Für den AGIAMONDO-Engagement-Preis nominiert: Die Kölner Studentin Madita Teusen setzt sich für Begegnung und Austausch mit Geflüchteten in Bangkok ein

Vier Süd-Nord-Freiwillige, die in Köln ihren Freiwilligendienst gemacht haben: Madita Teusen (zweite von rechts) begleitete sie dabei als Mentorin.

Bangkok ist die Hauptstadt Thailands, eine pulsierende 8-Millionen-Metropole und Zentrum des internationalen Tourismus. Was eher wenige Menschen wissen: Bangkok ist auch Anlaufzentrum für geflüchtete Familien aus Kambodscha, Vietnam, Afghanistan, Syrien, Pakistan und anderen Ländern. Ihr Flüchtlingsstatus wird jedoch nicht anerkannt, da Thailand die Genfer Flüchtlingskonvention nicht unterzeichnet hat. Im Zentrum für geflüchtete Familien hat Madita Teusen mitgearbeitet, eine Studentin der Ethnologie und Erziehungswissenschaften an der Universität Köln.

 

Madita Teusen absolvierte 2017/2018 bei der MISEREOR-Partnerorganisation COERR (Catholic Office for Emergency Relief and Refugees) in Thailand einen Freiwilligendienst. Dabei hat sie in Bangkok Kinder und Jugendliche ohne legalen Aufenthaltsstatus in Musik und Englisch unterrichtet. Durch ihre empathische, respektvolle und einfühlsame Art sind dabei tiefe menschliche Begegnungen und andauernde Freundschaften zu den Familien entstanden. Die jungen städtischen Geflüchteten, die sich in Thailand nirgends zugehörig und aufgrund ihrer Nicht-Teilhabe am öffentlichen Leben oft minderwertig fühlen, haben Madita ihre Lieder, Tänze und Sprachen beigebracht – und sich dadurch wieder selbstwirksam erlebt. Im Zuge dieser Begegnungen wurde ein wechselseitiges Lernen möglich.

Die vielfältigen Lernerfahrungen haben Madita neue Impulse gegeben und motiviert, auch nach ihrer Rückkehr nach Deutschland aktiv zu bleiben. Gemeinsam mit anderen ehemaligen Freiwilligen tauscht sie sich aus und gestaltet im Rahmen der Rückkehrer*innenarbeit von MISEREOR Workshops zum Thema Klimagerechtigkeit und ein virtuelles Zukunftslernlabor mit. Die wertvollen Erfahrungen, die sie in Thailand machen durfte, möchte sie teilen und auch anderen Menschen diese neuen Begegnungen und Perspektiven ermöglichen.

Health Education Event für Kinder aus geflüchteten Familien mit einer Krankenschwester (rechts) aus der Health Unit des Bangkok Refugee Centers und mit Madita Teusen (links)
Alltag auf dem Schulhof während des Freiwilligendienstes von Madita Teusen
Präsentation von COERR zur Share the Journey-Kampagne bei der Caritas Asia-Konferenz
"Share the Journey"-Konzert mit Tanz in der Aachener Auferstehungskirche zum Weltflüchtlingstag im Juni 2019

Im Sommer 2019 hat Madita Teusen in der Aachener Auferstehungskirche ein Benefizkonzert mit dem Titel „Share the Journey“ für ihre Aufnahmeorganisation in Bangkok organisiert. Mit Musik, Tanz, Poesie, Bildern und vietnamesischem Essen nach Rezepten der Geflüchteten hat sie das Publikum mit allen Sinnen auf eine Reise zu den Menschen vor Ort, zu deren Geschichten, Alltagssorgen, Nöten, aber auch deren Gastfreundschaft, deren Mut und deren Träume mitgenommen. Dazu hat sie sowohl eigene Texte geschrieben, die Musik der Geflüchteten vertont und eine Tänzerin dazu choreografieren lassen, als auch die Geflüchteten selbst durch eigene Texte zu Wort kommen lassen.

Die Veranstaltung war über die eingegangenen Spenden sowohl finanziell als auch menschlich ein großer Erfolg. Um letzteres ging und geht es Madita Teusen hauptsächlich: Sie will Brücken zwischen den Kulturen bauen und Verbindungen zwischen Menschen herstellen, die einander sonst vermutlich nie begegnen würden. Am Ende der Veranstaltung konnte das Publikum Nachrichten für die Geflüchteten in Thailand schreiben. Der von ihr initiierte interkulturelle Dialog wird fortgesetzt.

Mit Beginn der Pandemie Anfang 2020 wurde Madita Teusen bewusst, dass Corona sehr unterschiedliche Konsequenzen für die Menschen weltweit hat. Sie hat die prekäre Situation der Geflüchteten in Thailand, insbesondere von Kindern und Jugendlichen, noch verschärft. Aufgrund der geschlossenen Schulen und wenigen anderen Möglichkeiten waren sie zum Nichtstun gezwungen. Nach Gesprächen mit den Geflüchteten beschloss Madita, den Englisch-Unterricht, den sie während ihres Freiwilligendienstes live gegeben hatte, ins Virtuelle zu verlegen und eine kleine Gruppe via Zoom zu unterrichten.

Madita Teusen hält die Freundschaften und den Kontakt zu den geflüchteten Familien aufrecht und sucht nach Möglichkeiten zum Austausch und um Momente der Hoffnung zu schaffen. Dabei ist es ihr wichtig, genau diese Menschen, die häufig nur in Geflüchteten-Statistiken auftauchen, sichtbar zu machen – indem sie nicht müde wird, in Deutschland von ihnen und ihrer Situation zu erzählen.

Auch als Mentorin für die Süd-Nord-Freiwilligen in Köln ist Madita Teusen seit Herbst 2019 mit hohem persönlichen Einsatz aktiv. Sie begleitet die Süd-Freiwilligen während ihres Jahres in Deutschland, unterstützt bei Ämtergängen, konzipiert interkulturelle Seminareinheiten und ist Ansprechpartnerin bei sämtlichen Alltagsthemen. Ihre thailändischen Freund*innen haben für dieses Engagement einen einfachen Satz parat: khop khun kah – danke!

Text: Carola Battistini-Goldmund

18.10.2021

AGIAMONDO Engagement-Preis: Freiwilligendienste im Fokus

Mit dem AGIAMONDO Engagement-Preis, der seit 2019 vergeben wird, möchten wir Frauen und Männer ehren, die sich in den Entwicklungs- oder Friedensdienst stellen, die sich stark machen für strukturelle Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Frieden und Teilhabe und so für die unveräußerliche Würde eines jeden Menschen eintreten. Frauen und Männer, die die Klage der Armen und die Klage der Erde (Laudato Si‘) anrührt und die sich in den Dienst an Mensch und Erde nehmen lassen. Nicht nur fachlich, sondern mit Herz und Verstand. Wir denken an Frauen und Männer, die Begegnung und Nähe zulassen, Vertrauen aufbauen und deren gelebte Haltung und Solidarität personelle Entwicklungs- oder Friedensarbeit erst lebendig werden lassen. Und die bewusst – nicht leichtfertig – Risiken eingehen und Unbequemlichkeiten in Kauf nehmen. Oft im Hintergrund und nicht auf der großen Bühne, aber mit großer Zuversicht und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Schöpfung. Das können sowohl Fachkräfte als auch Personen aus den Partnerorganisationen im Süden, Osten oder Norden sein.

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums von FID – Fachstelle internationale Freiwilligendienste soll der Preis im Jahr 2021, Engagierte aus der Welt der Freiwilligendienste auszeichnen. Ganz nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ möchten wir mit dem AGIAMONDO Engagement-Preis dazu beitragen, dass weltweites Engagement sichtbar wird und ansteckt. Vor allem aber möchten wir uns bei den Preisträger*innen, stellvertretend für die vielen anderen, die es auch verdient hätten, ganz herzlich bedanken.

Wer wird ausgezeichnet?
Ausgezeichnet können alle werden, die sich als Freiwillige/Rückkehrer*innen/Partner/Träger… oder wie auch immer, im Rahmen der internationalen Freiwilligendienste für Begegnung, Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einsetzen.

Wie bewerbe ich mich?
Und kann ich auch jemanden vorschlagen? Es können sowohl Vorschläge als auch Eigenbewerbungen eingereicht werden.

Was erwartet den*die Preisträger*in?
Wir wollen Ihr Engagement sichtbar machen und wollen damit andere Menschen dafür begeistern, sich auch selbst zu engagieren. Wir danken der Pax-Bank Köln für ihre großzügige Gabe eines Preisgelds von insgesamt 2.000€. Außerdem besteht die Auszeichnung aus einer der berühmten Königsskulpturen des Bonner Diakon und Holzbildhauers Ralf Knobloch. Wir freuen uns sehr, dass er wieder eine seiner König*innen als Preis stiftet.

Wann ist Bewerbungsschluss?
Vorschläge und Bewerbungen konnten bis zum 31.08.2021 eingereicht werden.

Was reiche ich als Bewerbung/Vorschlag ein?
So vielfältig, wie die Formen des Engagements können auch die Bewerbungen oder Vorschläge sein. Natürlich brauchen wir einen Namen und Informationen zur Person. Eine Beschreibung des Engagements und der Ziele sowie Links, Flyer oder sonstiges Material, was die Jury überzeugen könnte. Bitte auf Deutsch oder in Englisch. Alles am besten digital.

Wann findet die Preisverleihung statt?
Am 12.11.2021 laden wir von 14:00 bis 16:00 (MEZ) zu einer Online-Preisverleihung ein. Die nominierten Bewerber*innen stellen hier ihr Projekt selbst vor.

Hier können Sie sich für die Online-Preisverleihung anmelden.

Jurymitglieder:
Wolfgang Altenrath
, Regionaldirektor Pax-Bank eG;
Gertrud Casel, langjährige Geschäftsführerin der Deutschen Kommission Justitia et Pax;
Dr. Markus Demele, Generalsekretär von KOLPING INTERNATIONAL und Vorstandsvorsitzender AGIAMONDO; 
Padre Luis Carlos Hinojosa Moreno, Priester und Fachkraft in der Diözese Aachen;
Christel Wasiek, ehemalige Fachkraft in Lateinamerika und langjährige Abteilungsleiterin bei AGIAMONDO