert. Gleichzeitig verschlechtert sich die Versorgung der lokalen Bevölkerung. Für die Projektgruppen von MISEREOR bedeutet dies immer häufiger, dass ihnen ihre selbst organisierte, gut funktionierende Wasserversorgung aus der Hand genommen wird.

Knapp 30 % haben keine sichere Wasserversorgung

Berater wie Philipp Günther entwickeln mit den Partnern vor Ort Strategien zum Schutz der Nutzer. Die Folgen der Enteignungen sollten auch in Berlin Brüssel oder Genf Gehör finden, wo die Weichen für diese internationalen Abkommen gestellt werden. Laut UNESCO haben knapp 30 % der Weltbevölkerung und unter ihnen hauptsächlich Frauen und Kinder, keine dauerhaft sichere Wasserversorgung. MISEREOR engagiert sich für diese Bedürfnisse und thematisiert das Menschenrecht auf Wasser lokal, regional und international.

 

Fotos: Philipp Günther, Text: Ursula Radermacher