Welche Gespräche waren für Sie besonders wichtig – und warum?
Für mich war es das erste Mal, dass ich von einem Psychologen zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Das war also eines der Interviews, die mich mit einer gespannten Erwartung erfüllten. Der Dialog lief gut. Mich hat der Austausch mit dem Psychologen beeindruckt, weil er meinen Wunsch, ins Ausland zu gehen, noch verstärkt hat. Ich erzählte von meinen verschiedenen Erfahrungen, z. B. auch von unglücklichen Vorfällen in Bezug auf die Sicherheitslage, und der Psychologe ermutigte mich mit seinen Antworten. Es war ein sehr schönes Interview. Ich fühlte mich wie in einer guten psychologischen Beratung und nicht wie in einem Vorstellungsgespräch. Ein weiterer wichtiger Punkt war das Vorstellungsgespräch für die Stelle als ZFD-Koordinator im Südsudan mit der Leitung des Zivilen Friedensdienstes bei AGIAMONDO, welches ebenfalls sehr gut verlief.
Gab es Programmpunkte, die Sie als herausfordernd empfunden haben?
Nein, obwohl es das erste Mal war, dass ich bei einem Vorstellungsgespräch Präsentationen vorstellen musste. Die Vorgabe war, mit den mir zugesandten Unterlagen und den auf der AGIAMONDO-Website verfügbaren Informationen mehrere Präsentationen vorzubereiten, die sich auf die Stelle bezogen, auf die ich mich beworben habe. Dabei ging es darum, meine künftige Arbeit, mein Verständnis von dieser Arbeit zu präsentieren. Darüber hinaus habe ich eigene Punkte entwickelt und bin über das hinausgegangen, was von mir verlangt wurde. Das ist gut angekommen.
Wie haben Sie sich für die Präsentation in Bezug auf die neue Stelle vorbereitet?
Vor dem Interview erhielt ich die Länderstrategie für den Südsudan, verschiedene Dokumente über den ZFD und die Arbeitsthemen von AGIAMONDO im Südsudan, die auf Vergangenheitsbewältigung und Versöhnung ausgerichtet sind. Neben den Informationen auf der Homepage von AGIAMONDO, habe ich auch das BMZ-Programm recherchiert, das die Programme von AGIAMONDO im Südsudan finanziert. Nachdem ich all diese Dokumente gelesen hatte, war ich für die Vorstellungsgespräche und Präsentationen gut gerüstet.
Welche Tipps zur Vorbereitung auf die Auswahltage geben Sie zukünftigen Bewerber*innen?
Bewerber*innen sollten sich unbedingt die Zeit nehmen, die ihnen zur Verfügung gestellten Unterlagen gründlich zu lesen und sich im Internet über AGIAMONDO zu informieren. Wichtig ist auch eine gute Internetverbindung. Die Fragen sollten nicht übereilt beantwortet werden, sondern es ist wichtig sich etwas Zeit zum Nachdenken zu nehmen, bevor man spricht. Ein gute Möglichkeit ist es, die Gesprächspartner*innen zu bitten, die Frage noch einmal zu stellen. So gewinnt man Zeit, um die Antwort in Ruhe zu formulieren.
Sie hatten sich ursprünglich auf eine Stelle in Uganda beworben, sind im Auswahlverfahren jedoch für die Stelle der ZFD-Koordination im Südsudan ausgewählt worden. Wie kam es dazu?
In der Tat hatte ich mich zuerst auf eine Stelle in Uganda beworben. Später sah ich das Stellenangebot für den Südsudan und bewarb mich auch dafür. Ich hatte also zwei Bewerbungen bei AGIAMONDO offen, wurde jedoch zuerst für die Stelle in Uganda kontaktiert. Daraufhin teilte ich den zuständigen Mitarbeiter*innen mit, dass ich mich prioritär für das Angebot im Südsudan interessiere. Ich wurde ermutigt, die Bewerbungen für beide Stellen aufrechtzuerhalten. Während des Austauschs mit der Personalleitung stellte sich heraus, dass meine Qualifikationen gut zu der Stelle im Südsudan passen. Und so wurde ich am nächsten Tag zu einem Vorstellungsgespräch für die Stelle des Koordinators eingeladen. Es waren also tatsächlich meine Qualifikationen, die den Ausschlag für die Koordinationsstelle gaben. Das macht mich sehr glücklich.
Welche Rolle spielte das Gespräch mit dem Psychologen?
Das Gespräch hat meine Bereitschaft nochmals verstärkt, wieder im Südsudan zu leben und zu arbeiten. Wir sprachen über meine Erinnerungen an den Südsudan und die damit verbundene Unsicherheit. 2011 hatte ich während eines interethnischen Konflikts einen Sicherheitsvorfall erlebt, bei dem ein enger Kollege ums Leben kam. Das hat mich damals sehr negativ geprägt. Als ich mit dem Psychologen sprach, wurde mir klar, dass ich den Vorfall schon vor langer Zeit überwunden hatte und daher wirklich bereit bin, in den Südsudan zurückzukehren. Dieses Land hat einen langen Bürgerkrieg hinter sich, der die Infrastruktur zerstörte und damit das tägliche Leben erschwert hat. Der Austausch mit dem Psychologen half mir, meine Erinnerungen zu klären und mich bereit zu fühlen, auszureisen.
Was werden Ihre Aufgaben als ZFD-Koordinator in Südsudan sein? Wie ist die Situation in dem Land?
Als Koordinator werde ich u. a. für die Finanzverwaltung, die Gestaltung von Beziehungen zu Partnerorganisationen und die Begleitung von Hochschullehrer*innen bei der Durchführung von Projekten mit Partnern zuständig sein. Außerdem gehören die Entwicklung des Landesprogrammes, die Beziehungen zu strategischen Partnern, zu NGOs, zu den südsudanesischen Behörden und zur katholischen Kirche des Südsudans als Partnerorganisation dazu.
Interview: Ursula Radermacher
13.10.2021