Einen realistischen Blick auf Dienstreisen vermitteln
Anders als bei den Sicherheitstrainings für Fachkräfte, in dem die Teilnehmer*innen unter anderem einen ausführlichen lokalen Sicherheitsplan erstellen, steht im neuen Training das sichere Reisen im Fokus. Schließlich wechseln Mitarbeiter*innen und Berater*innen internationaler Organisationen auf Dienstreisen oft die Standorte. "Im Grunde sprechen wir alle Phasen einer Dienstreise durch, von der Vorbereitung über die Zeit vor Ort bis zur Rückkehr", erklärt Sicherheitsexperte David Smallwood. Es gehe um einen realistischen Blick auf Dienstreisen, ohne Beschönigungen, aber auch ohne Panikmache. "Wir spielen hier nicht nur Worst-Case-Szenarien durch, sondern wollen bei den Teilnehmer*innen die Aufmerksamkeit dafür schärfen, in welche Situationen sie während einer Auslandsreise geraten können und wie sicheres Reisen trotzdem gelingen kann", betont auch Dr. Clara Braungart, Sicherheitsbeauftragte bei AGIAMONDO.
So analysieren die Teilnehmer*innen unter anderem ihre eigene Rolle und die Kontexte, in denen sie sich bewegen. Sie lernen, zwischen Bedrohungspotenzialen und eigener Verwundbarkeit zu unterscheiden. Die Trainer*innen unterstützen die Teilnehmer*innen dabei, bisherige Erfahrungen und Annahmen kritisch zu reflektieren.
"Professionell und praxisnah"
"Der Kurs war exzellent strukturiert und sehr praxisorientiert", zieht Jörg Hilgers Bilanz. Der Theologe und politische Ökonom ist seit 26 Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit tätig und hat im November 2021 am Sicherheitstraining für Dienstreisende teilgenommen. "Trotz meiner langjährigen Arbeits- und Reiseerfahrungen habe ich in diesem Training viel Neues gelernt", sagt Hilgers. Als Vielgereister wiege man sich manchmal in trügerischer Sicherheit und gehe davon aus, dass auch künftige Reisen problemlos verliefen. Er hält das im Sicherheitstraining vermittelte Konzept der "situational awareness" für sehr hilfreich. Das bedeutet: die Umgebung bewusst wahrnehmen, ihre Bedeutung verstehen und Veränderungen frühzeitig erkennen. Außerdem nehme er mit, wie wichtig der Austausch mit den lokalen Partnern für die Vorbereitung der Dienstreise sei. Schließlich seien diese am besten über die Kontexte vor Ort informiert.
Auch Bettina Leibfritz, Theologin und seit 20 Jahren Asienreferentin bei missio, lobt das neue Sicherheitstraining. "Die beiden Referent*innen waren sehr professionell, empathisch und ein ausgezeichnetes Team", sagt sie über Heizmann und Smallwood, die das Training für missio im August 2021 durchgeführt hatten. Durch die Rollenspiele und vielen konkreten Beispiele aus den eigenen Erfahrungen der beiden Sicherheitsexpert*innen sei das Training sehr lebendig und praxisnah gewesen.
Sicherheitstrainings für Süd-Nord-Fachkräfte: Bedarf vorhanden
Ob es künftig auch ein zusätzliches Seminarangebot zum Thema Sicherheit für Süd-Nord-Fachkräfte geben wird oder für Dienstreisende, die aus dem globalen Süden in den Norden kommen, ist noch offen. Themen könnten hier zum Beispiel sein: Wie geht man mit fremdenfeindlichem Verhalten um? Wohin können sich Fachkräfte aus dem globalen Süden wenden, um sich diesbezüglich Unterstützung zu holen? "Der Bedarf zu diesen Themen ist da", sagt Clara Braungart. AGIAMONDO arbeite daran, das Trainingsangebot auch für die Süd-Nord-Fachkräfte entsprechend auszubauen.