Hinsichtlich der Dekolonisierung in der Personellen Zusammenarbeit, könne es keine allgemeine Regel geben, sagte Nikita Dhawan. Es sei jedoch wichtig, jeweils Kontext-sensibel zu arbeiten und genau hinzuschauen, was die Prioritäten der Menschen in unseren Arbeitskontexten wirklich sind. "Wir müssen in den Dialog gehen und eine Ethik des Zuhörens entwickeln" so die Wissenschaftlerin. Es gelte aufmerksam zu sein, dass wir nicht immer schon wissen, was zu tun ist und was gerade gebraucht wird. Die Herausforderung sei es, Räume zu schaffen, in denen Beziehungen mit Menschen gestaltet werden, die unterschiedlich in der Hierarchie platziert seien, in denen offen miteinander kommuniziert werden kann und man ehrlich miteinander ist. Das sei ein schwieriger Prozess, gerade angesichts eines so gewaltvollen Erbes wie der Kolonialisierung, dem man sich jedoch immer wieder neu stellen müsse
Ein divers besetztes Podium widmete sich der Frage: Wie können wir uns und die Personelle Zusammenarbeit dekolonisieren? Dabei war von Interesse, was sich in Politik und Gesellschaft verändern müsste, damit die Akteure bewusst und konstruktiv mit kolonialen Kontinuitäten und bestehenden Beziehungsasymmetrien umgehen können.
Über konkrete Erfahrungen der Zusammenarbeit in Kamerun berichtete Monsignore Jervis Kebei Kewi, Generalsekretär der Nationalen Bischofskonferenz. "Wir können die Vergangenheit nicht ändern", sagte er, "aber wir können unser Denken ändern und wie wir die Dinge betrachten."
Über konkrete Erfahrungen der Zusammenarbeit in Kamerun berichtete Monsignore Jervis Kebei Kewi, Generalsekretär der Nationalen Bischofskonferenz des Landes. Mali Ole Kaunga, Gründer des Netzwerks PARAN (Pastoralists Alliance for Resilience and Adaption in Northern Kenya Rangelands) stellte die soziale Bewegung vor, die sich seit 2018 für die Rechte der indigenen Bevölkerung in Norden Kenias einsetzt. Das Bündnis bringt mehr als 40 Interessengruppen zusammen, um den nachhaltigen Pastoralismus zu stärken.
In Workshops konnten die Teilnehmer*innen einzelne Themen vertiefen. So wurde beispielsweise gefragt: Müsste mit dem heutigen Verständnis von Dekolonisierung nicht eine stärkere Übergabe von Entscheidungsgewalt und Ressourcen an lokale Akteur*innen einhergehen? Was kann man sich konkret unter Dekolonisierung in der Personellen Zusammenarbeit vorstellen? Und: Wie müssen sich Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit im Globalen Norden verändern?
Die Internationale Fachtagung für Personelle Zusammenarbeit findet seit 2005 in einem dreijährigen Turnus statt. Ziel ist es, sich über aktuelle Herausforderungen der Personellen Zusammenarbeit auszutauschen. Die Veranstaltung richtet sich an Mitarbeitende von Entsendeorganisationen und an interessierte Verantwortliche aus NGOs, Politik Verwaltung und Wissenschaft. Das von den Trägerorganisationen ausgewählte Thema wird von Persönlichkeiten aus Nord und Süd kritisch beleuchtet und im Plenum diskutiert.
28.04./05.05.2023
Text: Katharina Engels