Als Claudette Coulanges und ihre Kolleg*innen von HPE Ende März 2020 Menschen in Aquin zu ihrer aktuellen Situation befragen, haben viele noch nie von COVID-19 gehört.
Die Region, in der die Nichtregierungsorganisation seit 2004 aktiv ist, liegt sehr abgeschieden an der Südküste Haitis. Nur wenige Informationen erreichen die Dörfer hier. Doch auch wenn die Krise zu diesem frühen Zeitpunkt noch keinen Namen hat, sind ihre Folgen bereits deutlich spürbar.
„Bis heute ist es vor allem Geld, das fehlt“, sagt Claudette Coulanges, die HPE als AGIAMONDO-Fachkraft unterstützt. Die Mehrheit der Bevölkerung in Aquin lebt von den Löhnen, die Angehörige aus dem Ausland überweisen. „Wenn dort die Jobs wegfallen, kommt auch hier nichts mehr an“, erklärt sie. Das führt zu akuter Existenznot: Familien können kein Essen mehr kaufen, Landwirte kein Saatgut mehr erwerben. Hinzu kommt, dass das Ansteckungsrisiko durch die beengten Wohnverhältnisse und die unzureichende sanitäre Infrastruktur sehr hoch ist. Ende Juni lag die Zahl der Infektionsfälle bereits bei knapp 6.000. Eine adäquate Versorgung kann das völlig unterfinanzierte Gesundheitssystem jedoch nicht gewährleisten.